Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes
bleibt er auf ewig an dir kleben.«
»Trotzdem ruinierst du dir deinen Revolver, wenn du so daran herumsägst.«
»Ach wo! Was glaubst du, wie viele Kerben ich schon gemacht habe? Wenn ein Knauf voll ist, kommt der nächste Revolver. Die liegen säuberlich nebeneinander in einer Kassette.«
»Hätte ich das früher gewusst, ich hätte es dir verboten, du Kindskopf!«
»Ach Karl, sei doch nicht so streng mit mir.«
»Es wäre nicht nötig gewesen zu schießen. Das wäre auch so gegangen, verstanden!«
»Jawohl, Gruppenführer!«
»Gruppenführer und Staatsrat!«
»Jawohl, Gruppenführer und Herr Staatsrat Ernst, mein lieber Karl.«
»Spaßvogel. Wieso machst du jetzt noch eine Kerbe?«
»Alle, die ich erledigt habe, kriegen eine. Die noch leben, nur eine kleine. Und den Scranowitz haben wir erledigt, oder? Der pariert jetzt.«
»Der hat auch vorher schon pariert. So ein kleines Licht. Was du dem vorsagst, das plappert er nach. Der hat hier kein Kommando gesehen, das in den Reichstag marschiert ist. Nichts gesehen, nichts gehört, seinem Hausherrn treu ergeben.Der Herr Reichstagspräsident kann stolz auf seinen Hausmeister sein.«
»Hausinspektor, und Göring hört jetzt auf den Titel Reichsminister und Reichskommissar!«
»Ganz recht, Stabswachenführer.«
»Kommandant zur besonderen Verwendung!«
»Rühren!«
»Wer weiß, was uns noch für Titel blühen.«
»Nachdem wir der Partei die Machtergreifung auf dem Silbertablett serviert haben, steht uns alles offen.«
»Karl?«
»Hm?«
»Ich mag die braunen Uniformen gar nicht so gern.«
»Bald müssen sie uns die Schwarzen geben, das ist klar wie Kloßbrühe. Geradlinigkeit, absoluter Gehorsam und größte Effizienz müssen belohnt werden.«
»Und Verschwiegenheit.«
»Selbstredend.«
»Was machen wir also mit der Leiche?«
»Effiziente Beseitigung. Stillschweigende Regelung. Man wird uns dankbar sein für jedes Wort, das wir nicht sagen.«
»Gut. Ich kenne ein schönes Birkenwäldchen.«
»Zu viel der Ehre, aber meinetwegen. Nur dass du in deiner Sentimentalität nicht auch noch ein Kreuz aufsteckst.«
»Ich werde mich zurückhalten.«
»Unsichtbares Begräbnis!«
»Jawohl, Gruppenführer und Herr Staatsrat.«
»Mach hin, die Nacht dauert nicht ewig. Sonst werde ich wirklich noch sentimental.«
»Du doch nicht, Karl.«
»Immerhin hat Waschitzki uns den Strohmann zugeführt. Auch eine Leistung.«
»Spitzeldienst, nichts weiter.«
»Stell dir nur vor, der Waschitzki hätte uns nichts von dem Holländer gesagt. Der hätte uns in seiner ganzen Blindheit den grandiosen Plan ruinieren können.«
»Hat er doch. Wozu schleppen wir kanisterweise selbstentzündlichen Brennstoff in den Plenarsaal, wenn so einSchwachsinniger mit seinen brennenden Klamotten herumgeistert und alles viel zu früh anzündet.«
»Es hat doch gut funktioniert.«
»Ich hab mir den Arsch aufgerissen, um genug von dem Zeug herzustellen. Und dann lässt er den Laden zu früh hochgehen. Wir waren noch nicht mal raus aus dem verdammten Gang, da brannte der das Feuerwerk schon ab. Zwei von meinen Männern wären beinahe geschnappt worden. Göring, Goebbels und der Führer waren ganz schön von den Socken, als der Zinnober viel zu zeitig losging. Nur weil dieser trottelige Holländer im Reichstag herumgerannt ist wie ein aufgescheuchtes Huhn.«
»Wie ein Wiesel, gewieselt ist er.«
»Dass der sich auch noch ausgezogen hat. Man wäre ja beinahe gern dabei gewesen. So ein junger, kräftiger Kerl …« »Uns konnte gar nichts Besseres passieren. Ein holländischer Kommunist, der kaum richtig Deutsch kann, den keiner versteht, der einen halbirren Eindruck macht. Das lenkt ab. Und Stapo-Diels hat doch die Gelegenheit beim Schopf gepackt.«
»Die SA hat die Lage genutzt.«
»Na komm, den Plan dazu hatten Göring und Diels in der Schublade.«
»Ich kann ja viel in der Schublade haben, aber wenn ich’s rausnehme, muss es auch funktionieren. Und die SA hat sofort funktioniert. Mensch, waren die glückselig, dass sie endlich mal durften, wie sie wollten!«
»Das Glück dieser Erde liegt auf dem blutigen Rücken der Bolschewiken!«
»Kommen wir noch mal auf die Kleinigkeit Waschitzki zu sprechen. Müssen wir da jemandem was erklären?«
»Keiner wird Fragen stellen. Wer war der schon? Und wenn, ist die Sache sonnenklar. Ein unzuverlässiger, nicht organisierter Spitzel ohne Prinzipien, der nur ein Ziel kennt: Geschäfte auf eigene Rechnung machen. Der hätte immer wieder vor
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