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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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Kartons war es leicht, das Mobiliar zum Brennen zu bringen. Der Holländer ist bloß wie ein Verrückter im Haus herumgerannt und hat hier und da gezündelt. Der hatte ja nichts weiter als Kohlenanzünder.«
    »Und eine Fackel. Die steckte in einem Sofa«, ergänzte Diels. »Woher er die Fackel hatte, weiß ich nicht«, sagte Ernst.
    »In jedem Fall hat ein Kommunist versucht, den Reichstag abzubrennen«, stellte Göring fest.
    »Van der Lubbe ist kein Kommunist«, beharrte Klara verbissen.
    »So? Was denn sonst?«, fuhr Göring sie an.
    »Er gehört wohl eher zu den Anarchisten.«
    »Anarchisten! Kommunisten! Ist doch alles eins, oder?«Göring warf Diels einen fragenden Blick zu. Der zuckte nur desinteressiert mit den Schultern.
    »Das ist ein Ablenkungsmanöver«, beeilte sich Ernst zu erklären. »Die Kommunisten versuchen alles, um sich von der Sache reinzuwaschen.«
    »Geschenkt«, sagte Göring. »Jetzt hauen wir sie zu Klump. Dann hat sich das. Wir machen einfach weiter! Plattwalzen! Und jetzt lasst mich allein, ich muss telefonieren.«
    »Was machen wir mit der hier?«, fragte Ernst.
    »Tja, was?«, murmelte Göring zerstreut.
    »Frau Schindler ist seit über einer Woche in Berlin unterwegs, von einer Untergrundzelle zur nächsten. Sie hat vielfältige Kontakte und Verbindungen ins Ausland. Außerdem … hat sie einiges herausgefunden, das uns in Schwierigkeiten bringen könnte, wenn es an die Presse gerät.«
    »Hab ich von Freilassen gesprochen?«, sagte Göring. »Festsetzen! Nehmt sie euch vor. Aber bitte kein Geschrei. Ihr wisst doch, dass ich es nicht ertrage, wenn Frauen leiden.« Ernst schubste Klara aus dem Büro des Reichstagspräsidenten. Im Flur wandte Diels sich an den SA-Führer: »Nehmen Sie sich einen Verhörexperten.« Er zog sich den Mantel über, achtete darauf, dass Jackett und Krawatte gut saßen, und eilte die Treppe hinunter.
    Ernst führte Klara ein Stockwerk höher in ein fast leeres Zimmer. Dort musste sie sich mit dem Gesicht zur Wand stellen. Sollte dies das Ende sein?, fragte sie sich. Wenn es so ist, dann ist es gut, denn du bist deinen Weg konsequent zu diesem Ende gegangen und hast dir kaum etwas vorzuwerfen. Höchstens, dass du vom Pfad der Tugend gelegentlich abgewichen bist. Aber geschah nicht auch das im Namen der – Freiheit? Was für ein eigenartiges Wort in diesem Moment, in dieser Situation. Doch gerade jetzt kommt es darauf an, dieses Wort nicht zu vergessen, es immer wieder vor dich hinzusagen, jede Silbe genau zu betonen, jeden einzelnen Buchstaben zu verinnerlichen, keinen davon zu vergessen. Das ist nun dein Auftrag, Klara, dieses Wort im Bewusstsein zu behalten, alle Nuancen seiner Bedeutung und alles, was an Leben und Glück darin mitschwingt. Bis zum Schluss solles dein heiliges Wort sein, wie ein Gebet, denn jetzt brauchst du etwas Heiliges und ein Gebet, denn du wirst etwas aushalten müssen, bevor du gehst. Du kannst nichts mehr tun. Am Anfang war die Tat, aber am Ende bleibt das Wort. Und du bleibst, so lange es möglich ist. Das befehle ich dir!

    »SA-Scharführer Franke, Kommando zur besonderen Verwendung!«
    »Schön, Franke, kommen Sie rein.«
    »Zu Befehl, Herr Staatsrat.«
    »Haben Sie Erfahrung mit Verhören?«
    »Jawohl, Herr Staatsrat!«
    »Sehen Sie den Kerl da?«
    »Den Kerl?«
    »Ist doch ein Mann, trägt Hosen.«
    »Jawohl, Herr Staatsrat.«
    »Kommunistischer Aufrührer, aus dem Ausland geschickt, Sabotageauftrag. Verbindung zu Terrorgruppen und Untergrundzentralen. Gefundenes Fressen für uns, Franke.«
    »Jawohl, Herr Staatsrat.«
    »Muss dringend zum Reden gebracht werden. Zeigen Sie mal Ihre Hände, Franke. Die sind ja ganz kalt. Was ist das für ein Ring?«
    »Verlobung, Herr Staatsrat.«
    »Nehmen Sie den mal ab und stecken ihn in die Tasche. – Haben Sie Handschuhe? – Schön, ziehen Sie die an. – Sie sind ein bisschen blass, Franke, Sie brauchen Bewegung. Die kalten Hände müssen durchblutet werden. Machen Sie mal, Franke. – Na, nicht gleich die Faust, Sie wollen sich doch noch steigern.«
    ……
    »Geben Sie dem Kerl mal das Handtuch hier, Franke. Sonst kriegen Sie noch Flecken aufs Hemd.«
    ……
    »Na, Vorsicht, Hunde sollen bellen, nicht beißen. Nehmen Sie mal die Peitsche hier, Franke.«
    ……
    »Die Jacke ist im Weg, Franke, ziehen Sie dem Kerl die Jacke aus. – Das Hemd gleich mit Franke. – Ja, so. – Was zögern Sie denn, Franke? Helfen Sie mal nach! Los doch! Geht so nicht? Dann soll er sich mal umdrehen!

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