Unter dem Schwertmond
sterbenden Alten, der nicht sterben darf«, krächzte Shakar. »Aber ich schaffe es noch bis Logghard.«
Heute wirkte er, als würde er den nächsten Tag nicht überleben. Aber Luxon wusste, dass wunderbarerweise immer wieder halbe Tage lang die Kräfte des ehemaligen Ziehvaters neu zu erwachen schienen. Er nahm die Hand Shakars in seine Finger und sagte bedächtig: »Schlafe aus, Shakar. Morgen ziehen wir wieder weiter. Du hast mir sehr geholfen!«
»Wie immer, Arruf!« brummte Shakar. Dann schloss er die Augen und drehte den Kopf ins Dunkel zurück.
Luxon stand auf und sagte zu Samed: »Lass ihn schlafen. Und wenn du etwas Verdächtiges siehst, weck mich sofort. Ja?«
»Ich werde die Augen offenhalten«, versprach Samed.
Luxon ging hinüber zu den angepflockten Pferden. Er bat den Wächter, zwei Reservepferde zu satteln und zu zäumen. Auf die Frage des Mannes, was er vorhabe, sagte Luxon: »Ich wittere irgendein verschlagenes Vorhaben des Kriegers, der an der Seite der Prinzessin sitzt und unseren Wein trinkt.«
Der Krieger verstand, was Luxon meinte. Wachsamkeit war eine der wichtigsten Voraussetzungen, um in Gegenden wie dieser zu überleben.
*
Bleich und riesig tauchte der Mond hinter den schwarzen Schleiern auf. Der Sand wurde silberweiß. Die Farben von Felsen und schlafenden Menschen und Tieren veränderten sich. Nur die Schatten blieben tiefschwarz. Die letzten Reste des Feuers knackten. Im Sand knirschten die Fußtritte der Posten. Schnarchen, tiefe Atemzüge, die mannigfachen Geräusche der Pferde, Diromen und Orhaken, ein Knistern hier, das Wehen des Windes, das Klirren von Waffen und das harte Knarren von Leder – das kreisförmige Lager in der sandigen Fläche, weit von Hadam und Logghard entfernt, war voll von diesen Geräuschen.
Eine Gestalt bewegte sich, huschte zwischen den Tieren hindurch, duckte sich zwischen Ausrüstungsgegenständen und blieb stehen, als sei sie ein Felsen, als ein ungewohnter Laut zu hören war. Die wenigen Orhaken waren abseits von den Pferden untergebracht. Zwischen den beiden Anhäufungen von Tieren und Schatten lag ein leeres Stück Sand. Die Posten gingen hin und her, die einzelne Gestalt richtete sich auf und rannte in einem einzigen Schwung lautlos von einer Deckung zur anderen.
Samed hob einen kleinen Stein auf, zielte sorgfältig und warf das Steinchen genau dorthin, wo Luxon in Kalathees Armen schlief. Der Stein traf mit einem dunklen Ton auf Gewand oder Fleisch.
Luxon hob als Zeichen, dass er aufgewacht war und verstanden hatte, seinen Arm über den niedrigen Wall und winkte mit den Fingern. »Komm her zu mir!« flüsterte er zischend.
»Ich komme!«
Kein Pferd schlug aus oder wieherte, als sich ein Orhako aufrichtete, sein Gefieder schüttelte und einige Schritte geradeaus machte. Niemand sah den Körper, der vor dem Sattel darüber lag. Das Orhako blieb stehen. Es war ein Vorgang, der keinen Posten aufregte, niemanden misstrauisch machte. Wieder machte der Reitvogel einige Schritte, und dann befand sich das Tier im Sichtschutz einiger Felstrümmer. Nur sein schwankender dicker Hals und der kapuzenbedeckte Raubvogelschädel hoben sich schwach gegen den Sternenhimmel ab.
Samed huschte hinüber zu Luxon und flüsterte: »Ein Orhakoreiter verlässt das Lager. Ich habe nicht gesehen, ob es Algajar ist.«
»Wer sonst reitet ein Orhako?« wisperte Luxon und schien sich zu freuen, dass sein Misstrauen letzten Endes doch berechtigt gewesen war.
»Folgen wir ihm?«
»Ebenso leise, wie er sich davongestohlen hat«, brummte Luxon. »Es hat keine Eile.«
Leise standen sie auf und versuchten, etwas zu erkennen. Aber die Nacht war trotz des Monds zu dunkel, und zu viele Felsen und Steine warfen zu viele Schatten. Aber über der Geräuschkulisse des schlafenden Lagers gab es, abgesehen von den regelmäßigen Schritten der Wachen, das ebenso regelmäßige Geräusch der Vogelklauen, die sich vorsichtig in den Sand bohrten und wieder heraushoben. Luxon schob sein Haar nach hinten und setzte den leichten Helm auf.
»Keine Eile? Er entkommt uns!«
Luxon fuhr durch das Haar des Jungen und sagte gutgelaunt: »Mein Kleiner! Du hast keine Ahnung. Erstens hinterlässt er Spuren, und zweitens wird er die Prinzessin nicht zurücklassen.«
»Du hast recht.«
Aus der Dunkelheit näherten sich schnelle, fast lautlose Schritte. Der Pfader Socorra lief auf Luxon zu und blieb stehen, als er ihn erkannte. Dann stieß er heraus: »Algajar ist geflohen.«
»Ich weiß«, sagte
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