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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Luxon. »Samed und ich werden ihm folgen. Ich glaube, er hat etwas ganz anderes vor, als zu flüchten.«
    »Herr!« entgegnete der Pfader grimmig. »Lass mich reiten. Der Junge… er ist für derlei Unternehmungen noch ein wenig zu jung.«
    »Er ist klein und viel weniger zu sehen als einer von uns!« sagte Luxon grimmig. »Und deshalb reitet er mit mir. Du passt auf das Lager auf.«
    »Ich gehorche.«
    »Wie schön, mein Freund«, sagte Luxon knapp, schloss das Schwertgehänge und zog die Handschuhe an. Er vergewisserte sich, dass die Dolche in den Stiefelschäften steckten. Er packte Samed an den Schultern und nahm ihn mit sich zu den Pferden. Algajars Vorsprung war inzwischen beträchtlich gewachsen.
    Luxon schwang sich in den Sattel und wartete, bis Samed ebenfalls sicher saß. Dann ritten sie behutsam los. Deutlich sah Luxon die Spuren des Reitvogels. Er folgte ihm und lenkte sein Pferd so, dass die Hufe nicht gegen Steine schlugen. Luxon drehte sich einmal um und hoffte, dass seine Wächter wenigstens ihn bemerkten. Andererseits, sagte er sich, hätten sie Alarm geschlagen, würde er niemals erfahren haben, was der Anführer von Nohjis Karawane wirklich vorhatte. Etwa eine Stunde oder mehr folgten sie der Spur.
    Im Sand war sie deutlich zu sehen, auf dem härteren Untergrund verschwand sie für kurze Stücke, aber die Felswände, die ehemaligen Ufer eines trockenen Flussbetts und andere Geländemerkmale ließen keinen anderen Weg zu. Luxon und Samed hielten sich stets im Schatten und zogen an den Zügeln, wenn es vor ihnen unverhoffte Geräusche gab. Schließlich sahen sie den Widerschein eines Lichts oder einer Fackel hinter einem Wirrwarr von Felsen.
    »Halt du die Pferde«, flüsterte Luxon. »Ich sehe nach. Es wird nicht lange dauern…«
    Er glitt sich aus dem Sattel und huschte davon. Nach dreißig Schritten, die er lautlos und dicht an die Steine gepresst zurücklegte, hörte er das ungeduldige Scharren des Orhakos, die leisen Stimmen zweier Männer und die Laute, wenn sie sich bewegten. Er hob vorsichtig den Kopf und sah, weitere dreißig Schritt schräg unter sich, zwischen zwei Felsplatten, die lodernde Fackel. Ein breiter Rauchfaden stieg vom Ende der knisternd brennenden Flamme auf.
    Er erkannte Algajar auf den ersten Blick. Den zweiten Mann, der einen wallenden, sandfarbenen Umhang trug, erkannte er nicht, da er mit dem Rücken zu ihm stand. Tief duckte sich Luxon zu Boden und tastete den Boden vor sich mit den Fingerspitzen ab, als er sich näher heranschlich.
    »… nicht anders«, sagte Algajar gerade. Seine Stimme war deutlicher, wenn auch nicht lauter als die des anderen. »Was hätte ich tun sollen, als dieser wahnsinnige Luxon herbeiritt und seine Pfeile abschoss?«
    »Meine Männer sind gestorben!«
    »Auch meine Männer sind umgebracht worden, Hodjaf«, antwortete Algajar. Luxon schob sich an einem Steinblock hoch, hörte und verstand den anderen Namen und wusste, dass sein ärgster Verdacht gerechtfertigt gewesen war.
    »Aber… du hast versprochen, dass Nohji ohne Gewalt in meine Hände fallen wird. Oder höchstens nach einem erbitterten Scheinkampf!«
    »Ich habe Luxon nicht gesehen und nicht um Hilfe gebeten!« beharrte Algajar. Er sprach wütend, aber leise. »Mann! Vogt der Schrunde! Wir haben noch viel Gelegenheit, unseren Plan auszuführen. Die Prinzessin ist dir sicher.«
    »Ich und meine Männer überfallen die Karawane kein zweites Mal«, versicherte Hodjaf. Luxon sah jetzt auch sein Gesicht. Während Algajar ein verschlagener Schurke war, schien es sich bei Hodjaf um einen geradlinigen Verbrecher zu handeln.
    »Das brauchst du nicht zu tun«, sagte Algajar. »Angst?«
    »Wenn ich tot bin, ist meine Begierde nach Nohji bedeutungslos geworden«, entgegnete Hodjaf philosophisch. »Ich habe keine Angst. Ich kann ohne Nohji leben, auch wenn mich ihre Schönheit reizt.«
    Einige Atemzüge lang schwiegen die Verschwörer und starrten in die Flamme der Fackel. Sie misstrauten einander, das war sicher. Luxon hielt den Atem an und bemühte sich, keine Bewegung zu machen.
    Dann sagte Algajar lauernd: »Drei Tagereisen von hier liegt die Geisterstadt Deneba. Seit vor undenklicher Zeit ein Himmelsstein dort einschlug, herrscht dort das Grauen. Ich werde die Karawane dorthin führen.«
    Hodjaf schüttelte wild den Kopf und stöhnte. »Noch niemand hat die Stadt lebend verlassen!«
    »Auch die Karawane samt Luxon wird dort verschwinden, auf Nimmerwiedersehen!« erklärte Algajar ungerührt.

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