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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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betrachtete Amber aufmerksam, doch sie sagte kein Wort.
    Amber hatte ebenfalls nach Veränderungen in Maggies Gesicht gesucht.
    »Du siehst noch genauso aus wie vor drei Jahren«, sagte sie ein bisschen verwundert. »Es ist, als wäre die Zeit seit der Schulentlassung spurlos an dir vorübergegangen.«
    Maggie lachte geschmeichelt. »In Tanunda ändert sich ja auch nichts. Alles ist noch genauso wie vor drei Jahren oder vor dreißig Jahren. Warum sollte ich mich verändern? Die größte Veränderung in der Stadt bestand wahrscheinlich darin, dass der Metzger seine Ladentür gestrichen hat. Du weißt ja selbst, wie das ist.«
    Amber schüttelte den Kopf. Nein, sie wusste nicht, wie das ist. Langeweile kannte sie nicht, hatte sie nie gekannt.
    »Was hast du in den letzten drei Jahren gemacht, Maggie?«, fragte sie.
    »Dies und das. Ich war ein Jahr auf der Hauswirtschaftsschule und gottfroh, als dieses Jahr vorüber war. Ich habe Schule noch nie gemocht. Danach habe ich in der Weizenhandlung Bauer ein bisschen im Büro gearbeitet. Briefe geschrieben, das Telefon bedient, Kaffee für die Kunden gekocht und so.«
    »Hat es dir Spaß gemacht?«, fragte Amber.
    »Spaß? Wieso denn Spaß? Ich habe dort gearbeitet, weil ich ja irgendetwas machen muss bis zur Hochzeit. Wäre es nicht der Weizenhändler gewesen, hätte ich woanders gearbeitet. Notfalls sogar in der Gemeindebibliothek.«
    »Du hättest einen Beruf lernen können.«
    Maggie runzelte die Augenbrauen. »Nein, Amber, so hässlich bin ich nicht. Rose wird die Eisenwarenhandlung ihres Vaters übernehmen müssen. Was soll sie auch sonst tun mit ihren Hasenzähnen und den schielenden Augen? Den Kunden, die einen Hammer oder ein paar Nägel brauchen, wird’s egal sein, doch einen Ehemann bekommt die nie.«
    Maggie lehnte sich zurück und betrachtete hingerissen ihre linke Hand, an der ein Goldring prangte.
    »Du bist verlobt?«, fragte Amber. »Nun sag schon, mit wem hast du dich verlobt?«
    Maggie hielt Amber die Hand hin, damit sie den Ring aus nächster Nähe bewundern konnte, ehe sie antwortete: »Es ist Jake Bauer. Du kennst ihn doch, nicht wahr?«
    Amber zog die Augenbrauen nach oben. »Jake? Der Sohn des Weizenhändlers, bei dem du gearbeitet hast?«
    Maggie nickte stolz. »Meinst du vielleicht, ich habe dort gearbeitet, weil ich mich so wahnsinnig für Weizen interessiere?«
    Sie sah Amber triumphierend an, und Amber brauchte ein paar Sekunden, bis sie begriff. »Du hast nur dort gearbeitet, weil du wolltest, dass Jake sich in dich verliebt? Ist das so, Maggie?«
    »Er ist eine gute Partie. Soll ich vielleicht warten, bis irgendeine von auswärts kommt und uns die besten Männer vor der Nase wegschnappt? Oder meinst du, ich will enden wie meine Mutter, die einen einfachen Angestellten der Stadtverwaltung geheiratet hat und noch heute jeden Penny umdrehen muss, bevor sie sich mal ein neues Kleid oder ein paar Schuhe leisten kann? Sobald wir geheiratet haben, wird Jake die Firma übernehmen.«
    Amber war restlos verwundert, doch etwas sagte ihr, dass es falsch wäre, diese Verwunderung zu zeigen.
    Im selben Augenblick kam die Bedienung, eine dralle Frau um die vierzig, die mit ihrem Mann das Café führte, seit Amber denken konnte. Amber bestellte einen Eiskaffee, und Maggie orderte hoheitsvoll ein Glas gekühlten Weißwein.
    »Und nach der Hochzeit, Maggie?«, fragte Amber. »Was wirst du dann tun?«
    Maggie zuckte mit den Schultern. »Ich werde Kinder bekommen und uns ein gemütliches Heim schaffen. Jake möchte nicht, dass seine Frau arbeitet.«
    »Möchtest du das auch? Möchtest du wirklich jetzt schon Kinder bekommen und nur noch für Küche und Kirche zuständig sein?«
    Maggie ließ die Hand sinken und sah Amber verständnislos an. »Was meinst du damit? Alle Mädchen möchten heiraten und Kinder bekommen. Was soll ich denn sonst machen?«
    Sie warf den Kopf nach hinten und lachte. »Stell dir vor, meine Mutter und ich waren letzte Woche in Adelaide und haben uns Küchen angesehen. Ich möchte unbedingt einen Elektroherd. Man kann die Restwärme besser ausnutzen als bei Gas. Jake hat versprochen, dass wir uns eine Musiktruhe kaufen. Bisher hat niemand in Tanunda eine Musiktruhe. Und einen Kühlschrank und eine Waschmaschine bekomme ich auch.«
    »Habt Ihr euch auch schon Kinderwagen angesehen?«, fragte Amber.
    Maggie kicherte. »Wenn es nach Jake ginge, dann wäre ich jetzt bestimmt schon schwanger. Er kann gar nicht genug von mir bekommen. Aber ich

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