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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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wollte dazugehören. Mit der ganzen Kraft ihrer Jugend wünschte sie sich Leichtigkeit und Normalität.
    Morgen, beschloss sie, morgen werde ich Vater von Jonah erzählen. Heute aber werde ich noch einmal so sein wie die anderen.
    Dann hakte sie sich bei Maggie unter und ging kichernd und tuschelnd mit ihr zum Pub.
    Die Musik der »Blue Stars« war laut und wild. Im Saal, der hinter dem eigentlichen Schankraum des Pubs lag, wimmelte es von jungen Leuten. Aus ganz Barossa Valley waren sie gekommen. Und noch immer schoben sich die Rinderfarmer, die Verwalter, Winzer, Weinbauern, Fassmacher und all die anderen, die in Barossa Valley lebten, in den Saal. Die Junggesellen, die auf Brautschau waren, hielten sich in der Nähe des Eingangs auf, die verheirateten Paare hatten sich Plätze mitten im Saal gesucht, von denen aus sie alles gut beobachten konnten. Die Mädchen, zumeist Absolventinnen der örtlichen Hauswirtschaftsschule, saßen frisch frisiert und geschminkt an den Tischen und betrachteten das Angebot an jungen Männern. Der Wirt hatte Papierlampions über die Glühbirnen gehängt, aus der Küche drang das Klappern von Geschirr.
    Amber entdeckte Steve Emslie; er trug einen Anzug, dessen Ärmel ein wenig zu kurz waren und der an den Schultern spannte. Er hatte sogar ein weißes Nylonhemd angezogen und sich einen schmalen Lederschlips nach der neuesten Mode umgebunden. Sein Haar glänzte von Pomade. Er lehnte an der Theke, einen Fuß gegen das verkleidete Holz gestemmt, und ließ seinen Blick schweifen. Als er Amber sah, winkte er ihr fröhlich zu, doch Amber nickte nur knapp und wandte sich ab.
    »Hast du gesehen? Euer Verwalter ist da«, sagte Maggie und erwiderte Steves Winken an Ambers Stelle. Dann beugte sie sich zu der Freundin und sagte: »Man erzählt sich, dass Steve heiraten will. Halb Tanunda ist gespannt, mit wem er heute den Pub verlässt. Ricky aus dem Friseursalon soll sich sogar einen Kettenanhänger mit den Initialen S und E gekauft haben. Und die kleine Mary, deren Vater die Metzgerei besitzt, hat sich extra das Haar blondiert, weil es heißt, Steve Emslie steht besonders auf Blondinen.«
    Die galanten Abenteuer des Verwalters berührten Amber nicht, und es war ihr vollkommen egal, mit wem er heute die lauschige Sommernacht genießen würde. Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern und sah sich um.
    Der Boden des Saales war mit grünem Linoleum ausgelegt, auf dem die ersten Bierlachen schwammen. An den großen Fenstern, die bis zum Boden reichten, waren Vorhänge angebracht, die einst weiß gewesen sein könnten, jetzt aber schmutzig braun von der Decke hingen.
    Im hinteren Teil standen Tische und Bänke, auf denen sich die Amüsierwilligen tummelten. Vorn war die Bühne und davor eine Tanzfläche, auf der im Augenblick nur zwei Mädchen miteinander tanzten, während die Männer an der Wand lehnten oder an den Tischen saßen und sich an ihren Biergläsern festhielten.
    Ein junger Mann machte aufgeregt Zeichen, und Amber sah genauer hin. Es war Harry, der zuerst auf seine Brust tippte, dann auf Amber zeigte und den Finger kreisen ließ. Eine Aufforderung zum Tanz. Harry war der Sohn des größten Konkurrenten von Walter Jordan. Er war zwei Jahre älter als Amber. Früher hatten sie manchmal, wenn die Eltern sich auf ein Glas Wein trafen, zusammen gespielt, doch je älter sie wurden, desto mehr wurden sie einander fremd. Harry, hieß es, habe eine Vorliebe für Spielautomaten, und Amber wusste, dass er keine Gelegenheit ausließ, um irgendetwas, und sei es auch noch so unwichtig, zu wetten.
    Amber nickte ihm einen Gruß zu, doch Harry hatte sie wohl falsch verstanden, denn er stand auf und kam zu ihrem Tisch.
    »Hallo, Amber«, sagte er und stützte sich mit beiden Armen auf die Tischplatte, sodass seine Muskeln unter dem engen Hemd gut zu sehen waren. »Wie geht’s denn so? Ich hab gehört, du bist mit der Ausbildung fertig.«
    »Ja, ich bin wieder zurück.«
    »Hm«, machte Harry und kratzte sich am Kinn. »Ich frage mich, ob du wohl Lust hättest, mal am Abend mit mir … äh … spazieren zu gehen oder auf ein Bier in den Pub oder so was.«
    Seine Verlegenheit war offensichtlich. Amber runzelte die Stirn. »Hat dir dein Vater das aufgetragen?«, fragte sie.
    Harry sah überrascht auf. Er war der älteste Sohn des zweitgrößten Winzers hier in der Gegend und hatte ebenfalls seinen Abschluss als Winemaker machen wollen, doch hatten weder seine Intelligenz noch sein Ehrgeiz ausgereicht. Dumm war

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