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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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jetzt wahrscheinlich unruhig durch die Weinberge ging und auf sie wartete.
    Plötzlich kam sie sich hier fehl am Platz vor. Sie war nicht wie die anderen Weißen in ihrem Alter. Nein, das war sie wirklich nicht. Und es hatte auch keinen Sinn, dass sie so tat, als wäre sie es. Sie ließ ihren Blick durch den Saal wandern. Äußerlich gehörte sie hierhin. Hier waren alle ähnlich aufgewachsen wie sie, hatten dieselbe Schule besucht, hatten Eltern, die sich abends im Pub an der Hauptstraße auf ein Glas trafen. Amber seufzte. Ein Teil von ihr wäre gern eine von ihnen gewesen, säße gern am Tisch und blinzelte unter einem dichten Haarpony zu den Jungs hinüber.
    Was hindert mich daran?, fragte sie sich, doch sie kannte die Antwort zu gut. Ein Leben wie ihre Schulfreundinnen es sich wünschten, reichte Amber nicht aus. Sie wollte mehr als einen Kühlschrank und eine Musiktruhe, wollte mehr als nur irgendeinen Mann, dessen Beruf und Besitz gut zu ihrem Erbe passte. Sie wollte alles. Und alles hieß für Amber vor allem Liebe. Ja, sie wollte einen Mann, den sie liebte. Und sie wollte eine Aufgabe, die ihr die Möglichkeit gab zu beweisen, dass in einer Frau ebenso viel steckte wie in einem Mann.
    »Wollen wir tanzen?«, fragte Steve und tippte auf ihren Arm.
    Amber nickte. Jetzt war sie schon einmal da, jetzt würde sie auch tanzen. Außerdem würden die Leute reden, wenn sie nicht mit Steve tanzte. Auch unter den jungen Leute herrschten Regeln und Konventionen.
    Steve führte sie am Arm zur Tanzfläche. Im selben Augenblick schaltete der Barkeeper die helle Saalbeleuchtung aus und ließ nur die Wandlampen brennen. Die Combo spielte einen langsamen Titel, und schon stellten die Jungs ihre Biergläser ab und eilten zu den Tischen der Mädchen, an denen es jetzt still geworden war.
    Steve hatte mit einem Arm ihre Hüfte umschlungen und drückte sie leicht an sich. Sein Atem kitzelte an ihrem Hals. Sie vergrößerte den Abstand zwischen Steve und sich wieder und setzte eine gleichgültige Miene auf.
    »Wir sollten uns vertragen, Amber«, sagte er. »Es ist nicht gut für ein Weingut, wenn sich Verwalter und Kellermeisterin in den Haaren liegen. Denk daran, was wir bewirken könnten, wenn wir zusammenarbeiten. Ich wette, eines Tages könnten wir sogar dem alten Lambert den Rang ablaufen und das größte Weingut in der Gegend werden.«
    »Heißt vertragen, dass ich tun muss, was du sagst?«, fragte Amber und vergrößerte den Abstand zwischen Steve und sich.
    Steve lachte. »Nicht alles, was ich sage und tue, ist schlecht. Ich verstehe meinen Job. Und ich hoffe, du verstehst deinen.«
    Obwohl die Worte freundlich klangen, hörte Amber die versteckte Drohung in ihnen.
    »Wir werden sehen«, sagte sie. »Noch habe ich Ferien, und ich bin fest entschlossen, diese zu genießen.«
    Der Tanz war zu Ende. Amber bedankte sich artig und ging zurück zu ihrem Tisch, noch ehe Steve Emslie sie zurückhalten konnte.
    Den Rest den Abends verbrachte Amber in denkbar schlechtester Stimmung. Immer wieder kamen die Jungs aus der Gegend, um sie zum Tanzen aufzufordern. Auch Scotty, Jakes Cousin, bemühte sich um sie. Doch Amber schüttelte jedes Mal den Kopf. Der Barkeeper hatte darauf verzichtet, die Beleuchtung wieder einzuschalten. Im Schummerlicht wogten die Pärchen umeinander, als wären sie auf hoher See. Maggie und Jake küssten sich, als gäbe es kein Morgen mehr, Steve Emslie hatte eine Hand auf die Brust der kleinen Mary gelegt und sein Knie zwischen ihre Schenkel geschoben. In den Ecken fanden sich Pärchen zusammen, und an den Tischen saßen nur noch die, die gemeinhin zu den Mauerblümchen gezählt wurden.
    Schließlich ging Amber zur Theke, bezahlte ihre Getränke und wollte den Saal verlassen, als eine Stimme sie rief. Sie wandte sich um. Steve hatte die kleine Mary mitten auf der Tanzfläche stehen gelassen und folgte ihr.
    »Willst du schon gehen?«, fragte er.
    Amber nickte. »Es ist spät. Ich bin müde.«
    »Gut, dann werde ich dich begleiten.« Amber sah ihn an, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich bin mit dem Fahrrad hier und alt genug, den Weg nach Hause zu finden.«
    Sie wandte sich um, doch Steve hielt sie am Arm fest. »Ich habe es deinem Vater versprochen, und ich pflege meine Versprechen zu halten. Die Nächte hier sind nicht ungefährlich. Immer wieder randalieren die betrunkenen Bushis und belästigen weiße Frauen.«
    Amber nickte. Ihr war inzwischen alles egal. Sie bereute, hierhergekommen zu sein. Ich habe

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