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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Jonah und mir den Abend gestohlen, dachte sie mit leiser Wehmut.
    Sie drängelte sich hinter Steve durch den vollen Saal zum Ausgang und lief wenig später neben ihm durch die stille Nacht. Ihr Fahrrad hatte sie bei Maggie untergestellt.
    »Wie hat dir der Tanzabend gefallen?«, fragte Steve.
    Amber zuckte mit den Schultern. »Es war ein Tanzabend wie alle anderen auch.«
    »Die Jungs waren hinter dir her wie die Mäuse hinter dem Speck, aber du hast mit keinem getanzt. War keiner dabei, der dir gefiel?«
    Amber schüttelte den Kopf. »Sie interessieren sich nicht für mich, sie interessieren sich für das Gut.«
    »Und du suchst jemanden, der sich für dich interessiert?«, fragte Steve, und seine Stimme klang, als wollte Amber etwas ganz und gar Widersinniges, das beim besten Willen nicht zu begreifen war.
    »Ich bin nicht auf der Suche«, erwiderte sie knapp, doch Steve ließ nicht locker.
    »Wie müsste denn der Mann sein, den du dir wünschst?«
    Amber lächelte. Sie dachte an Jonah. »Klug«, erwiderte sie. »Klug und voller Liebe zu den Menschen und der Natur. Er müsste frei sein von Vorurteilen und bereit, neue Wege zu gehen. Ich möchte keinen Pascha, dem ich die Socken hinterherräumen muss, sondern einen gleichberechtigten Partner, mit dem ich gemeinsame Ziele habe.«
    »Hm«, brummte Steve und zog ein nachdenkliches Gesicht. »Mit Menschenliebe sind keine Geschäfte zu machen. Es sei denn, du suchst dir einen Missionar. Ich dachte, es liegt dir etwas an Carolina Cellar. Die Partnerschaft zwischen Mann und Frau ist schon in der Bibel geregelt. Ein jeder an seinem Platz.«
    »Mein Platz ist im Weinkeller. Ich sehe keine Schwierigkeiten, das eine mit dem anderen zu verbinden.«
    Amber sah hoch zu den Sternen, die wie die Auslage eines Juweliergeschäftes funkelten.
    Plötzlich knackte ein Zweig, und Ambers Gesicht veränderte sich, nahm einen aufmerksamen Ausdruck an. Steve sah sich um. Er lebte lange genug in diesem Landstrich, um die Geräusche gut zu kennen. Er wusste, dass jemand in der Nähe war. Achtsam lauschte er in die Nacht, doch nichts rührte sich mehr.
    Er hatte keine Furcht. Wovor auch? An Ambers Haltung aber sah er, dass sie das Geräusch ebenfalls gehört hatte und es ihr offenbar Gutes verhieß.
    Amber hatte nicht bemerkt, dass Steve ärgerlich geworden war. Ebenso wenig, wie sie bemerkt hatte, dass seine Fragen nicht um der Plauderei willen gestellt worden waren.
    Steve fasste nach ihrem Arm. »Ich kenne das Gut wie meine Westentasche«, sagte er. »Wenn du neue Wege beschreiten willst, so ließe sich das einrichten, ohne dass du die Erträge gefährdest. Ich würde dir freie Hand lassen. Man könnte auch noch eine Schwarze einstellen, die dir in der Küche und im Haus zur Hand geht. Wenn erst einmal Kinder da sind, wirst du ohnehin nichts mehr vom Geschäft wissen wollen.«
    Amber hatte nicht richtig zugehört. Erst die letzten beiden Sätze drangen in ihr Bewusstsein. Sie schüttelte Steves Hand ab und sah ihn verwundert an. »Was redest du da?«, fragte sie.
    Er legte ihr beide Hände auf die Schultern und sah sie an. »Ich wäre dir ein guter Mann, Amber. Und ich bin ein guter Verwalter. Viele Frauen in Tanunda würden dich um mich beneiden.«
    Jetzt erst verstand Amber, worauf Steve hinauswollte. Wieder, wie damals im Auto, begann sie zu lachen. »Ich habe dir schon einmal gesagt, Steve Emslie, dass der Tag, an dem ich mit dir vor den Altar trete, in keinem Kalender steht«, sagte sie und warf den Kopf nach hinten. »Eher gehe ich ins Kloster als mit dir ins eheliche Schlafzimmer.«
    Dann wandte sie sich um und ging den Weg weiter, ohne auf Steve zu warten.
    Der Verwalter stand da und spürte Wut in sich aufsteigen. Er ballte die Hände zu Fäusten und hätte am liebsten blindlings auf den nächsten Baum eingeschlagen. Niemand hatte ihn je ungestraft ausgelacht. Niemand durfte sich über ihn lustig machen. Er würde es Amber schon zeigen.
    Er setzte sich in Bewegung und erreichte sie rasch mit weit ausholenden Schritten. Von hinten griff er nach ihrer Schulter und zog so heftig an ihr, dass Amber ins Taumeln geriet.
    »Du wirst mich heiraten«, zischte er, und sie sah die blaue Zornesader über seiner linken Augenbraue. »Eines Tages wirst du mit mir vor dem Altar stehen. Wir gehören zusammen, Amber. Ob du willst oder nicht.«
    »Lass mich los«, fauchte sie und versuchte, sich aus seinem Griff zu wenden. »Lass mich los, du tust mir weh!«
    Doch Steve hörte nicht auf sie. Er hielt

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