Unter dem Teebaum
Eisenklammer. »Du bleibst«, befahl er unter dem Beifall der anderen Männer. »Du bleibst, oder willst du die Hochzeitsnacht etwa allein begehen?«
Amber schwieg. Steve hatte getrunken. Allein sechs Gläser Whisky innerhalb der letzten zwei Stunden. Sie wusste, dass er betrunken war, und sie wusste auch, dass er zur Aggressivität neigte, wenn er betrunken war.
Sie saß auf seinem Schoß und starrte auf Steves braune Hand, die ihr jetzt vor aller Augen den Rock hochschlug und an den Innenseiten der Schenkel hinaufkrabbelte.
»Na, bist du schon unruhig?«, fragte ihr Ehemann und sah Beifall heischend zu seinen Kumpanen.
»Seit sie aus Adelaide zurückgekommen ist, sitzt sie mit gehobenen Röcken auf der Herdplatte«, verkündete er und lachte grob. Die anderen lachten ebenfalls. Einer leckte sich die Lippen, die anderen sahen mit glasigen Augen auf ihre nackten Schenkel.
Die Scham trieb Amber Tränen in die Augen, doch sie verbot sich, vor den Männern zu weinen. Sie ließ ihr Gesicht zu einer Maske erstarren, hinter der ihre Empfindungen verborgen blieben.
Endlich waren die Nachbarn so betrunken, dass sie für den Heimweg bereit waren.
»Und nun zu dir, mein Täubchen«, sagte Steve und riss ihr den Schleier vom Kopf. Er stand auf, packte ihr Handgelenk und zog sie mit sich fort.
Aluunda stand in der Küchentür und sah den beiden hinterher. Sie murmelte etwas, doch niemand hörte es.
»Wo willst du hin mit mir?«, fragte Amber, die so müde war, dass es ihr beinahe schon gleichgültig war, was mit ihr geschah. Sie dachte an das Kind in ihrem Leib und legte schützend eine Hand darüber, während sie von Steve durch die Weinberge gezerrt wurde. Einmal fiel sie hin und schlug sich die Knie auf, doch Steve zerrte sie einfach weiter.
Als sie die Weinberge verließen und auf das nahe Wäldchen zugingen, wusste Amber, wohin Steve sie bringen wollte: in die Hütte des Jagdpächters, dorthin, wo sie mit Jonah so glücklich gewesen war.
Sie blieb wie angewurzelt stehen, während Steve weiter an ihr zerrte. Als er ihren Widerstand bemerkte, blieb er stehen und sah ihr ins Gesicht. »Na, mein Täubchen, du weißt wohl, wohin der Weg führt, was?«
Er kam ganz dicht an sie heran, sodass sie den Whisky in seinem Atem roch. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und schüttelte sie ein wenig. In seinen Augen blitzte etwas, das Amber wie Hass erschien.
»Du bist eine Niggerhure«, spuckte er hervor. »Ich weiß, was du da oben mit dem Bushi getrieben hast.«
Jetzt lachte er hässlich. »Ich habe euch beobachtet. Mehrmals. Für mich warst du dir zu schade, aber mit einem Schwarzen konntest du vögeln wie jede beliebige Straßenhure.«
Amber wurde schlecht. Sie wandte das Gesicht zur Seite und schloss die Augen. Steve zog sie weiter, und Amber stolperte blind hinterher.
In der Jagdhütte stieß er sie auf den Boden. Er riss an ihrem Kleid, grub ihre Brüste heraus, grunzte wie ein Schwein, dann holte er sich, so grob es nur ging, das, was ihm seiner Meinung nach zustand.
Als er fertig war, wischte er sich mit den zerrissenen Resten von Ambers Hochzeitskleid sauber. Dann legte er mit plötzlicher Behutsamkeit eine Decke über Amber, legte sich in eine Ecke und schlief sofort ein.
Amber, die Steves Angriff vollkommen regungslos hatte über sich ergehen lassen, stand auf. Sie sah zu dem Mann, der schnarchend in der Ecke lag, und ihr Gesicht verzog sich vor Abscheu. Einen Augenblick dachte sie daran, wie es wäre, wenn sie ihm jetzt das Messer ins Herz stoßen würde. Sie stellte sich vor, wie sie die Hand führte, wie die Klinge sein Fleisch durchschnitt, wie sie das Messer in der Wunde drehte. Dann spuckte sie aus und ging zurück zum Gutshaus.
Für Amber war bereits am nächsten Morgen der Alltag zurückgekehrt. Sie hatte geheiratet, weil es notwendig war, hatte Fest und Hochzeitsnacht erduldet, nun war es Zeit, wieder die Dinge zu tun, die getan werden mussten.
Dieser Tag und alle folgenden würden voller Vorgänge sein, die sich wiederholten. Amber fragte sich, ob es notwendig war, diese immer gleichen Vorgänge noch hundert oder tausend Mal zu wiederholen. Der Sinn dafür war ihr abhandengekommen.
»Was hast du gedacht, Amber? Welches Zimmer soll nun unser Schlafzimmer werden?«, fragte Steve beim Frühstück.
Amber verstand nicht. Was meinte er mit Schlafzimmer?
»Du bist verheiratet, mein Täubchen, und zu einer Ehe gehört ein gemeinsames Schlafzimmer«, erklärte Steve.
»Wenn du geglaubt hast, an
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