Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
Milo ich auf dem Steg ausgerutscht wäre. Ich war eifersüchtig, weil er es war, der fast gestorben wäre.
Kapitel 8
Da Milo ein Musterschüler war, lag es nahe, dass man ihm ein Stipendium auf einem schicken Internat angeboten hatte. Es war sogar glaubhaft, dass er noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte, unserer Mutter davon zu erzählen. Da sie kaum zu Hause war, bekamen wir einander selten zu Gesicht.
Ezra druckte Unterlagen aus, die bestätigten, dass Milo auf der Chester Arthur Preparatory School bei Albany im Bundesstaat New York angenommen worden war. Das Semester sollte in einer Woche beginnen, und ihm wurde empfohlen, schon früher anzureisen, um sich in der Schule einzugewöhnen.
So stand es zumindest in dem Brief.
Milo, Ezra und Mae hatten sich eine detailreiche Geschichte ausgedacht, die sie den ganzen Abend durchgingen.
Jack hatte mit allen Mitteln versucht, mich aufzuheitern, jedoch ohne Erfolg. Je später es wurde, desto nervöser und unglücklicher wurde ich bei dem Gedanken daran, dass ich in mein altes Leben zurückkehren musste.
Milo rief unsere Mutter an und verabredete eine Zeit für ein Gespräch. Mae half mir, meine Sachen zu packen, und redete die ganze Zeit darüber, dass nun alles noch viel lustiger werden würde. Sie begründete das mit der Redewendung » Die Liebe wächst mit der Entfernung « . Ich nickte, als sei ich ganz ihrer Meinung.
Als meine Sachen in Maes Jetta verstaut waren, wartete ich an der Garagentür auf die anderen. Jack kam und klimperte mit dem Autoschlüssel. Ich begriff nicht, wo Milo blieb, schließlich musste er nicht packen.
» Was macht er nur? « , fragte ich und zupfte nervös am Saum meines T-Shirts. Wenn wir schon wegmussten, dann wollte ich es schnell hinter mich bringen.
» Er ist gleich da. « Jack kratzte sich im Nacken und sah an mir vorbei – ein deutliches Zeichen dafür, dass er mir etwas verschwieg.
» Was macht er denn noch? « , fragte ich.
» Er trinkt. « Er sah mich schulterzuckend an. » Er geht zum ersten Mal hinaus in die Welt der Menschen. Da ist es besser, wenn er keinen Hunger hat. «
» Und wie steht es mit dir? «
» Nein, danke der Nachfrage. « Jack warf mir einen forschenden Blick zu. Er suchte wohl nach Anzeichen für Abscheu oder Angst. Als er nichts dergleichen feststellte, wandte er den Blick wieder ab.
» Wird er meiner Mom etwas tun? « Bei dem Gedanken, dass Milo Blut trank, wurde mir tatsächlich speiübel, doch das wusste ich gut zu verbergen.
» Deshalb nimmt er jetzt ja etwas zu sich « , sagte Jack. » Wir hoffen, dass wir das vermeiden können. «
Ich seufzte. » Hervorragend. «
» Ich bin ja da und beschütze sie. « Grinsend präsentierte er seine Oberarmmuskeln, als Beweis dafür, dass er der Aufgabe gewachsen war. » Es wird alles gut. «
» Ich weiß « , sagte ich grimmig. » Es wird immer alles gut. Super. Gut. Okay. «
» Er ist gleich fertig! « , sagte Mae. Als sie mich sah, erstarb ihr Lächeln. » Oh, Alice, du siehst elend aus. «
» Tut mir leid. « Ich zwang mich zu einem Lächeln.
» Du kommst ja wieder! « In ihren Augen glitzerten Tränen. Es tröstete mich, dass sie der Abschied traurig machte. Zumindest sie würde mich vermissen. » Wir wollen dich wirklich nicht loswerden. «
» Ich weiß. « Ich nickte, und das Lächeln fiel mir schon leichter.
» Du gehörst doch jetzt zur Familie. « Sie steckte mir eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. » Es geht einfach nicht anders. Im Moment. «
» Ich weiß « , wiederholte ich. Mir war das ja völlig klar, aber das änderte nichts an meinem Schmerz.
Mae schloss mich in die Arme und drückte mich so fest, dass mir fast die Luft wegblieb. Sie flüsterte in mein Haar: » Oh, Liebes, du ahnst gar nicht, wie wunderbar es sein wird, wenn das alles geschafft ist. «
Jack tippte ihr auf die Schulter. » Mae, Süße, du erstickst sie. «
» Oh, entschuldige! « Mae ließ mich los und machte einen Schritt zurück. Ich unterdrückte ein Keuchen. » Ich vergesse immerzu, wie zerbrechlich du bist. «
Im Flur hörte ich Milos schwere Schritte und Ezra, der ihm versicherte, alles werde gut werden. Als sie in die Einfahrt kamen, hatte Ezra den Arm auf Milos Rücken gelegt. Milo war blass.
Jack sollte uns fahren. » Wir können hinter euch herfahren, wenn ihr wollt « , sagte Ezra.
» Nein, wir kommen schon zurecht. « Milo klang zuversichtlicher, als er aussah. Ich hätte Ezras Angebot lieber angenommen.
» Bist du sicher? « Mae streichelte
Weitere Kostenlose Bücher