Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
eine großartige Mutter und so gut wie nie zu Hause gewesen, aber immerhin war sie unsere Mutter. Sie verdiente einen besseren Abschied.
» Zum Teufel « , keuchte Jack, als sie draußen war. Die Anspannung fiel plötzlich von ihm ab. » Du musst das in den Griff bekommen. «
» Ich versuche es ja! « , erklärte Milo. » Aber es war nicht meine Schuld! Hast du nicht bemerkt, wie sie dich umgarnt hat …? « Seine Stimme ging wieder in ein tiefes Knurren über. Jack hob eine Hand, um ihm Einhalt zu gebieten.
» Ja, ich war dabei, aber mal ernsthaft « , Jack schüttelte den Kopf, » so geht das nicht! «
» Wie geht das nicht? « , fragte ich verwirrt. Milo litt unter einer gewissen Blutrünstigkeit, aber ich begriff nicht, warum sich das so gezielt gegen unsere Mutter gerichtet hatte.
» Nichts « , sagte Milo verlegen.
» Geh schon, und pack deine restlichen Sachen zusammen. « Jack deutete auf Milos Zimmertür. » Wir müssen weg hier, ehe du noch etwas richtig Dummes anstellst. «
» Tut mir leid. « Milo schlich in sein Zimmer.
Als er weg war, wirbelte ich zu Jack herum und flüsterte ihm zu: » Was war denn das? Was ist hier los? «
» Weißt du noch, dass vorher die Sache ziemlich kompliziert war? « , fragte Jack und warf einen kurzen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass Milo uns nicht hörte. » Tja, es wird jetzt alles noch viel komplizierter. «
» Wie meinst du das? « Verständnislos starrte ich ihn an.
» Milo ist eifersüchtig. «
» Worauf? «
» Na ja … « Er kratzte sich am Hinterkopf und seufzte. » Auf jeden, der mit mir zu tun hat. «
» Was? «
» Also gut, die Sache ist so: Vampire binden sich an denjenigen, der sie verwandelt hat « , erklärte Jack. » Ich habe dir erzählt, wie nahe mir Peter und Ezra stehen, weil wir dasselbe Blut teilen. Tja, da Milo mein Blut getrunken hat, besteht zwischen uns auch eine solche Bindung. Und weil Milo schon vor seiner Verwandlung eine Schwäche für mich hatte, hat sich das durch diese Bindung noch verstärkt. «
» Das ist ja wohl nicht dein Ernst. « Ich hatte die Arme vor der Brust verschränkt, doch nun ließ ich sie fallen. » Um Himmels willen. Erst dein Bruder, dann mein Bruder. Das wird ja immer besser. «
Jack schüttelte den Kopf. » Nein, es ist nicht wie bei Peter. Milo ist für mich wie ein Bruder, das ist alles. Und im Moment ist das noch neu. Mein Blut ist noch frisch in ihm, und er hat seine Gefühle nicht im Griff. Das wird nachlassen. Mit der Zeit. «
» Wie viel Zeit? « , wollte ich wissen.
» Es ist so … Für dich ist das alles noch unbekanntes Terrain « , hob er an, doch ich lachte dumpf und schüttelte den Kopf.
» Du weißt es nicht. Du weißt nicht einmal, ob es wirklich nachlässt. Das sind alles nur Vermutungen! «
» Schsch! « Jack sah nervös zu Milos Zimmer, doch als sich nichts regte, wandte er sich wieder mir zu. » Nein, die Bindung lässt wirklich nach. Okay? Als ich Vampir wurde, habe ich Peter verehrt wie einen Helden. «
» Das ist sechzehn Jahre her « , sagte ich ungläubig. » Müssen wir etwa sechzehn Jahre warten? «
» Es wird früher aufhören. Ich kann es nicht genau sagen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei Peter und mir nicht so lange gedauert hat. «
» Ach, was soll’s. « Ich verdrehte die Augen. » Milo wird Ruhe geben, Peter wird Ruhe geben, und ›wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!‹. Aber sei mal ehrlich, in Wirklichkeit kommt doch immer nur neuer Ärger dazu. «
» Weißt du, wo das Problem liegt? Du betrachtest das alles mit den Augen einer Sterblichen « , erklärte Jack. » Für dich ist Zeit endlich. Es stimmt, das alles braucht seine Zeit, aber wir haben doch alle Zeit der Welt. «
» Nein, du hast Zeit. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe … « Ich hielt inne und legte den Finger an den Hals. » Japp. Das ist ein Puls. Das ist sterbliches Blut in meinen Adern, Jack. Ich bin, verdammt noch mal, kein Vampir. «
» Ja, jetzt. Aber das wird sich ändern. «
» Vielleicht « , sagte ich. » Aber im Moment stehst du einen knappen Meter von mir weg und flüsterst, damit mein Bruder mich nicht umbringt. Oder dich. Und bis das endlich aufhört, musst du Abstand von mir halten. «
Jack seufzte und sah mich traurig an. Als Milo aus seinem Zimmer kam, senkte er den Blick und entfernte sich einen Schritt von mir.
Ja, das lief ja wirklich alles wunderbar. Jack hatte Angst vor meinem kleinen Bruder. Das Schicksal nahm
Weitere Kostenlose Bücher