Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
Milo das Gesicht, eine Geste, die mir mittlerweile verwehrt war. Mich hätte er womöglich in den Hals gebissen.
» Los geht’s. Wir kommen schon zurecht. Bringen wir die Sache über die Bühne. « Jack sprach mir aus dem Herzen.
Widerstrebend ließ Mae uns ziehen. Ihre Nervosität gefiel mir nicht, aber an der Sache gefiel mir ohnehin so gut wie gar nichts.
Ich war vor Milo in der Garage. Als ich die Beifahrertür des Jetta öffnen wollte, um mich wie immer neben Jack zu setzen, knurrte mich Milo an.
» Hast du gerade geknurrt? « , fragte ich verblüfft.
» Kann schon sein. « Milo stand die blanke Wut in den Augen.
» Warum knurrst du mich an? «
» Alice « , sagte Jack scharf. Er stand auf der anderen Seite des Autos neben der offenen Fahrertür und sah mich eindringlich an. » Steig hinten ein. «
» Warum denn? «
» Tu es einfach « , erklärte Jack mit fester Stimme.
» Aber das ist doch total bescheuert! « , widersprach ich. » Nur weil Milo ein Vampir ist, darf er jetzt vorne sitzen? Das ist nicht fair. Das ist nicht einmal logisch. «
» Steig einfach hinten ein! « , fauchte Milo.
» So ein Quatsch « , grummelte ich und setzte mich auf den Rücksitz.
» Es wäre alles viel einfacher, wenn du nicht gegen alles ankämpfen würdest « , sagte Jack, als er den Motor anließ.
» Du hattest wohl keine Ahnung, was du dir mit ihr eingehandelt hast, stimmt’s? « , fragte Milo.
Ich biss mir auf die Zunge, denn es fiel mir nicht leicht, den Mund zu halten. Was bildete sich Milo eigentlich ein? Ich hätte ihn wohl angeschrien, wenn ich nicht hätte befürchten müssen, dass er mir dann buchstäblich den Kopf abgerissen hätte.
Es war dermaßen unfair. Milo durfte sich aufführen wie ein Idiot, und das nur, weil er jetzt ein Vampir war. Früher wäre er nie so mit mir umgesprungen. Allerdings machte es mir sein Verhalten auch leichter, ein wenig Abstand zu ihm zu gewinnen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich Milo in nächster Zeit nicht sonderlich vermissen würde. Wahrscheinlich würde er mich schon anknurren, wenn ich nur die Fernbedienung in die Hand nähme.
Während der Autofahrt schmollte ich. Jack hatte eine CD von Dinosaur Jr. eingelegt. Milo sagte etwas, das ich vom Rücksitz aus nicht hören konnte, was meine Wut nur noch steigerte. Als wir vor unserem Wohnblock hielten, sprang ich eilig aus dem Auto. Jack schnappte sich meine Tasche aus dem Kofferraum und folgte mir mit Milo ins Haus.
Schweigend fuhren wir mit dem Fahrstuhl nach oben. Milo wirkte angespannt. Sein Unterkiefer war vorgeschoben, die Hände zur Faust geballt. Ich fragte mich, ob Jack es bemerkte, doch seinem ausdruckslosen Gesicht war nichts zu entnehmen.
» Geht’s? « , fragte ich Milo leise, als wir vor der Wohnungstür standen.
Er nickte. » Klar. « Doch er war blass.
» Vielleicht sollten wir es besser verschieben « , schlug ich vor. Ich wollte es zwar hinter mich bringen, aber nicht auf Kosten meiner Mutter oder meines Bruders, auch wenn er mir derzeit gewaltig auf die Nerven ging.
» Nein. Kommt schon. « Milo zog die Schlüssel aus der Hosentasche und schloss auf.
Über der Spüle in der Küche brannte Licht, während der Rest der Wohnung dunkel war. Milo war zwar unverkennbar Milo, doch er hatte sich so stark verändert, dass wir über das Dämmerlicht froh sein mussten.
Im Wohnzimmer dudelte leise eine zerkratzte Led-Zeppelin- LP ; Robert Plant sang schmachtend von brechenden Dämmen.
» Mom? « , sagte ich, als ich hinter Milo die Wohnung betrat.
» Ach, gut, dass ihr endlich da seid. « Mom kam aus dem Schlafzimmer, eine brennende Zigarette in der Hand. Ihr Haar wirkte nicht so lockig wie sonst, und ihr Lippenstift war zu grell. » Ich habe nicht viel Zeit. «
» Musst du noch wo hin? « , fragte ich.
Milo hielt sich absichtlich im Dämmerlicht, während ich in die helle Küche ging. Jack setzte meine Tasche ab und blieb neben mir stehen, in der Hoffnung, dass sie ihn bemerken würde, doch Mom flitzte nur durch das Wohnzimmer und suchte etwas. Bei ihrer letzten Begegnung mit Jack war sie fast in Ohnmacht gefallen.
» Ja, ja, bald. « Mom scheuchte mich weg und fand, was sie gesucht hatte – ein Glas Brandy. Während sie einen großen Schluck nahm, drehte sie sich zu uns um. Endlich sah sie auch Jack. Sie holte tief Luft. » Oh, ich wusste nicht, dass ihr Gäste mitbringt. «
» Schön, Sie zu sehen, Mrs Bonham. « Jack winkte ihr freundlich zu. Sie legte die Hand auf die Brust.
» Ihr habt
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