Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
unbeschreiblich, wie nah man sich dabei dem anderen fühlte. Als Peter mein Blut getrunken hatte, war sein Herzschlag mein Herzschlag gewesen. Wenn ich mir vorstellte, dass Jack solche Gefühle mit jemand anderem teilte, obwohl er das mit mir noch nie erlebt hatte …
» Ich weiß, warum du sauer bist, und ich kann es dir nicht verübeln. « Seine Stimme war leise und besänftigend. » Aber Milo muss es lernen. Er ist immer noch so launenhaft. Ehrlich gesagt, hätte ich wohl noch ein bisschen warten sollen. Dann hätte ich es ihm wahrscheinlich nicht selber vormachen müssen. Aber ich wollte nicht warten. Ich wollte es möglichst schnell hinter mich bringen, damit er unabhängig wird und du auch ein Vampir werden kannst. Ich habe es getan, damit du schneller zu uns kommen kannst. «
» Ich werde kein Vampir « , sagte ich, und meine Worte kamen schroffer als geplant.
» Wie bitte? «
» Ich habe neulich mit Ezra gesprochen. « Ich öffnete die Augen und sah zu ihm hinüber. Aus seinem Blick sprachen Schmerz und Bestürzung. » Er sagt, ich muss noch ein paar Jahre warten. Milo ist einfach noch nicht so weit und braucht euch. Ich glaube nicht, dass du die Sache beschleunigen kannst, egal, wie sehr du dich bemühst. «
» Aber … « Er starrte ins Leere, als müsse er meine Worte erst verdauen.
» Vielleicht ist das alles ein Zeichen « , sagte ich mit belegter Stimme, als er nicht weitersprach. » Ich meine nicht nur heute Abend. Auch das mit Milo und Peter. Es ist, als wolle mir das ganze Universum sagen, dass es mit mir nicht klappt. «
» Zwei Jahre sind doch gar nicht so lange « , sagte Jack rasch.
» Jack! Du weißt, dass das nicht alles ist! « Ich zog die Beine zurück ins Auto und legte den Kopf gegen die Kopfstütze.
» Alice … « Er atmete schwer. Als er weitersprach, war seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern. » Als ich dich angerufen habe, hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich wusste, dass mit dir etwas nicht stimmte. Und als ich an der Ausfahrt abfuhr, wusste ich genau, wo du warst. Ich konnte dich spüren, verängstigt und allein. Ich kann das nicht einfach abstellen. Und du kannst das nicht einfach so wegwerfen. «
» Was soll ich denn tun? « , fragte ich.
Er sah mich verzweifelt an. Eine große Sehnsucht ging von ihm aus.
Entweder ließ bei mir die Wirkung des Alkohols allmählich nach, oder Jacks Wirkung war einfach überwältigend. Jedenfalls beugte ich mich zu ihm hinüber und presste meine Lippen auf die seinen. Er gab meinem Drängen nach, schlang die Arme um mich, zog mich eng an sich heran und küsste mich leidenschaftlich. Er schmeckte fantastisch, und seine Haut brannte wie Feuer.
Doch schon nach wenigen Sekunden löste er sich sanft, aber nachdrücklich von mir und hielt mich auf Armeslänge von sich. Er rang nach Luft.
» Alice, das ist viel zu gefährlich « , keuchte er.
» Du bist wirklich keine große Hilfe, weißt du? « Ich entwand mich seinem Griff und ließ mich zurück in den Sitz sinken.
» Ich kann mich nur zurückhalten, weil ich gerade etwas zu mir genommen habe « , sagte Jack und lehnte sich ebenfalls zurück. » Andernfalls hätte das übel ausgehen können. «
» Danke, dass du mich daran erinnerst « , sagte ich und verzog das Gesicht.
» Du hast gut reden. Was ich getan habe, habe ich getan, weil ich anders nicht überleben kann und deinem kleinen Bruder helfen wollte. Du warst heute Abend nur … auf Spaß aus. Und dass du einen lila Tanga trägst, kannst du auch nicht damit entschuldigen, dass du betrunken warst. Du hast das alles geplant! «
» Das stimmt nicht! Ich habe den Tanga getragen, weil ich mich mal so richtig scharf und gefährlich fühlen wollte! «
» Gefährlich bist du wahrlich « , murmelte Jack.
» Ist ja auch egal. « Ich zog die Autotür zu. » Bring mich einfach nach Hause. «
» Wird erledigt. «
Den Rest des Weges sagte keiner von uns ein Wort, weil uns das am sichersten erschien. Ich war gekränkt, wütend und enttäuscht, und ihm ging es wohl nicht anders. Als er schließlich vor unserem Haus hielt, stieß er einen tiefen Seufzer aus und sah mich von der Seite an.
» Alice, ich will nicht, dass du jetzt sauer bist, wenn du reingehst. «
» Ich auch nicht « , sagte ich. » Also, was schlägst du vor? «
» Okay. « Jack lachte. » Da du nun sowieso nicht so bald zum Vampir werden kannst, werde ich mir mit Milo mehr Zeit lassen. So muss ich mich weniger um ihn kümmern und habe mehr Zeit für dich. Und du fühlst
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