Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
verlegen. » Vor ein paar Jahren. Aber abgesehen davon war ich in den letzten vierzehn Jahren enthaltsam. Das hat doch etwas zu sagen, oder nicht? «
» Mhm. « Ich war mir nicht sicher. » Warum hast du damit aufgehört? «
» Womit? «
» Du hattest mit ziemlich vielen Mädchen Sex und warst dann enthaltsam. Warum? « Ich versuchte mir vor Augen zu führen, dass das alles ziemlich lange her war. Er war ja kein reicher Playboy, dem die Frauen nur so zuflogen und der das nach Strich und Faden ausnutzte.
» Es hat mich gelangweilt. Ich war nicht ich und hatte kein gutes Gefühl dabei « , sagte er achselzuckend. » Was ist mit dir? Was für eine Geschichte hast du? «
» Ich habe keine « , sagte ich. Er musste lachen. » Was denn? Das stimmt. «
» Wirklich? « Jack sah mich streng an. » Denn als ich dich neulich abgeholt habe, hast du gerade mit einem Kerl herumgemacht. «
» Tja, mehr gibt es auch nicht zu erzählen. « Bei dem Gedanken an den Abend wurde mir unwohl. Egal, wie Jack und ich zueinander standen, kam es mir vor wie Verrat, dumm und sinnlos. Ich schwor mir, nie wieder Alkohol zu trinken.
» Das war das einzige Mal, dass du je einen Typen geküsst hast? Ich meine, außer mich … und Peter. « Er war skeptisch, und mein Zögern machte ihn noch skeptischer. Woher sollte er wissen, dass es wirklich nicht viel zu erzählen gab?
» Nein, ich habe schon früher Jungs geküsst « , gab ich zu. » Aber es war immer dasselbe. Ich bin mit Jane auf eine Party gegangen, und da war dann einer, mit dem ich ein bisschen herumgeknutscht habe. Mehr war nie. Wenn ich beschwipst war, habe ich mich küssen lassen. Das war’s. «
» Wirklich? « Er sah jetzt überrascht aus.
» Warum ist das so schwer zu glauben? «
» Ich weiß nicht. « Er sank tiefer ins Sofa, die Stirn in Falten gelegt. » Wahrscheinlich bin ich nicht ganz objektiv. «
» Wie meinst du das? « Ich drehte mich zu ihm hin und drückte dabei mein Knie sanft gegen sein Bein.
» Tja … « Jack lachte nervös. Der Klang seiner Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. » Heute Abend haben sich alle nach dir umgedreht. Du bist sozusagen unwiderstehlich. «
» Das ist doch etwas anderes « , sagte ich. » Das liegt nur an meinem Blut. «
Kaum waren die Worte heraus, als mich die Erkenntnis mit voller Wucht traf. Mein Herz zog sich zusammen, und ich spürte, wie die Farbe aus meinem Gesicht wich.
» Was ist denn? « Jack rutschte näher an mich heran, unsicher, ob er mich trösten sollte oder ob er damit alles noch schlimmer machte.
» Es ist mein Blut. « Ich biss mir von innen in die Wange, während ich den Gedanken innerlich zu Ende brachte. » Das ist es, nicht wahr? Deshalb bist du … «
Jack fühlte sich aus demselben Grund zu mir hingezogen wie Peter. Aber anders als bei Peter, der mit mir verbunden war, würde dieses Gefühl bei Jack verschwinden, sobald ich mich verwandelt hatte. Mein Blut würde nicht mehr so süß riechen, und der Reiz wäre flöten. » Es ist nur der Geruch und Geschmack meines Blutes und der Schlag meines dämlichen Herzens! «
» Nein! « Jack sah gekränkt aus. » Nein! Das hat nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun! «
» Ich habe einen Raum voller strahlend schöner Leute betreten, und die haben sich alle nach mir umgesehen, obwohl ich verglichen mit ihnen unscheinbar und durchschnittlich bin. « In meiner Kehle wuchs ein dicker Kloß, der mir das Sprechen fast unmöglich machte. » Das Einzige, was mich für dich unwiderstehlich macht, ist mein Blut. «
» Alice! « Er setzte sich auf und sah mir direkt in die Augen. » Okay, gut. Du willst die Wahrheit wissen? Ja! Der Vampir in mir will dein Blut, und zwar mehr, als du es dir vorstellen kannst. Aber wenn das alles wäre, dann hätte ich dich schon vor einer ganzen Weile einfach gebissen und anschließend vergessen. Ich habe schon besseres Blut gerochen als deins, okay? Für Vampire bist du vielleicht so etwas wie ein guter Wein, aber du bist nicht der einzige und ganz bestimmt nicht der erlesenste Tropfen im Weinkeller. «
» Willst du mich damit etwa trösten? « , murmelte ich.
Jack schüttelte den Kopf. » Nein, ich will damit nur sagen, dass dein Blut nicht so außergewöhnlich ist « , sagte er. » Es ist nicht das Einzige, was mich an dir interessiert. Wenn es so wäre, wäre ich doch nicht so darauf aus, dass du dich verwandeln lässt. Ich kann es nämlich nicht erwarten, dass du endlich ein Vampir wirst. Nein, nicht dein Blut
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