Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
Universe von den Beatles, was ihr bestimmt Mae beigebracht hatte.
Es war nicht so, dass ich für Mae kein Verständnis gehabt hätte. Daisy war todkrank gewesen und wäre gestorben, wenn Mae sie nicht verwandelt hätte. Daisy war ihre Urenkelin und ein bezauberndes, süßes Mädchen … wenn sie sich nicht gerade in einen teuflischen Dämonen verwandelte. Sie war einfach viel zu jung, um ihre Impulse unter Kontrolle zu haben, und sie würde ihr Leben lang das Aussehen einer Fünfjährigen behalten.
» Hallo, Alice«, zwitscherte Daisy. Sie malte weiter, ohne zu mir aufzuschauen, aber sie hatte aufgehört zu singen. Ich sah, wie sie ihre Füße unter dem Tisch vor und zurück schwingen ließ.
» Hi«, sagte ich steif. Ich konnte nicht sonderlich gut mit Kindern umgehen, schon gar nicht mit Kindern, die sich bisweilen in Monster verwandelten. » Wo ist Mae?«
» Sie hängt Wäsche auf. Sie sagte, ich könne hierbleiben, wenn ich verspräche, nirgends sonst hinzugehen«, informierte mich Daisy.
Mae hatte sie also nur wenige Stunden, nachdem sie uns beinahe umgebracht hätte, vollkommen unbeobachtet gelassen. Fantastisch!
» Mae wäscht schon unheimlich gerne Wäsche«, murmelte ich.
» Möchtest du mit mir malen?« Daisys honigfarbene Augen sahen mich hoffnungsvoll an. Sie war wirklich eine Miniaturversion von Mae.
» Ähm, nein, danke.« Ich hatte keine Lust, mit ihr etwas zu machen, aber ich trat näher an den Tisch, um zu sehen, woran sie arbeitete. Sie hatte ein My-Little-Pony -Malbuch neben sich aufgeschlagen, gerade malte sie jedoch etwas auf ein weißes Blatt, das ich nicht erkennen konnte. » Was machst du da?«
» Ich male ein Bild für Bobby, weil ich ihm wehgetan habe.« Daisy hielt das Bild hoch, um es mir zu zeigen.
Soviel ich erkennen konnte, sollte es ein pinkfarbenes Einhorn vor einem Regenbogen darstellen. Im Halbkreis über dem Regenbogen stand korrekt geschrieben » Entschuldige, Bobby«.
» Das ist ein sehr schönes Bild.« Ich zwang mich zu einem Lächeln. » Das wird ihm sicher gefallen.«
» Hoffentlich! Ich wollte ihm nicht wehtun.« Daisy klang traurig, starrte einen Moment ins Leere und malte dann weiter. » Ich brauche Glitzer. Peter hat gesagt, er bringt mir welchen mit, wenn er das nächste Mal in die Stadt fährt.«
» Das ist sehr nett von ihm.« Ich rieb meine Arme und bemerkte, dass sie die Hitze offenbar nicht so belastete. Aber als ich klein war, hatte ich auch nie so darunter gelitten.
Hinter mir schlug die Fliegengittertür zu und Mae kam in die Küche. Sie warf mir ein kühles Lächeln zu, das mich vermuten ließ, dass sie mir noch nicht verziehen hatte. Was durchaus Sinn machte, denn ich hatte nichts getan, was mir hätte verziehen werden müssen. Ich hatte Daisy auf die einzige mir mögliche Art und Weise überwältigt, um Bobbys Leben zu retten, und sie war dabei nicht einmal verletzt worden. Sie hatte eigentlich keinen Grund, wütend auf mich zu sein.
» Daisy sagte, du hast Wäsche aufgehängt«, sagte ich.
» Ich mag den Duft, den frische Luft der Wäsche verleiht«, antwortete Mae, wobei ihr britischer Akzent kühler klang als üblich. Sie hatte ihre Locken zu einem Dutt zusammengefasst und ihr Sommerkleid war nass geschwitzt. Sie rauschte an mir vorbei und ging zu Daisy hinüber, bewunderte deren Bild und gab ihr einen Kuss aufs Haar. » Das ist ein wunderschönes Bild, Liebling.«
» Danke«, Daisy sah lächelnd zu ihr auf. » Alice sagt, dass es Bobby gefallen wird.«
» Da bin ich mir sicher.« Mae blickte zu mir auf und wirkte schon bedeutend versöhnlicher. Sie setzte sich neben Daisy auf einen Stuhl und begann, selbst ein Bild zu malen. » Daisy hat gegessen und sich ein wenig ausgeruht und seitdem malt sie schon den ganzen Abend. Sie ist so brav, wenn sie satt ist.«
» Da bin ich mir sicher.« Ich konnte Mae schlecht widersprechen. Was hätte ich auch sagen sollen, solange Daisy danebensaß und malte? Also wechselte ich das Thema. » Gibt es irgendwelche Neuigkeiten wegen der Klimaanlage?«
» Noch nicht.« Mae schüttelte den Kopf. » Aber es hat sich ein wenig abgekühlt, seit die Sonne untergegangen ist. Draußen ist es jetzt fast schon angenehm.« Sie sah zu mir auf. » Peter sitzt draußen auf der Veranda.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich zu ihm gehen sollte. Seit meiner Ankunft hatte ich versucht, möglichst wenig Zeit mit ihm allein zu verbringen. Aber im Haus war es immer noch drückend heiß, und da ich eine Abkühlung gut gebrauchen
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