Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
pochte wie verrückt und es war nicht das einzige. Da war noch ein Herzschlag, ebenfalls sehr aufgeregt, aber etwas leiser und nicht ganz so schnell wie der eines Menschen.
Es war der Herzschlag eines Vampirs. Eines sehr kleinen und sehr hungrigen Vampirs.
Als Bobby erneut schrie, waren Milo und ich bereits aus dem Zimmer gerannt und sahen am Ende des Flurs Daisy, wie sie mit bloßen Händen an seiner Tür kratzte. Sie war stark genug, um das Holz zum Splittern zu bringen, wobei sie sich ihre Finger aufriss und blutige Spuren hinterließ.
Bevor wir sie erreichen konnten, hatte sie ein Loch in die Tür gerissen, das groß genug war für ihren kleinen Körper. Sie schlüpfte hindurch und Bobby schrie noch mehr.
Kapitel 2
Bobby hatte sich eingeschlossen, um sich vor Daisy zu schützen, was es uns nicht gerade leichter machte, ihn zu retten. Milo gelangte als Erster zur Tür und versuchte, sie aufzureißen.
Bobby schrie immer lauter, und Milo zwängte sich durch das Loch, obwohl es nicht groß genug für ihn war. Er riss sich die Hüfte auf, was er in der Aufregung wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hätte, wenn Daisy nicht gewesen wäre. Der Geruch von Blut machte sie nur noch gieriger.
Kurzentschlossen fasste ich durch das Loch und schloss die Tür von innen auf. Bobby stand mit dem Rücken zur Wand auf dem Bett. Von einem üblen Biss an seinem Arm tropfte Blut auf die Laken, doch sein entsetzter Blick war auf Milo und Daisy gerichtet, die erbittert miteinander kämpften.
Wenn sie ihre Blutgier nicht um den Verstand brachte, war sie ein bezauberndes kleines Mädchen mit Pausbacken und flaumigen blonden Locken. Aber wie sie jetzt die Zähne fletschte und versuchte, an das Blut zu kommen, das aus Milos Wunde strömte, sah sie schrecklich böse aus.
Ein wütendes Knurren verzerrte ihr Gesicht und ihre Lippen gaben den Blick auf scharfe und für ihr Alter unnatürlich große Zähne frei. Ihre Augen funkelten und sie bewegte sich blitzschnell.
Milo versuchte, sie festzuhalten, doch er war nicht flink genug, um sich vor ihren Bissen zu schützen. Sie knurrte und schnappte nach ihm wie ein wildes Tier.
Als ich Milo beiseitestieß, war Daisy sofort auf den Beinen. Ich packte sie, bevor sie sich erneut auf Bobby stürzen konnte, der immer noch ihr Hauptziel zu sein schien.
Doch sie wand sich so sehr in meinen Armen, dass ich sie unmöglich festhalten konnte. Sie drehte ihren Kopf und hätte mich beinahe in die Schulter gebissen, wenn ich sie nicht im letzten Moment an den Haaren gepackt und ihren Kopf nach hinten gerissen hätte.
Als sie sich mit einem Ruck loszumachen versuchte und sich dabei ein ganzes Büschel Haare ausriss, erkannte ich, dass ich drastischere Maßnahmen anwenden musste, um mit ihr fertigzuwerden. Ich schlug ihren Kopf auf den Boden und presste, auf ihrem Rücken kniend, ihr Gesicht auf das harte Holz.
Ich fühlte mich schlecht dabei, mit einem fünfjährigen Kind so umzugehen, andererseits hatte ich den Eindruck, mich gegen einen Piranha zur Wehr zu setzen.
» Bist du okay?« Milo sprang besorgt zu Bobby aufs Bett, doch der schien noch einmal mit dem Schrecken davongekommen zu sein.
Daisy schnappte immer noch nach mir und kratzte mit ihren Nägeln auf dem Boden. Ihre kleinen rundlichen Finger bluteten, aber das merkte sie nicht.
Auf einmal blieb sie absolut reglos und still liegen, sodass ich schon fürchtete, sie umgebracht zu haben. Doch dann begann sie plötzlich, fürchterlich zu weinen. Nicht wie ein quengeliger Balg, der seinen Willen nicht durchsetzen konnte, sondern wie ein ängstliches kleines Kind, dem etwas zuleide getan worden war.
Unsicher, ob ich sie loslassen und einen erneuten Angriff riskieren sollte, sah ich Hilfe suchend zu Milo.
Doch kaum hatte Daisy angefangen zu weinen, stand schon Mae im Zimmer.
» Was zum Teufel tust du da?«, schrie sie und stieß mich viel heftiger, als es nötig gewesen wäre, von Daisy weg, sodass ich mit dem Kopf gegen die Wand prallte.
Mae hob Daisy vom Boden auf, die sich plötzlich wieder in ein unschuldiges kleines Mädchen verwandelt hatte. Schlaff und schluchzend hing sie in Maes Armen und vergoss dicke Tränen. Ihre Locken klebten an den feuchten Wangen und ihre Finger waren immer noch wund.
» Das kleine Monster wollte mich fressen!«, sagte Bobby, der immer noch mit Milo auf dem Bett stand. Er hielt seinen Arm hoch und zeigte die blutende Wunde.
» Es ist mir egal, was sie getan hat!« Mae hielt Daisy eng an sich gedrückt. Mit
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