Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
kümmern.
Für mich wäre es kein Problem gewesen, aus dem Koffer zu leben, doch für Mae kam das nicht infrage. Mit Daisy hatte ihre mütterliche Fürsorge einen neuen Höhepunkt erreicht. Und ich fragte mich wirklich, wie Peter das ertrug.
Nachdem Mae gegen Ezras Willen ihre Urenkelin in einen Vampir verwandelt hatte, hatte er ihr drei Tage Zeit gegeben, um auszuziehen. Zwei Tage später hatte sie das Haus verlassen. Peter charterte ein Privatflugzeug und flog mit Mae und Daisy in das australische Outback.
Auch nach ihrer Abreise blieb Mae mit uns in Kontakt, vor allem mit Milo. Sie war traurig, dass wir die Feiertage getrennt verbrachten, und lud uns nach Weihnachten ein, sie in Australien zu besuchen.
Da Milo ab nächster Woche wieder in die Schule musste, beschloss er, die Zeit davor für einen Besuch zu nutzen. Jack wollte nicht mitkommen, weil er keine große Lust hatte, Mae und Peter zu sehen. Eigentlich wollte er auch nicht, dass ich ging, aber er versuchte nicht, mich davon abzuhalten.
Und so waren es nur mein jüngerer Bruder Milo, sein menschlicher Freund Bobby und ich, die wir eineinhalb Wochen bei Mae, ihrem Kindervampir Daisy und Peter verbrachten. Mit einer defekten Klimaanlage.
Zwar hatte mich Milo vorgewarnt, dass in Australien im Januar Sommer war, aber wenn ich gewusst hätte, wie heiß es hier werden konnte, hätte ich den Besuch vielleicht auf Juli verschoben.
Peter hatte ein riesiges Farmhaus gekauft, ungefähr eine Autostunde von Alice Springs entfernt. Den Berichten zufolge war das eine nette Kleinstadt, und auch Sydney war angeblich traumhaft, doch bisher hatte ich noch keine der beiden Städte zu Gesicht bekommen. Sydney war vier Flugstunden entfernt, was aber nicht der Grund war, warum wir nicht dorthin reisten. Der eigentliche Grund war Daisy. Sie durfte nicht unter Menschen kommen. Sie war erst fünf und hatte ihre Blutgier kaum unter Kontrolle.
Milo versuchte, das Ganze als Reise zur Feier meines achtzehnten Geburtstags darzustellen, der in der letzten Woche gewesen war, und irgendwie stimmte das auch. Mae organisierte für mich ein kleines Fest mit einem Kuchen, von dem leider nur Bobby essen konnte. Sie schenkte mir ein wunderschönes Kleid und Daisy hatte mir eine Geburtstagskarte gemalt.
Ich ging unter die Dusche und atmete auf, als ich das kühle Wasser auf meiner Haut spürte. Die Angst jedoch blieb. Irgendetwas stimmte nicht, ich wusste nur nicht, was.
Ich überlegte, ob ich Jack in Amerika anrufen sollte, aber mein Handy hatte hier nur selten Empfang. Außerdem wollte ich ihn nicht beunruhigen. Er hatte diese Reise von Anfang an für eine schlechte Idee gehalten, aber so schlimm war es gar nicht. Ein bisschen langweilig vielleicht. Aber Jacks eigentliche Sorge war natürlich Peter gewesen.
Nach dem Duschen ging ich zur Kommode hinüber und öffnete die oberste Schublade. Unter meinen BH s und Slips hatte ich das Geschenk versteckt, das ich von Peter bekommen hatte. Ein prachtvolles diamantenbesetztes Medaillon in Herzform, in das ich mich sofort verliebt hatte. Ich wusste nur nicht, wie ich das Jack beibringen sollte.
Eigentlich hatte Peters Geschenk nichts Verwerfliches an sich, aber Jack würde es trotzdem nicht gefallen. Er hatte mir zu meinem Geburtstag eine Muppetfigur geschenkt, die aussah wie ich, und war mit mir zum Haitauchen ins Aquarium gegangen. Beides waren großartige Geschenke, über die ich mich sehr gefreut hatte, aber sie waren nicht vom selben Kaliber wie teurer Schmuck.
Andererseits hatte Jack mir die Unsterblichkeit geschenkt und damit Peter in gewisser Weise geschlagen.
» Ist es hier kühler?« Milo hatte, ohne anzuklopfen, meine Schlafzimmertür geöffnet, sodass ich die Kette schnell wieder unter meiner Unterwäsche verschwinden ließ und die Schublade zuschob.
» Ähm, ich weiß nicht«, sagte ich und trat einen Schritt von der Kommode zurück.
» Ich glaube, hier ist es noch heißer«, stöhnte Milo, kam aber dennoch herein. Wie Peter lief auch Milo mit nacktem Oberkörper herum. » Hier drin müssen mindestens hundert Grad sein!«
» Hast du schon den Pool ausprobiert?«, fragte ich.
» Ja, klar.« Milo rümpfte die Nase und ließ sich rückwärts auf mein Bett fallen. » Es scheint immer noch die Sonne, und selbst wenn nicht, du hast den Pool doch gesehen.«
Irgendetwas stimmte mit dem Filtersystem nicht, weshalb der Pool voller ekelhafter grüner Algen war. Man hatte wirklich den Eindruck, dass nichts in diesem Haus richtig
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