Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
schwach.
»Alice?«, fragte Jack. »Wo ist sie?«
»Loring Park«, erklärte ich dumpf. »Ich weiß nicht, wer sie sind, aber ich glaube, die bringen sie um. Und sie wollen, dass ich komme. Jane dient als Lockvogel für mich.« Er verzog die Lippen und betrachtete mich einen Moment lang nachdenklich.
»Du bleibst hier. Ich hole sie«, sagte er und wollte schon zur Tür.
»Nein!« Ich sprang auf, die Decke um mich gewickelt. »Wenn es denen um mich geht, dann kannst du nicht ohne mich dahin.«
»Alice, das ist gefährlich.«
»Ganz genau!« Ich zog mir rasch etwas über. »Ich bin jetzt ein Vampir. Ich kann ganz gut auf mich aufpassen«, sagte ich, während ich in eine Jeans schlüpfte und dabei fast umfiel. »Ich habe schon Janes Freund verprügelt. Wenn du das regeln kannst, kann ich es auch.«
»Nein. Ich habe viel mehr Erfahrung als du und du hast gerade erst Blut verloren.« Er sah mich mit entschlossener Miene an, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Ist mir egal.« Ich schlüpfte in die Schuhe und marschierte zur Tür. »Wir sind jetzt zusammen, für immer. Das heißt, wenn du in Gefahr bist, bin ich auch in Gefahr. Jane braucht Hilfe und wir gehen zusammen hin.«
»Das gefällt mir nicht.« Jack schien weich zu werden.
»Das ist mir egal.« Ich drückte mich an ihm vorbei. Mir war klar, dass wir uns beeilen mussten, und ich wollte los, ehe Jack seine Meinung wieder änderte. Langwierige Diskussionen konnten wir uns nicht leisten.
»Alice?« Ich wollte gerade den Türknopf drehen, als Milo von außen die Tür öffnete. Sein Gesichtsausdruck war entsetzt, ja verzweifelt. »Ist alles in Ordnung?« Er kam ins Zimmer. »Was ist los?«
»Nichts. Warum? Was ist bei dir los?« Ich sah ihn prüfend an.
»Nichts! Ich habe nur ... ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmt«, stotterte Milo.
Mir wurde klar, was geschehen war. So wie ich auf sein Herz reagierte, so reagierte er auf meins, und da sich mein Herzschlag in den vorangegangenen Minuten beschleunigt hatte, machte sich Milo Sorgen. Er wäre wahrscheinlich schon früher gekommen, wenn er nicht angenommen hätte, dass Jack und ich intim miteinander waren.
»Jane steckt in Schwierigkeiten.« Ich biss mir auf die Lippen und Jack sah mich warnend an. Milo war mein kleiner Bruder, und ich hätte so gut wie alles getan, um ihn zu beschützen. Doch er war auch ein Vampir, mächtiger als ich, und nach allem, was ich gehört hatte, befand sich Jane in der Gewalt von mehr als einem Angreifer. Wir brauchten alle Hilfe, die wir bekommen konnten. »Sie ist im Park. Ich weiß nicht, wer sie hat, aber ich glaube, sie wollen sie umbringen. Wir müssen uns beeilen.«
»Von wem redest du da?« Milos Muskeln spannten sich unter seinem Hemd an. Er würde wohl eines Tages noch mächtiger sein als Jack, zumal er sich mittlerweile gut im Griff hatte.
»Ich weiß es nicht. Ich habe jetzt auch keine Zeit, es dir genauer zu erklären. Wenn du mitkommen willst, dann gleich.« Ich sah ihn eindringlich an. Ich wusste, dass meine Worte Jack überraschten, der erwartet hatte, dass ich Milo auffordern würde, zu Hause zu bleiben.
Milo nickte. »Ich bin dabei«, sagte er. »Also los.«
Wir waren kaum im Flur, als wir mit dem nächsten Mitbewohner zusammenstießen. Bobby kam gerade aus dem Zimmer und zog sich einen Pulli über. Er sah, dass wir in Eile waren.
»Was ist denn los?«, fragte er.
»Nichts. Geh zurück ins Zimmer.« Milo wollte die Treppe hinunter, doch Bobby folgte ihm. Jack und ich warteten ungeduldig am Fuß der Treppe.
»Wo geht ihr hin? Ist was Schlimmes passiert?« Bobby glättete sich mit der Hand das verwuschelte Haar, während er Milo fragend ansah. »Was ist los?«
»Bobby, geh einfach wieder nach oben«, sagte Milo. »Du kannst nicht mitkommen!«
»Warum?« Bobby wurde nur immer ängstlicher. »Was habt ihr vor?«
»Es ist zu gefährlich für einen Menschen. Geh einfach!« Milo deutete auf den Kopf der Treppe, als sei Bobby ein unfolgsamer Hund.
»Gefährlich?« Bobby erbleichte. »Nein! Dann gehe ich mit!«
»Wir haben keine Zeit für so etwas! Wir müssen jetzt los!« Ich winkte die anderen zu mir und wir gingen eilig zur Garage. Jack war direkt hinter mir, doch Milo fiel zurück, Bobby an den Fersen.
»Bobby!«, fuhr Milo ihn an, als wir in der Garage waren. »Du kannst nicht mit!«
»Nein!« Bobby klammerte sich an Milos Arm. Er sah aus, als würde er gleich weinen. Ich fragte mich, ob ich als Sterbliche auch ein so jämmerliches Bild
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