Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
Mahlzeit, der Schlaf und die Dusche hatten Wunder gewirkt. Obwohl er sich noch nicht rasiert hatte, sah er einfach fantastisch aus.
»Was hat das mit dir zu tun?« Peter musterte mich misstrauisch.
»Wenn du ihm folgst, werden sie ihn umbringen, um dich zu verletzen«, sagte ich, so ruhig mir das möglich war. »Aber allein könnte er es vielleicht schaffen. Es ist unsere einzige Chance, dass wir alle drei lebendig wieder nach Hause kommen. Wenn du ihm folgst, sind wir alle tot, und das weißt du genau.«
»Aber wenn sie ihn umbringen und ich nichts getan habe, um ihn zu retten ...«
»Wenn es nötig ist, dann unternehmen wir etwas«, unterbrach ich ihn. »In Ordnung? Aber wir müssen daran glauben, dass er es schafft.«
Peter setzte sich schnaubend aufs Bett. Unsicher lehnte ich mich gegen die Kommode und beobachtete ihn. Ich hatte Angst, ihn mit den falschen Worten unwillentlich doch noch dazu zu bringen, dass er Ezra folgte.
»Es ist einfach lächerlich, was du noch für einen Einfluss auf mich hast«, murmelte Peter, ohne mich anzusehen.
»Was meinst du?«
»Eigentlich dürfte ich dir gar nicht zuhören!« Er sagte es, als sei es völlig offensichtlich.
»Doch, das solltest du. Weil ich recht habe.«
Ein merkwürdiges Gefühl überkam mich. Mir war, als entwickelte er, nachdem die Bindung zwischen uns zerbrochen war, tatsächlich echte Gefühle für mich. Und das bedeutete mir etwas.
»Vielleicht.« Rasch zog er sich das T-Shirt über und stand auf. »Ich muss hinter ihm her.«
»Was? Warum?«, fragte ich.
Er rieb sich die Schläfen. »Ich weiß es nicht!« Er klang verzweifelt. »Es kann einfach nicht richtig sein, hier mit dir herumzusitzen, während er da draußen ist.«
»Das kann ich schon verstehen, auch wenn das nicht besonders höflich von dir war«, sagte ich.
»Ach, komm schon, so habe ich es nicht gemeint. Ich meinte, dass ich eigentlich an Ezras Seite sein müsste.«
»Statt herumzusitzen und Däumchen zu drehen wie ich«, beendete ich den Gedanken für ihn.
»Damit machst du es für mich nicht gerade reizvoller«, sagte er und warf mir einen finsteren Blick zu.
»Wer sagt, dass du meine Gesellschaft reizvoll finden sollst?«
»Warum bist du hier?« Peter sah mich fragend an.
»Äh, na ja ...«, stammelte ich. »Ezra hat uns gesagt, dass du in Schwierigkeiten steckst, und ... äh ... da habe ich angeboten, ihn zu begleiten.«
»Aber das erklärt nicht, warum du mitkommen wolltest«, sagte er und setzte sich aufs Bett.
»Wie meinst du das?«, fragte ich.
»Du dürftest dir eigentlich nichts mehr aus mir machen.«
»Natürlich tue ich das. Nicht wie früher, aber trotzdem«, sagte ich. Ich verstummte verlegen. »Ich meine, du nicht? Zumindest ein bisschen?«
»Ich weiß sowieso nicht, ob wir je eine echte Bindung hatten«, sagte Peter brüsk, ohne auf meine Frage einzugehen.
Diese Aussage war dermaßen lächerlich - er hätte auch behaupten können, der Himmel sei grün -, dass ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte. Was wir zusammen erlebt hatten, ließ sich nicht anders erklären, und das wusste er genau.
»Warum bist du hergekommen?«, fragte ich ihn.
»Ich mag Finnland.«
»Ja, klar.« Die Decke rutschte mir von der Schulter und ich wickelte sie wieder fester um mich. »Du bist hergekommen und hast dich einem Rudel wild gewordener Vampire angeschlossen, weil du Finnland magst? Für mich klingt das mehr danach, als wolltest du gern umgebracht werden.«
»Warum sollte ich das tun? Wegen dir?« Er stand rasch auf und sah mich verächtlich an. »Das denkst du also, ja? Dass ich ohne dich nicht leben kann? Du bist ja wohl auf einem echten Egotrip!«
»Nein ... also ... das wollte ich ...«, stammelte ich. Doch dann straffte ich die Schultern. »Nachdem du Elise verloren hast, bist du fast ...«
»Lass Elise aus dem Spiel!«
»Peter, ich will dir doch nur helfen! Ich weiß nicht, warum du so wütend auf mich bist«, sagte ich.
»Das nennst du helfen?« Peter lachte düster.
»Wie kann ich dir denn helfen? Was soll ich tun?«, schrie ich ihn verzweifelt an.
»Ich will, dass du ...« Er sah gequält und überraschend verletzlich aus, brach aber ab und schüttelte den Kopf. Er ließ die Mundwinkel hängen und sackte in sich zusammen. »Ich will nichts von dir. Nicht mehr.«
Kapitel 9
Mein Handy das auf dem Nachttisch lag, klingelte. Jacks Klingelton war uns beiden bekannt und Peter beäugte das Handy angewidert. Da ich Jack nichts Hilfreiches zu sagen hatte,
Weitere Kostenlose Bücher