Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
durch den Wald. Ezra ging voraus. Während der langen, stillen Wanderung spürte ich häufig Peters Blick auf mir. Ich versuchte, ihn zu ignorieren.
Kapitel 8
Peter hatte schon lange nichts mehr zu sich genommen und stürzte gierig vier Blutkonserven herunter, als wir wieder im Hotel waren. Das reichte aus, um auch den stärksten Vampir umzuhauen. Er legte sich auf Ezras Bett und schlief sofort ein.
Ezra stand da, gegen die Kommode gelehnt, und betrachtete den schlafenden Peter mit einem ehrfürchtigen Blick. Ich stand neben ihm.
»Und wie lautet jetzt der Plan?«, flüsterte ich.
»Im Moment gibt es noch keinen.«
Ich spielte mit meinem Handy, das ich in der Hand hielt. Von Jack waren fünfzehn SMS und zwei Anrufe darauf, von Milo sieben Nachrichten. Sie wollten beide wissen, was los war. Und ich konnte ihnen nichts sagen.
»Also ...« Ich verlagerte leicht mein Gewicht. »Peter schläft und erholt sich, und was dann? Verstecken wir uns hier? Fliegen wir nach Hause? Kämpfen wir?«
Ezra knabberte auf der Innenseite seiner Wange herum und blieb die Antwort schuldig. Als sich Peter im Bett hin und her warf, stieg Ezras Anspannung. Ich konnte es ihm nicht verübeln, dass er sich Sorgen machte, doch mir wäre es lieber gewesen, er hätte, statt Peter anzustarren, Pläne geschmiedet.
»Wir sollten uns auch ein bisschen ausruhen. Morgen denken wir uns etwas aus«, sagte Ezra schließlich.
»Ich kann nach alldem auf keinen Fall schlafen.«
»Dann trink etwas.« Er nickte zum Badezimmer, wo das Blut gelagert war.
Mir lagen tausend Fragen auf der Zunge, doch kaum hatte er das Blut erwähnt, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich kam zu dem Schluss, dass ich dem Drang besser nachgeben und ein paar Takte schlafen sollte. Es würde mir nichts nützen, wenn ich den ganzen Tag aufblieb und mir den Kopf zermarterte.
Ich trank schnell und die Wirkung setzte rasch und heftig ein. Ich wankte wie eine Betrunkene und war dankbar, dass ich mir den Schlafanzug bereits angezogen hatte. Sekunden, nachdem ich mich hingelegt hatte, war ich schon eingeschlafen.
Als ich aufwachte, schlief Ezra neben mir. Er lag so nah am Bettrand, dass er fast hinausfiel. Ich setzte mich auf, vorsichtig, um ihn nicht zu wecken. Hinter ihm sah ich Peter, der auf dem anderen Bett saß und zu uns herüberstarrte. Obwohl ich den überraschten Aufschrei, der mir auf den Lippen lag, noch herunterschlucken konnte, öffnete Ezra blitzartig die Augen.
»Entschuldigung.« Ich lächelte Ezra schuldbewusst an.
Er setzte sich auf und suchte mit dem Blick das Hotelzimmer ab, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Er hatte in Kleidern auf der Bettdecke geschlafen.
»Wie lang bist du schon wach?«, fragte Ezra seinen Bruder und sah ihn forschend an.
»Noch nicht lange.« Peter wollte sich eine Haarsträhne hinter die Ohren stecken, die sich jedoch widersetzte, weil sie so verdreckt und verfilzt war.
»Was passiert denn jetzt?«, fragte ich.
Die beiden saßen einander gegenüber. Peter hatte den Blick gesenkt, doch Ezra fixierte seinen Bruder weiterhin. Ich wickelte mich in meine Decke, rutschte zu Ezra hinüber und setzte mich neben ihn auf die Bettkante. Er sah mich seufzend an.
»Also?«, fragte ich, da keiner von ihnen sprach. »Wollt ihr euch den lieben langen Tag anstarren? Das ist kein besonders guter Plan.«
»Ich habe eine Idee«, sagte Ezra schließlich. Peter sah ihn forschend an. »Wir könnten einen Austausch machen.«
»Was für einen Austausch?« Peters Augen verengten sich. »Du hast nichts zu bieten, was sie interessiert.«
»Das stimmt nicht.« Ezra schüttelte den Kopf. »Sie machen sich vielleicht nicht viel aus Geld, aber sie brauchen es trotzdem. Sie müssen in die großen Städte reisen, um sich Nahrung zu besorgen, und da können sie nicht so zerlumpt herumlaufen wie hier.«
»Die brauchen kein Geld. Du bist schon zu lange weg. Du weißt nicht mehr, wie sie sind«, sagte Peter.
»Es muss etwas geben, das sie interessiert«, sagte Ezra. »Die sind nicht allein auf der Welt. Gunnar ist gierig nach Macht, und es gibt immer etwas, das er brauchen kann, um noch mächtiger zu werden.«
»Ja, weil wir ihm natürlich zu noch mehr Macht verhelfen wollen«, spottete Peter und stand auf. »Nein. Ich bin sehr dankbar für den erholsamen Schlaf und das Essen, aber ich muss allein mit ihnen klarkommen.«
»Dafür ist es zu spät!« Ezra stand auf und stellte sich Peter in den Weg. »Sie wissen jetzt, dass wir nach dir gesucht
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