Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
haben. Sie sind nicht mehr mit dir allein als Opfer zufrieden.«
Peter starrte den Boden an, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Er dachte offenbar hektisch darüber nach, wie er Ezra widerlegen konnte. Die Lykane würden bald eins und eins zusammenzählen, wenn sie es nicht schon getan hatten.
»Lass mich mit ihnen reden«, sagte Ezra. »Ich bin mir sicher, ich kann etwas erreichen.«
»Es gibt nichts, was die interessiert. Außer mich zu quälen.«
»Dann muss ich sie eben davon überzeugen, dass ich dich mit dem, was ich ihnen gebe, quälen will«, sagte Ezra.
»Mit denen kannst du nicht reden! Die bringen dich um!« Peter flehte ihn nun fast an.
»Die tun mir nichts«, versicherte ihm Ezra. »Gunnar wird mich nicht umbringen. Nicht jetzt, nicht in dieser Situation.«
Peter schüttelte wieder den Kopf. Ezras Zuversicht schien ihn zunehmend zu ärgern. In diesem Streit war keiner von beiden willens, auch nur einen Millimeter nachzugeben.
»Vielleicht müssen wir uns etwas Besseres ausdenken«, sagte ich nach einer unangenehm langen Pause.
»Da hat Alice nicht unrecht«, räumte Ezra ein.
Peter verschränkte die Arme vor der Brust und ließ den Blick zwischen uns hin- und herwandern.
Er schien misstrauisch zu sein, weil Ezra so schnell nachgab. Mir ging es nicht anders.
»Wie wäre es, wenn du unter die Dusche gehst, um erst einmal den Kopf freizubekommen? Danach reden wir weiter«, sagte Ezra.
Peter brauchte tatsächlich dringend eine Dusche. Da er für gewöhnlich sehr auf sein Äußeres achtete, musste ihn sein Zustand in den Wahnsinn treiben.
»Also gut.« Peter sah Ezra ernst an. »Ich wasche mich und danach reden wir weiter.«
»Natürlich«, bestätigte Ezra.
Peter schnappte sich die Kleider, die Ezra ihm mitgebracht hatte, und ging ins Bad. Sobald wir das Wasser laufen hörten, zog sich Ezra hastig die Schuhe an. Als er die Autoschlüssel und sein Handy vom Tisch nahm, sprang ich vom Bett.
»Was hast du vor?«, fragte ich.
»Ich muss mit ihnen reden.« Ezra warf einen kurzen Blick zum Badezimmer. »Bleib hier und lass ihn nicht gehen.«
»Aber Peter will nicht, dass du gehst«, sagte ich leise.
»Das darfst du nicht ernst nehmen«, wischte Ezra meinen Einwurf beiseite. »Er muss hierbleiben. Sie würden ihn sonst umbringen. Wir kommen hier nur lebendig raus, wenn wir einen Tauschhandel mit ihnen machen. Mir werden die nichts tun.«
»Warum bist du da so sicher?«, fragte ich.
»Ich bin es eben«, sagte er schlicht. »Du wirst mir schon vertrauen müssen.«
Ich biss mir auf die Lippen und sah nervös zur Badezimmertür. Wenn ich jetzt nach Peter rief, würde er herauskommen und Ezra aufhalten. Doch Ezra hatte mir nie Anlass gegeben, an ihm zu zweifeln. Und ich musste nicht nur an Ezra, Peter und mich denken. Wir hatten eine Familie zu Hause, die es womöglich ausbaden musste, wenn wir der Sache jetzt kein Ende setzten.
»Beeil dich. Und sei vorsichtig.«
»Natürlich.« Ezra lächelte mich schwach an. »Ich bin so bald es geht wieder da. Aber ihr beiden müsst so lange hier im Hotel bleiben, verstanden?«
Ich nickte und er verschwand durch die Tür. Da stand ich nun, noch in meine Decke gewickelt, und fragte mich, ob es richtig gewesen war, ihn gehen zu lassen.
Als die Dusche im Badezimmer abgestellt wurde, bekam ich ein ungutes Gefühl. Peter kam aus dem Badezimmer, ohne Hemd, und ich bemühte mich, von diesem Anblick nicht übermäßig beeindruckt zu sein. Als er mich mitten im Zimmer stehen sah, wusste er sofort Bescheid.
»Er ist weg?«, knurrte Peter.
»Er hat gesagt, alles wird gut.«
»Blödsinn.« Er warf das Handtuch beiseite und suchte nach einem Hemd.
»Peter, du darfst nicht gehen!«
»Das werden wir ja sehen«, sagte er und zog eine Schublade der Kommode auf. Ich legte meine Hand auf seinen Arm, um ihn aufzuhalten. Instinktiv erwartete ich immer noch den elektrischen Schlag, den ich früher bei jeder Berührung gefühlt hatte. Als er ausblieb, fehlte mir fast etwas. Seine Haut fühlte sich warm und weich an, doch ich spürte nichts Spektakuläres.
»Alice.« Peter drehte die Schulter nach hinten und stieß meine Hand weg.
»Du darfst nicht gehen«, wiederholte ich.
»Das hast du schon gesagt, aber du erklärst mir nicht, warum.«
»Wegen mir!«, rief ich ins Blaue hinein.
Damit hatte ich seine Aufmerksamkeit und nichts anderes hatte ich bezweckt. Er hatte ein T-Shirt in der Hand, doch statt es anzuziehen, drehte er sich zu mir um. Die
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