Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
Milo setzte sich kerzengerade auf und stieß Bobby dabei fast vom Sessel. »Du meinst Werwölfe?«
»Nicht ganz«, seufzte ich. »Nein, eigentlich gar nicht. Es sind Vampire, die in den Wäldern leben. Sie waren hinter Peter her, doch Ezra hat einen Tauschhandel mit ihnen gemacht, und dann sind wir nach Hause gekommen. Ende der Geschichte. Den Großteil unserer Zeit haben wir damit verbracht, durch den Wald zu marschieren und Peter zu suchen.«
»Was war das für ein Tauschhandel?«, fragte Milo.
»Und Peter hat das zugelassen?«, flüsterte Jack.
»Er hatte keine Wahl. Ezra ... hat getan, was er tun musste«, erklärte ich, so gut es ging.
»Was meinst du damit? Was ist passiert?«, wollte Milo wissen.
»Nichts. Ist doch egal«, sagte ich. Jack sah mich mit kummervollen blauen Augen an. »Mir ist nichts passiert. In Ordnung? Ich habe das Hotel ja kaum verlassen. Niemand hat versucht, mir ein Haar zu krümmen. Ich bin in keine Kämpfe geraten. Alles war gut. Ernsthaft.«
Jack war noch nicht völlig überzeugt. Doch er nahm mich fest in den Arm und ich kuschelte mich an ihn. Milo war immer noch verwirrt, ließ das Thema aber fallen.
Da Milo wie ich den Mittleren Westen der USA noch nie verlassen hatte, wollte er mehr über die Reise erfahren. Ich beschrieb ihm das wenige, das ich gesehen hatte, und schilderte ihm meine Flugangst.
Als Bobby einschlief, fand Milo es an der Zeit, sich zurückzuziehen und ins Bett zu gehen. Er trug seinen Freund die Treppe hinauf in sein Zimmer. Ich starrte ihm mit offenem Mund nach und nahm mir vor, ein ernstes Wort mit ihm zu reden, sobald sich die Gelegenheit ergab.
Ich hätte mich liebend gern noch ein bisschen mit Jack unterhalten, doch ich war völlig erledigt vom Flug. Reisen war viel anstrengender, als ich es mir vorgestellt hatte. Jack wollte mit mir schlafen gehen, und trotz meiner Erschöpfung hätte ich fast eingewilligt. Allerdings wusste ich, dass er nur so hartnäckig war, weil Peter im Zimmer gegenüber schlief. Ich wollte nicht, dass seine krankhafte Abneigung gegen seinen Bruder unsere Beziehung beherrschte. Er musste sich daran gewöhnen, dass Peter in der Nähe war, und ich musste mich erst ausruhen, ehe ich mit Jack allein sein konnte.
Jack brachte mich in sein Zimmer und gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er zum Schlafen nach unten ins Arbeitszimmer ging. Ich kuschelte mich in sein ungemachtes Bett und schlief unter den vielen Decken sofort ein. Es war so schön, wieder zu Hause zu sein.
Am Abend war ich erleichtert, dass ich in meinem eigenen Bett aufwachte. Nach der langen Reise gab es kein schöneres Gefühl - na ja, fast keins.
Ich streckte meine steifen Glieder. Mein Wiedersehen mit Jack war enttäuschend gewesen. Ich hatte mich vom Lover meines Bruders ablenken lassen und Jack von seinem Misstrauen gegen Peter. Ich würde mich mit Milo über diesen Bobby noch unterhalten müssen, doch mich beschäftigten jetzt dringlichere Dinge. Neben dem bereits vertrauten Durst, der direkt unter der Oberfläche brannte, wurde ich von einer großen Sehnsucht nach Jack erfüllt. Der Jetlag und die Anstrengungen der Reise hatten verhindert, dass ich ihn so begrüßt hatte, wie er es verdient hätte. Das musste ich sofort richtigstellen.
Als ich in den Gang kam, konnte ich Bobby schon riechen, den süßen, herrlichen Duft warmen Blutes. Sein Herz schlug schnell wie das eines ängstlichen Hasen.
Ich erschrak, weil ich dachte, er schwebe in Gefahr, doch dann wurde mir klar, dass er erregt war. Die Bestätigung kam in Form eines verzückten Stöhnens von ihm und einem kehligen Lachen von Milo. Mir drehte sich vor Ekel und Angst der Magen um, als ich mir ausmalte, was Milo im Nebenzimmer trieb.
Ich fand es absolut unverzeihlich, dass er noch vor mir ein Sexleben hatte. Ein ernstes Gespräch wurde immer dringlicher, aber ich konnte ja nicht einfach so bei den beiden hereinplatzen.
Als sich Peters Tür öffnete, schrak ich zusammen. Es war reichlich ungewohnt, sein Zimmer wieder bewohnt zu sehen, nachdem es so lange leer gestanden hatte, fast wie der Schrein eines geliebten Toten.
»Oh. Hey«, sagte Peter und nickte mir zu.
»Hey«, erwiderte ich. Wir standen einander gegenüber und sahen uns verlegen an. Ich versuchte es mit ein wenig Konversation. »Hast du gut geschlafen? Ist doch bestimmt schön, wieder im eigenen Bett zu liegen.«
»Ja, das stimmt.« Peter nickte wieder und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen.
»Du bist schon auf!«, kam es da
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