Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
vor meiner Abreise, doch in meinem Zuhause musste ich mich erst noch daran gewöhnen.
»Wer ist das?«, fragte ich, als ich den Klammergriff um Jacks Hals endlich löste und er mich zu Boden gleiten ließ. Milo stellte sich schützend vor den Kerl, eine Geste, die mich unwillkürlich ärgerte.
»Das ist Bobby.« Jack hatte einen Arm um meine Taille gelegt. Ich bezweifelte, dass er es nur aus Liebe tat. Sein schlechtes Verhältnis zu Peter und meine verwirrte Reaktion auf diesen merkwürdigen Bobby sorgten für eine angespannte Atmosphäre. »Ich habe dir doch am Telefon von ihm erzählt. Weißt du noch?«
»Du hast mir nicht gesagt, dass er ein Mensch ist«, sagte ich naserümpfend und verschränkte die Arme vor der Brust.
Milo verdrehte die Augen. »Du warst bis vor Kurzem auch noch ein Mensch.«
Bobby spähte hinter Milo zu mir hervor. Es waren nicht die Unterschiede zwischen unseren Spezies, die mich so abstießen. Vielmehr war es das erste Mal, dass Milo einen Freund mit nach Hause brachte. Und ich war nicht einmal da gewesen, als es geschehen war. Außerdem war der Typ älter als Milo und hatte am ganzen Körper Tattoos.
»Ich konnte dir nicht viel erzählen, weil du nicht zurückgerufen und auch meine Nachrichten nicht beantwortet hast«, erklärte Jack in eisigem Ton, den Blick auf Peter geheftet.
Peter hatte unser Gepäck in der Hand und stand verlegen neben der Eingangstür. Außer Matilda, die ihn schwanzwedelnd beschnüffelte, schenkte ihm niemand Beachtung.
Ezra sah schon viel besser aus, auch wenn es ihm noch lange nicht gut ging. Mae musste die anderen Vampire an ihm riechen - sogar mir fiel der unangenehme feucht-modrige Geruch auf. Mae hatte Tränen in den Augen, als sie sein Gesicht sanft berührte. Sie schien die Anspannung im Raum gar nicht zu bemerken.
»Kommt schon.« Milo deutete aufs Wohnzimmer. »Ihr habt eine lange Reise hinter euch. Ihr wollt es euch bestimmt gemütlich machen und uns alles brühwarm erzählen.«
Milo ging voraus, hielt sich aber demonstrativ zwischen Bobby und mir. Ich fand es gespenstisch, dass er mich als Bedrohung für seinen Freund zu betrachten schien.
Jack hatte immer noch den Arm um mich gelegt. Als mir bewusst wurde, dass ich endlich wieder bei ihm war, lächelte ich ihn an, doch er erwiderte mein Lächeln nur zögernd. Auch dass sein Herz zu laut schlug, deutete darauf hin, dass ihn etwas beunruhigte.
»Ich würde mich gern mit euch unterhalten. Ich habe euch so vermisst«, sagte Mae, im Wohnzimmer angekommen. Sie lächelte und drückte mir freundschaftlich den Arm. Ezra, der hinter ihr stand, wirkte abgespannt. »Aber Ezra und ich müssen uns entschuldigen. Er braucht Ruhe.«
»Das verstehe ich«, sagte ich.
Als ich ihnen nachsah, spürte ich Jacks Blick auf mir ruhen. Angesichts Ezras Zustand fragte er sich nun wohl doch, was in Finnland geschehen war. Ich wich seinem Blick aus, weil ich es ihm noch nicht erklären wollte, vor allem nicht vor Milo und seinem neuen Freund.
Milo ließ sich in einen weichen Polstersessel plumpsen. Bobby wich ihm nicht von der Seite und nahm neben ihm auf der Armlehne Platz, sodass er Milo fast auf dem Schoß saß. Der Anblick beunruhigte mich. Als Bobby Milo die Hand auf den Oberschenkel legte, hätte ich sie am liebsten weggeschlagen.
»Also ...«, fragte Milo. »Wie war die Reise?«
»Es ging so«, sagte ich schulterzuckend. Für den Moment wollte ich nicht mehr preisgeben. Als Peter den Raum betrat und sich an die Wand lehnte, ging Jack leicht zur Seite, sodass er nun zwischen uns stand. Da ich mich an das Verhalten der beiden wohl würde gewöhnen müssen, beschloss ich, es für den Augenblick zu ignorieren. Ich setzte mich auf das Sofa.
»Da ihr Peter mitgebracht habt, nehme ich an, es war ein Riesenerfolg.« Milo beäugte Peter aus den Augenwinkeln. Die einzige Begegnung zwischen den beiden lag schon ein paar Wochen zurück und war nicht sonderlich positiv verlaufen.
»So kann man das wohl sagen«, antwortete ich.
Jack setzte sich neben mich. Peter, der sich misstrauisch im Zimmer umsah, ließ keinerlei Regung erkennen. Ich zog die Knie zur Brust hoch und ließ mich tiefer in Jacks Arm sinken, der jedoch unnatürlich angespannt war.
Ich hätte ihm seine Befürchtungen gern genommen, war aber zu sehr mit Milos Bobby beschäftigt, der meinem Bruder immer weiter auf den Schoß rutschte.
»Sieht so aus, als hättest du dich auch ohne uns ganz gut amüsiert«, sagte ich, so beiläufig es ging.
»Das kann man
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