Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
müssen sie trotzdem da rausholen.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung. Aber jetzt beruhige dich erst mal. Wenn wir zum ersten Mal seit deiner Verwandlung in eine Vampirdisko gehen, solltest du dich einigermaßen im Griff haben.«
»Okay.« Ich sah an mir herunter. Die Kombination aus lässiger Jeans und Top wäre in einer Disko sowieso fehl am Platze, oder zumindest würde Jane das so sehen. Ich musste mich erst mal ein bisschen aufpeppen. »Ich mach mich fertig. Sagst du Milo Bescheid?«
»Klingt gut.« Er gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen, der ein solches Kribbeln in mir auslöste, dass ich Jane fast wieder vergaß. »Alles wird gut.«
Ich war mir da nicht so sicher, lächelte ihn aber zuversichtlich an und ging dann in den begehbaren Kleiderschrank, um mir ein neues Outfit auszusuchen. Was zog ich am besten an, wenn ich meine beste Freundin aus einer geheimen Vampirdisko retten wollte?
Kapitel 13
Milo und Bobby nahmen den Jetta, weil sich Jack den Lamborghini reserviert hatte. Obwohl Jack ein rasanter Fahrer war, kam mir die Fahrt in die Innenstadt unendlich lang vor.
Da es schon nach zwei Uhr morgens war, hatten sich die meisten Diskos und Klubs geleert, und Jack fand nur eine Seitenstraße vom V entfernt einen Parkplatz. Milo traf eine Minute später ein, was bedeutete, dass auch er sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen ignoriert haben musste.
Ich wollte meinem Bruder gerade die Leviten lesen, als ich vor uns einen Vampir sah. Wenn man selber verwandelt worden ist, erkennt man andere Vampire erheblich leichter, denn das Herz eines Vampirs schlägt langsamer und auch leiser als das menschliche.
Der Vampir vor uns war groß, schlank und blass. So ähnlich stellte ich mir Tim Burton vor, wenn er je einen Vampir spielen würde. Das menschliche Mädchen, das er dabeihatte, wirkte neben ihm noch kleiner und molliger, als es in Wahrheit war. Ihre Haut war infolge des Blutverlustes, den sie jüngst erlitten haben musste, blass und fleckig. Ihre Augen waren glasig, die Pupillen unnatürlich geweitet. Ihr Tim-Burton-Begleiter stützte sie, damit sie nicht stolperte oder gar in Ohnmacht fiel. Obwohl er lächelte, schien sie ihm eher gleichgültig zu sein. Es war, als führte er eine Kuh zum Schlachter.
Mich fröstelte. Als sie mich verträumt anlächelte, zeigten sich Grübchen in ihren Pausbacken. Sie war bestimmt nicht älter als sechzehn, wenn überhaupt, und ich hätte sie ihm gern auf der Stelle weggenommen. Aber er hätte sich sicher nicht von ihr trennen lassen, und auch sie wäre wohl nicht damit einverstanden gewesen. Die schreckliche Wahrheit war, dass das Leben eben so war. Mein Leben. Vampire tranken das Blut von Menschen und in diesem Fall waren beide freiwillig an dem Geschäft beteiligt. Was will man mehr?
»Komm schon«, sagte Jack und legte mir die Hand auf den Rücken. Er sah, dass ich die beiden beobachtete, wusste aber wie ich, dass wir nichts ausrichten konnten. »Wir müssen weiter.«
»Ja, kommt schon. Ehe Jane wieder geht«, stimmte Milo ihm zu. Er ging vor, Bobby an der Hand.
Milo bog von der Hennepin Avenue in eine dunkle Seitenstraße ab. Die nächstgelegene Straßenlaterne war außer Betrieb, wie ich vermutete, dauerhaft, denn Vampire mögen es lieber dunkel. Der Eingang zur Disko befand sich damit in der dunkelsten Straße von Minneapolis.
Bobby hielt sich enger an Milo, weil er nichts sehen konnte und sicher zu stolpern fürchtete. Jack und ich folgten den beiden. Milo sah sich kurz zu uns um, ehe er eine unauffällige Tür öffnete.
Dahinter erwarteten uns die Türsteher. Es waren zwei grobschlächtige Vampire, die uns kaum ansahen, jedoch genüsslich Bobbys Geruch einsogen. Wir quetschten uns zwischen ihnen hindurch und gelangten in einen engen Flur, der von einer einzelnen roten Glühbirne erleuchtet wurde. Am Ende des Flurs führte eine steile Betontreppe in das schwarze Nichts. Licht kam lediglich von der roten Birne oben im Gang. Für mich reichte es aus, doch Bobby ließ sich langsam und vorsichtig von Milo führen, der ihn notfalls aufgefangen hätte.
Schon an der Eingangstür war schwach Musik zu hören gewesen, die Bobby aber wohl erst wahrnahm, als wir am Fuß der Treppe ankamen. Wieder durchquerten wir einen endlos langen Flur, bis wir vor einer schweren zweiflügligen Tür standen.
Als Milo die Tür öffnete, blendete uns das blaue Licht, in das wir nach der Dunkelheit des Flurs plötzlich getaucht waren. Die Menschen, die drinnen tanzten, empfanden die
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