Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
sein, und auch wenn es so gewesen wäre, musste ich lernen, meinen Durst unter Kontrolle zu bekommen, statt mich von ihm treiben zu lassen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Bobby.
»Ja ja, alles klar.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich nehme erst einmal eine Dusche. Aber, äh, es war nett, mit dir zu plaudern. Wir sehen uns später.«
»Ja, ist gut«, sagte Bobby.
Als ich nach oben ging, folgte mir Matilda wieder. Sie nahm wohl an, dass dort, wo ich hinging, Jack wartete. Vielleicht verbrachte ich doch zu viel Zeit mit ihm.
In letzter Zeit war es mir allerdings nicht so vorgekommen, als seien wir viel zusammen gewesen. Kaum war ich von meiner Reise zurückgekehrt, war er schon wieder abgereist. In seinem Zimmer zwischen all seinen Sachen klopfte mir das Herz, wenn ich an ihn dachte. Matilda sprang auf sein Bett, verteilte ihre weißen Haare auf den Laken und schnupperte herum, als hätte er sich darunter versteckt.
Ich seufzte und stöberte im Zimmer nach Klamotten, die ich anziehen konnte. Wahrscheinlich würde ich die Nacht mit Fernsehen oder Lesen verbringen. Etwas Interessanteres würde sich vermutlich nicht bieten. Wenn ich Glück hatte, würden mir Milo und Bobby Gesellschaft leisten, falls sie nicht zu sehr miteinander beschäftigt waren.
Was war das für eine grausame Welt, in der sich mein kleiner Bruder, wann immer er es wollte, mit seinem Freund amüsieren konnte, während mein Freund zum Schlafen ins Arbeitszimmer verbannt wurde? Natürlich fehlte es mir noch an Selbstkontrolle, über die Milo bereits verfügte - aber trotzdem!
Ich schwor mir, während Jacks Abwesenheit daran zu arbeiten, damit wir, wenn er zurückkam, die nächste Stufe unserer Beziehung anpacken konnten. Sprich, das echte Vergnügen.
Doch statt etwas Lustiges zu unternehmen, endete ich zusammengerollt in Maes Bett. Sie war ungewöhnlich still, sodass wir den Großteil der Nacht schweigend verbrachten. Als Milo sich später zu uns gesellte, war ich erleichtert. Er kam mit Krisensituationen besser zurecht als ich und stand Mae, aus welchem Grund auch immer, näher. Sie hatte ihn am liebsten, was mir allerdings nichts ausmachte. Jack hatte mich am liebsten, das war alles, was zählte.
Bobby fühlte sich in Maes Gegenwart nicht wohl, was durchaus logisch war angesichts ihres jämmerlichen Zustandes. Immerhin kannte er sie noch nicht lange.
Als Milo im Fernsehen den Film Hausboot einschaltete, erzählte Mae, dass sie immer ein Hausboot hatte haben wollen. Ihre Wangen waren noch ganz verquollen, doch ich hatte seit Stunden keine Träne mehr gesehen. Seit Milo da war, hatte sie sogar ein paarmal fast gelächelt. Ich nutzte die Gelegenheit zur Flucht.
Den Rest der Nacht verbrachte ich mit Bobby. Wir spielten ein Kriegsspiel auf der Xbox. Obwohl ich grottenschlecht war, machte mir Bobby keine Vorwürfe. Wenn ich mit Jack spielte, dauerte es keine zwanzig Minuten, bis er vorschlug, dass ich eine Runde aussetzte und Milo für mich einsprang.
Ehe ich ins Bett ging, rief ich ein paarmal Janes Handy an und schrieb ihr einige SMS. Sie reagierte nicht, doch etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie stocksauer auf mich war.
Vielleicht hasste sie mich, weil ich sie mit Vampiren zusammengebracht hatte. Vielleicht hasste sie mich auch, weil ich sie nicht früher mit Vampiren zusammengebracht hatte. Ich wusste es nicht. Früher war Jane ein offenes Buch gewesen. Ihr Leben drehte sich um Jungs, Klamotten, Alkohol und Drogen. Da ich mich da nie eingemischt hatte, hatte sie mir auch nichts vorzuwerfen gehabt.
Jack schrieb mir, dass er mich liebte und sie bald ein Flugzeug nach Hause nehmen würden. Ich überlegte, ob ich aufbleiben und auf ihn warten sollte, kam dann aber zu dem Schluss, dass die Zeit im Schlaf schneller verging, und krabbelte in sein Bett. Ich konnte es kaum erwarten, dass er zurückkehrte.
Ich spürte ihn, sobald er das Haus betrat. Mein Herz raste vor Glück und ich öffnete die Augen.
Kapitel 17
Sobald ich die Zimmertür öffnete, hörte ich jemanden streiten. Nicht laut, aber deutlich vernehmbar. Ich wollte nach unten laufen und Jack begrüßen, entschied mich aber dagegen, wartete am Kopf der Treppe und lauschte.
»Ach, komm schon, Jack!«, sagte Peter offenbar frustriert. »Ich habe dir dein Kissen nicht weggenommen!«
»Doch!«, widersprach Jack. »Du hast mit der Stewardess geflirtet und sie dazu gebracht, dass sie dir das letzte Kissen im Flugzeug gibt. Und das
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