Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
anzusehen, dass er nun alles in einem neuen Licht sah. Alles, was Peter an Grausamem getan hatte, war in Wahrheit für mich und sogar für Jack geschehen. Seit dem Tag, an dem er mich kennengelernt hatte, hatte Peter versucht, mich gehen zu lassen, weil er dachte, ich sei ohne ihn glücklicher.
Jack hatte nie glauben können, dass Peter mich wirklich liebte. Als ich auf der Bildfläche auftauchte, konnte Jack seine eigenen Gefühle für mich nur vor sich rechtfertigen, indem er sich vormachte, dass Peter für mich keine solchen Gefühle hegte. Jacks feste Überzeugung, dass es ihm bestimmt war, mit mir zusammen zu sein, und nicht Peter, rechtfertigte alles, was er tat. Doch wenn Peter mich genauso liebte wie er, war Jack plötzlich statt des Helden der Bösewicht der Geschichte.
»Jack, du weißt, wie sehr ich dich liebe.«
Ich streckte die Hand nach ihm aus, doch er wich zurück. Er atmete zitternd aus, und als ich diesmal nach seiner Hand griff, ließ er es zu. Da er mich nicht ansah, stellte ich mich direkt vor ihn.
»Ich liebe dich und wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Wir haben eigentlich nichts Falsches gemacht. Ich meine ... Ich weiß nicht. Was hätten wir sonst tun sollen?«
»Ich weiß nicht«, gab Jack leise zu. Er starrte noch zu Boden, um mir nicht in die Augen sehen zu müssen. Ich berührte ihn an der Wange.
»Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte nur ...« Ich brach ab. Er sah so traurig und schuldbewusst aus. Es tat mir weh, ihn so zu sehen. »Ich wollte nur, dass du nicht so streng mit Peter bist. Ihr beide müsst es doch schaffen, dass ihr miteinander auskommt!«
»Du hast schon recht.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich werde es versuchen.«
»Wie wäre es, wenn du mit mir reinkommst?«, fragte ich. Ich wollte den ganzen Tag mit ihm verbringen, doch die Sonne machte mir wirklich zu schaffen. Eine tiefe Schwere hüllte mich ein wie eine nasse Decke.
»Nein, ich möchte noch ein bisschen hier draußen bleiben. Matilda will noch spielen«, sagte Jack. Matilda hatte sich zwar auf der Terrasse ausgestreckt und aalte sich in der Sonne, doch ich wollte nicht mit ihm streiten.
»Bist du sicher?«, fragte ich und wünschte, er würde mich wenigstens ansehen.
»Ja, es ist alles in Ordnung«, log er.
»Ich liebe dich«, flüsterte ich.
»Ich weiß. Ich liebe dich auch.« Ohne mich anzusehen, gab er mir einen kurzen Kuss auf die Stirn und ging dann weg. Er hatte mich noch nie so abweisend geküsst. »Mattie, komm schon! Wo ist dein Ball?« Als Matilda aufsprang, um danach zu suchen, eilte Jack ihr zu Hilfe.
Ich sah noch einmal zur Sonne hinauf, ehe ich ins Haus ging. Im Schutz der dunklen Küche seufzte ich erleichtert auf. Ich hatte keine Ahnung, ob ich das Richtige getan hatte. Da es Jack dermaßen zu schaffen machte, wahrscheinlich nicht.
Den restlichen Nachmittag tat ich, als schliefe ich. Um mir die Zeit zu vertreiben, schrieb ich Jane eine Nachricht, und anschließend warf ich mich wieder von einer Seite auf die andere. Ich horchte, ob Jack wieder ins Haus kam, was jedoch nicht geschah. Bobby stand auf, um sich etwas zu essen zu machen, doch alle anderen schliefen tief und fest. Abgesehen von Jack, der nicht da war.
Schließlich gab ich es auf, noch etwas Schlaf zu bekommen, und stand auf. Ich fragte Jack per SMS, wo er sei, erhielt jedoch keine Antwort. Ich kam mir schon vor wie eine Aussätzige, da niemand auf meine Anrufe oder Textnachrichten reagierte.
Als Bobby auf dem Weg in sein Zimmer vorbeikam, roch er unglaublich köstlich. Obwohl meine Tür geschlossen war, wehte der Duft seines warmen Blutes verführerisch zu mir herein. Ich hatte ein paar Tage lang nichts zu mir genommen. Vampire kommen auch länger ohne Nahrung aus. Wenn ich jemals mit Jack zusammen sein wollte, musste ich meinen Hunger in den Griff bekommen.
Ich schluckte also meine Gier auf Bobbys Blut herunter und beschloss, mit einer schönen langen Dusche den Kopf freizubekommen. Ich hatte gerade meine Kleider zusammengesucht, als mir ein warmes Gefühl in meiner Brust sagte, dass Jack in der Nähe war. Einen Augenblick später hörte ich ihn die Treppe heraufspringen.
»Hey.« Er steckte den Kopf durch die Tür. »Bist du schon wach?«
»Ja, ich wollte gerade unter die Dusche.« Ich hielt meine Kleider hoch. »Oder wolltest du etwas?«
»Nein, mach nur. Willst du danach einen Film ansehen?«
»Ja, klar«, sagte ich. »Hast du schon geschlafen?« Es war nach sechs Uhr und
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