Unter dem Weihnachtsbaum in Virgin River (German Edition)
„Jack kann die Welpen nicht mehr hierbehalten, Nate. Sie fangen langsam an, nach Hund zu riechen. Letztendlich ist es nun mal ein Restaurant.”
Nate lachte. „Ich finde, du hast dich dabei ziemlich gut gehalten, Jack. Das hat länger gedauert, als ich geglaubt hätte.”
„Tut mir leid, Nate. Aber wenn Annie nicht so überzeugend gewesen wäre, hätte ich diese Kerlchen sofort in ein Tierheim gebracht. Oder an einen weit schlechteren Ort. Wenigstens haben wir für ein paar von ihnen ein Zuhause gefunden … wenn sie alt und kräftig genug sind, um von dem Wurf getrennt zu werden.”
„Ja, verstehe”, sagte Nate gutmütig. „Also, wenn Annie verspricht, mich nicht im Stich zu lassen, werde ich sie mit zu mir nehmen. Tagsüber bin ich meist sehr beschäftigt, aber ich habe eine Assistentin in der Praxis, die mit anfassen wird. Und jetzt brauchen sie auch nicht mehr ganz so viel praktische Hilfe wie noch vor einer Woche. Wenigstens können sie inzwischen ihre Mahlzeiten aufschlecken und brauchen keine Pipette mehr. Ich kann sie in der Wäschekammer unterbringen und die Tür zumachen, damit sie mich nicht die ganze Nacht wach halten.”
„Ist es da auch warm genug?”, fragte Annie. „Sind sie stark genug?”
„Es wird ihnen gut gehen, Annie. Jack, was gibt’s zum Abendessen?”
„Chili. Maisbrot. Wirklich? Du wirst sie hier wegholen?”
Nate lachte. „Können wir dir noch ein Abendessen abschwatzen, bevor wir sie abtransportieren? Ich bin Junggeselle und habe kaum etwas Essbares im Haus.“ Er legte Annie einen Arm um die Schultern. „Und sie ist jetzt verzogen, denn sie ist daran gewöhnt, für ihre Mühen ein Essen zu erhalten. Dazu noch bitte zwei Bier.”
„Ja.“ Neugierig zog Jack eine Augenbraue hoch. „Kommt sofort.”
„Nach dem Essen kannst du mir nach Hause hinterherfahren”, erklärte Nate an Annie gewandt, als wäre damit alles besprochen.
Annie wusste zwar ungefähr, wo die Tierklinik Jensen mit Haus und Stall lag, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals dort gewesen zu sein. Mit seinem Pudel oder Spaniel kann man zu dem auf Kleintiere spezialisierten Arzt fahren, aber ein Arzt für Großtiere kommt zu einem raus, es sei denn, man hat ein Großtier, das operiert werden muss oder sich in einem Zustand befindet, der über längere Zeit viel Pflege verlangt. In den Jensen-Stallungen konnte man vorübergehend sein Pferd einstellen, und er verfügte auch über eine Zuchtanlage, die von den Ranchern und Farmern allerdings kaum in Anspruch genommen wurde. Sie ließen ihre Tiere meist dort decken, wo sie waren. Ein paar Besitzer sehr wertvoller Pferde zogen es indes vor, ihre trächtigen Stuten kurz vor der Geburt beim Tierarzt zu lassen.
Nate transportierte die Kiste mit den Welpen unter der Deckplane auf der Ladefläche seines Trucks. Zusätzlich waren sie noch in Decken eingepackt und würden bei der kurzen Fahrt nicht allzu sehr frieren. Annie folgte ihm in ihrem eigenen Truck. An einem Schild mit der Aufschrift „Jensen-Stallungen; Dr. med. vet. Nathaniel Jensen“ bogen sie links von der Hauptstraße ab. Die Zufahrt war auf beiden Seiten von Bäumen gesäumt und befestigt – in diesem Teil der Welt ein Zeichen von Wohlstand. Das schneebedeckte Gebüsch war vom Wegrand zurückgeschnitten, und sie fuhren mindestens eine halbe Meile, bis sie ein gut beleuchtetes Gelände erreichten. Auf der linken Seite eines großen Hofes lag der Stall, der an einer Seite und der Rückwand von der Koppel umgeben war. Die Praxis selbst befand sich neben dem Stall, und in einem der Fenster blinkten Weihnachtslichter. Auf der rechten Seite stand ein weitläufiges einstöckiges Haus. Über einen gemauerten Fußweg gelangte man zu der zweiflügeligen Haustür aus dunklem Holz mit Fenstern in Facettenverglasung. An diesem Haus war nicht ein einziges Weihnachtslicht oder sonstiger Schmuck zu entdecken. Annie vermutete, dass die Assistentin die Dekoration in der Praxis angebracht hatte.
Zwischen Haus und Stall standen zwei Pferdetransportanhänger. Einer bot Platz für sechs Pferde, der andere für zwei, und beide waren so nobel, dass sie wahrscheinlich mit einer Bar und Stewards geliefert wurden.
An einer Seite des Hauses befand sich ein Garagentor, das sich automatisch öffnen ließ, und Nate fuhr hinein. Annie parkte draußen und ging zu Fuß in die Garage. Sie trug das Milchpulver und die Baby-Haferflocken, während Nate die Kiste nahm und es, ohne sie abzusetzen, schaffte, die Haustür
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