Unter dem Weihnachtsbaum in Virgin River (German Edition)
dauert echt nicht mehr lange, dann reden wir hier nicht mehr von süß und spaßig, sondern von einem großen Problem.”
„Oh”, sagte sie nur hilflos und wiederholte: „Oh.“ Nun war es nicht so, als hätte sie Schwierigkeiten, das zu begreifen. Es war ein Unterschied, wenn man bei sich zu Hause im Untergeschoss ein Bad hatte, wo man den Wurf unterbringen konnte, oder unter der Spüle in der Wäschekammer. Oder wenn es eine Hundemama gab, die das Kinderzimmer betreute. Man ahnte ja nicht, wie hart so eine Hundemama arbeitete, bis man einmal selbst ihre Babys versorgen musste. Solange sie ihre Kinder stillte, leckte die gute alte Mom sie von Kopf bis Fuß und hielt sie sauber und trocken, selbst dann, wenn es acht davon gab. Sowie man dann anfing, ihnen feste Nahrung zuzufüttern, hörte Mom augenblicklich auf, ihnen hinterherzuwischen, und im Nu hatten sie es dann auch geschafft, sich ein bisschen einzuschmutzen und leicht zu stinken. Aber unter normalen Umständen waren sie dann bereits sechs Wochen alt, also etwa zu dem Zeitpunkt, an dem sie eh bereit waren, das Nest zu verlassen.
In diesem Fall aber gab es keine Mom, und Milchpulver nebst Flocken gingen an einem Ende rein und am anderen Ende wieder raus. Man konnte ihre Unterlage gar nicht schnell genug wechseln und ihre süßen kleinen Popöchen nicht oft genug waschen, um einen Geruch zu vermeiden.
„Was soll ich denn jetzt machen?”, fragte sie sich.
„Für ein paar haben wir schon ein Zuhause gefunden”, berichtete Jack. „Ich bin mir nicht sicher, ob man bereits eins von den anderen trennen kann, aber ein paar Adoptionen haben wir klargemacht. Da ist natürlich Christopher. Er wird seinen Comet nicht aus den Augen lassen.”
„Comet ist noch nicht so weit, dass man einem Sechsjährigen die Verantwortung übertragen kann. Der braucht noch zwei Wochen. Und auch wenn Chris noch so toll mit ihm umgeht, man wird ihn beaufsichtigen müssen.”
„Ich weiß. Und ich bin auch dran”, fuhr Jack fort. „David brabbelt pausenlos von seinem ‚Wepie‘. Ich hatte vorher schon daran gedacht, einen Hund anzuschaffen, jemand, der bei uns zu Hause all das Verschüttete aufleckt. Aber …”
„Und, Jack, du kannst einen Welpen dieser Größe nicht einem dreijährigen Jungen überlassen, genauso wenig wie du ihm Eier und reife Tomaten in die Hand geben würdest.”
„Ja, ja. Wenn es so weit ist, werden wir schon aufpassen. Und dann hat Buck Anderson – ein Schafzüchter – gesagt, dass es an der Zeit wäre, ein paar neue Hüter an den Start zu bringen. Er hat selbst noch ein kleines Kind und schon sieben Enkel. Für zwei macht er sich stark. Seine Söhne können ihm dabei helfen, sie aufzuziehen, bevor sie sie mit den anderen Hunden und den Schafen zusammenbringen. Allerdings hätte er sie gern zu Weihnachten. Nun, ich weiß ja, du traust den Leuten nicht, die Welpen als Weihnachtsgeschenke haben wollen, aber auf Buck kann man sich verlassen. Er weiß, was auf ihn zukommt.“ Jack holte einmal tief Luft. „Ihre Aussichten würden mir allerdings nicht gefallen, wenn sie keine Lust haben, die Schafe zu hüten.”
„In Ordnung, damit sind vier versorgt”, stellte sie fest.
„Ein paar andere Leute denken noch darüber nach, aber das ist momentan der Stand der Dinge. Hast du mitbekommen, dass die Leute hier im Dorf sie nach den Rentieren benannt haben?”
„Ja, süß, nicht? Jack, ich habe keinen Platz für sie. Ich denke zwar daran, sie mit zu mir zu nehmen und in den Pausen zwischen den Haarschnitten schnell rüberzulaufen, um sicherzustellen, dass sie ausreichend Nahrung und Flüssigkeit bekommen, aber um die Wahrheit zu sagen, ich habe einfach nicht die Zeit dazu. Alle wollen in der Weihnachtszeit schön sein. Obendrein versuche ich auch noch, so viel Zeit wie möglich auf der Farm zu verbringen, denn die ganze Familie ist im Anmarsch.”
„Vielleicht sollten wir doch noch einmal über das Tierheim nachdenken. Könnten die sich nicht einfach mal zwei Wochen um sie kümmern? Dann werden wir ihnen ja doch zumindest ein paar wieder abnehmen …”
Genau in diesem Augenblick kam Nathaniel hereingestürmt und ließ einen Windstoß ein. Er zog die Handschuhe aus und schlug sie sich in die Handfläche. Dann sah er sich in der neu dekorierten Bar um und pfiff anerkennend durch die Zähne. „Hey”, begrüßte er Annie und Jack. „Wie geht’s euch?“ Als Antwort erhielt er ein Schweigen. „Irgendwas nicht in Ordnung?”
Annie trat auf ihn zu.
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