Unter dem Weihnachtsbaum in Virgin River (German Edition)
McKenzie hatten gut geheiratet. Ihre Frauen waren attraktiv, humorvoll und steckten voller Energie, und zwischen den Familien bestand eine enge Verbindung, was immer zuträglich war. Bis auf zwei kleine Problemchen, die die Mütter auf die Väter abwälzten, waren die Kinder überwiegend brav. Mrs McKenzie machte einen großen Wirbel um Nate und ließ so ihr Einverständnis auf eine gastfreundliche, vielleicht auch hoffnungsvolle Weise durchblicken. Und Mr McKenzie, den Nate in den zwei Jahren, die er nun hier praktizierte, nur als Hank kannte, reichte Nate nach dem Essen seine Jacke und nahm ihn während der Aufräumarbeiten mit vor die Haustür, wo er ihm auf der Veranda eine Zigarre anbot. Keiner der Brüder gesellte sich zu ihnen, daher wusste Nate, dass nun ein Vater-und-Mann-im-Leben-seiner-Tochter-Gespräch folgen würde.
Hank reichte Nate Feuer. „Ich habe nicht viel dazu zu sagen. Bin immer gut mit Ihnen klargekommen, deshalb habe ich grundsätzlich auch keine Einwände”, begann er.
„Das ist gut”, sagte Nate erst paffend und dann hustend. Ungefähr einmal im Jahr rauchte er eine Zigarre, und nie dachte er daran, es langsam anzugehen.
„Es gibt nur zwei Dinge, die ich sagen will.”
„Ich höre.”
„Ich mag Annie”, erklärte ihr Vater. „Sie ist ein grundguter Mensch.“ Er paffte. „Nun, das klingt jetzt vielleicht nicht gerade nach einer großartigen Empfehlung, aber in meinen Augen ist es die beste, die es gibt. Annie ist einfach gut. In hundert Jahren würde sie keiner Seele was zuleide tun. Aber denken Sie nicht mal daran, dass Sie es bequem haben werden, weil sie gut ist, denn sie ist zwar nett, aber auch knallhart. Wenn’s irgendeine Ungerechtigkeit gibt, steigt sie auf die Barrikaden und fürchtet sich auch nicht vor einem Kampf. Und klug? Die Milchfarm hier hätte sie mit links geschmissen, so klug ist sie. So willensstark. Ich hatte sie ihr auch angeboten. Die Jungs wollten sie nicht, also hab ich zu Annie gesagt: ‚Annie, du würdest das alles prima am Laufen halten, auch wenn ich morgen tot umfalle.‘ Da hat sie dann gesagt: ‚Dad, wenn ich mich hier draußen an die Kühe binde, werde ich nie von hier wegkommen und niemals was anderes tun, und ich denke, es müsste vielleicht doch noch was anderes in meinem Leben geben.‘ Das hat sie gesagt. Ja, so war das. Sie hat diesen Friseurladen gekauft, und ich habe die Holsteiner verkauft. Sie sollten also mal lieber nett zu ihr sein.”
„Ja, Sir.”
„Denken Sie nicht mal daran, ihr wehzutun, Nathaniel. Es gibt fast nichts, was ich nicht verkraften kann, außer wenn ich mit ansehen muss, wie mein Mädchen, das ich bewundere und respektiere, verletzt wird.”
„Ich verspreche es”, sagte Nate.
„Weil ich nämlich, wenn Sie das machen …”
„Mich erschießen werden?”, fragte Nate.
„Ach was, zum Teufel, warum sollte ich das tun? Ich bin kein Mann von Gewalt. Dann erzähle ich einfach allen, dass Sie als Tierarzt keinen Pfifferling wert sind.”
Nate konnte nicht anders, er platzte vor Lachen.
„Aber die Jungs”, fuhr Hank fort, „die sind schon einen Tacken handgreiflich. Wenn es um Annie geht. Also seien Sie mal lieber nett zu ihr.”
In den letzten zwei Jahren hatte Nate nicht allzu viele Dates gehabt, aber als er erst in Kentucky und dann im Los Angeles County Vollblutpferde behandelt hatte, fühlten sich viele Frauen zu ihm hingezogen. Prominente, Töchter wohlhabender Züchter, Frauen, die er auf Partys, auf Ranches und bei Rennen kennengelernt hatte. Jedoch hatte ihn noch nie ein Vater darauf angesprochen. Nicht einmal Susannas Dad, selbst dann nicht, als er ihr den Verlobungsring geschenkt und sie mit der unsinnigen Vorstellung sie heiraten zu wollen ins Humboldt County hinaufgekarrt hatte.
Hanks Vateransprache war nicht umwerfend, aber Nate gefiel sie. Es gab ihm das Gefühl, ein Mann zu sein, der eine Aufgabe zu erfüllen hatte.
„Wahrscheinlich ist es viel zu früh, über Absichten zu sprechen”, fuhr Hank fort.
„Nein, Sir, keineswegs”, erwiderte Nate. „Ich mag Annie sogar noch mehr als Sie. Und ich habe die Absicht, sie sehr gut zu behandeln, solange wir zusammen sind und denke, dass wir gut zusammenpassen. Ich glaube auch, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben könnten, Annie und ich. Aber wissen Sie was? Sie ist ein kluges, dickköpfiges Mädchen. Es wird ganz von ihr abhängen.”
„Ja, ich denke auch”, bestätigte Hank.
„Also, könnten Sie mir nicht wenigstens Glück
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