Unter dem Weihnachtsbaum in Virgin River (German Edition)
standen gleich zwei Wohnmobile auf der Rückseite nahe am Haus, daher würde es wohl kaum nötig sein, dass die Familie auf Annies Haus auswich. Neben mehreren Trucks waren dort auch Motorschlitten auf Anhängern abgestellt, und an der Veranda hinter dem Haus lehnte ein ganzes Bündel Ski. Die McKenzies waren gekommen, um Spaß zu haben. Überall liefen Kinder herum oder saßen auf der oberen Zaunlatte an der Koppel. Auf der Koppel hatte Annie ein paar kleinere Kinder auf ihre Pferde gesetzt. Sie hielt die Zügel und führte sie herum, während die Kleinen sich am Sattelknauf festhielten. Vier Männer, ihre Brüder und ihr Vater, lehnten am Zaun und schauten zu.
Nate ging zu ihnen und legte wie sie die Arme auf die obere Latte. „Also”, sagte er. „Da bin ich, bereit für die Inspektion.”
Der Mann, der neben ihm stand, drehte sich zu ihm um und sein Mund öffnete sich zu einem breiten Grinsen. „Hey, Mann”, rief Beau McKenzie. „Ich habe gerüchteweise gehört, dass du dich mit meiner Schwester triffst. Schön, dich zu sehen, alter Kumpel.“ Er streckte ihm die Hand hin. „Stimmt das? Du und Annie? Will ich nur wissen, weil ich dir Sachen erzählen könnte, die dir die absolute Kontrolle über sie verschaffen würden!”
„Nathaniel Jensen”, begrüßte ihn der nächste Mann in der Reihe, und Brad McKenzie reichte ihm die Hand. „Ich glaube, dich habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen! Hast es also doch noch geschafft, größer zu werden als eins fünfundsechzig. Schön für dich.”
„Ja, und die Akne bin ich auch los.“ Nate lachte. „Wie geht’s dir, alter Junge?”
„Jim, kannst du dich eigentlich auch noch irgendwie an diesen Clown erinnern?”, fragte Beau seinen älteren Bruder.
„Ich kenne den Zwerg nur vom Football”, antwortete Jim McKenzie und streckte die Hand aus. „Im Angriff die absolute Null, aber rennen konnte er.”
„Das musste ich auch”, meinte Nate. „Wenn mich jemand eingeholt hätte, wäre ich raus gewesen. Ich war immer der Kleinste im Team.”
„Nimmst du Anabolika oder was? Hast dich entwickelt.”
„Nee, bin nur älter geworden wie ihr auch. Danke dafür, dass ich euch heute überfallen darf. Annie hat sich so sehr auf das Familienfest gefreut.”
„Dann stimmt es also?”, fragte Beau, während Brad, Jim und sogar Hank ihn ziemlich durchdringend ansahen.
Was hatte sie noch gesagt? Er sollte cool bleiben? Erwartete sie von ihm, dass er wie ihre Brüder herumalberte? Dann hob er einen seiner Mundwinkel zu einem schlauen Lächeln. Nate nahm zwar an, dass es nicht cool war, aber würden sie ihn verprügeln können, wenn er ehrlich war? „Sie haut mich um”, antwortete er. „Wo hattet ihr sie versteckt? Ich wusste ja nicht einmal, dass sie hier ist! Und dann bin ich ihr nur zufällig in einer Bar begegnet!”
„Das ist unsere Annie”, bemerkte Beau. „Treibt sich in Bars rum und gabelt Männer auf.”
Wieder musste Nate lachen. „Also eigentlich hatte sie gerade acht verwaiste Welpen aufgegabelt. Wir nehmen an, dass vor allem Border Collies drinstecken. Total putzig, die Kleinen. Wie viele wollt ihr?”
Beau legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Vergiss die Welpen, mein Freund. Aber wir haben Bier, Nathaniel. Und im Ernst, wir können dir Sachen über sie erzählen, die dir jahrelang die Kontrolle sichern werden. Macht und Überlegenheit. Hab ich recht, Jungs?”
„Ja, das können wir”, bestätigte Brad.
„Allerdings”, meinte auch Jim.
Es war ein erstaunlicher Tag für Nathaniel, auch wenn es nicht gerade eine brandneue Erfahrung für ihn war. Der Schauplatz war zwar ein wenig kleiner und etwas stärker vollgestopft als bei seinen Familientreffen, aber das familiäre Zusammenspiel war ziemlich das Gleiche wie in seiner eigenen Familie. Die Männer wurden ein bisschen zu laut, die Kids ein bisschen zu wild, was mehrfacher Disziplinierung bedurfte, und die Frauen kabbelten sich ein bisschen über Küchenthemen wie, ob nun Knoblauchbutter zum Brot gehörte und der Salat angemacht werden sollte oder nicht. Es kam zu einem großen Möbelrücken, damit siebzehn Leute zum Essen platziert werden konnten. Dazu wurde der Tisch im Esszimmer ausgezogen und um zwei Kartentische verlängert. Das jüngste Kind, das am Essen teilnahm, war drei, das älteste vierzehn, und sie saßen alle am Kindertisch, wie es auch im Haushalt der Jensens üblich war. Nathaniel fühlte sich gleichzeitig wie ein Ehrengast und ganz wie daheim.
Die Brüder
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