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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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dieser Krieger zu Gesicht zu bekommen, denn die hielten sich im allgemeinen nur in der Umgebung ihres Turms am Gralsee auf.
    Ihre Freundin preßte kurz die Lippen zusammen. Natürlich war es nicht nett, der Jüngeren alle Illusionen über diesen Mann zu nehmen, aber wenn sie es nicht tat, täte es unweigerlich ein anderer.
    »Meine Liebe, richtet Euren Blick doch einmal auf den König, und sagt mir dann, ob Euch eine gewisse Ähnlichkeit auffällt.«
    Faraday schaute abwechselnd auf den einen und den anderen. »Oho, die beiden scheinen miteinander verwandt zu sein, ja, kein Zweifel möglich. Sie haben beide die gleiche ausgeprägte Stirn und diesen eigentümlichen Haaransatz.«
    »Ganz recht, sie sind miteinander verwandt. Axis ist Priams Neffe und Bornhelds Halbbruder. Aber dies erkennt der Herzog genausowenig an, wie Priam sich als sein Onkel fühlt. Für die königliche Familie stellt Axis die allergrößte Schande dar.«
    Das Mädchen runzelte die Stirn. Warum hatte ihre Mutter ihr nichts von diesem Mann erzählt? Sie beobachtete den Axtherrn immer noch. Der war gerade an einem Tisch stehengeblieben, der sich gar nicht so weit von ihrem befand, und schäkerte mit einer Dame von niederem Adel. Die Gelegenheit, ihn aus der Nähe zu betrachten, durfte Faraday sich natürlich nicht entgehen lassen. »Das verstehe ich nicht«, entgegnete sie Devera.
    Die Ältere lehnte sich zurück und lächelte zufrieden. Jedermann in Karlon wußte um die Geschichte von Axis’ Geburt. Nur außerhalb der Stadt war sie nicht weiter bekannt. Nicht oft erhielt die Grafentochter daher Gelegenheit, jemandem die schlüpfrigen Einzelheiten zu berichten, die peinlicherweise über Rivkah erzählt wurden. Und noch seltener traf es sich, daß jemand noch nie davon gehört hatte.
    »Axis ist der uneheliche Sohn von Rivkah, der Schwester des Königs«, begann sie ohne Umschweife. Diese Enthüllung reichte aus, daß Faraday den Blick abrupt von Axis zu Devera wandte.
    »Wirklich?« keuchte das Mädchen.
    »Ja.« Devera nickte zum Zeichen dafür, daß sie über alles Bescheid wußte. »Rivkah wurde schon in jungen Jahren verheiratet – sie hatte damals noch nicht einmal Euer Alter erreicht –, und zwar mit Searlas, der zu jener Zeit gewiß kein Jüngling mehr gewesen ist. Binnen Jahresfrist hatte sie ihm den Sohn geschenkt, nämlich Bornheld. Searlas war begeistert. Da die junge Mutter nun ausreichend mit ihrem Säugling beschäftigt schien, ließ er sie in der Festung Sigholt auf den Urqharthügeln zurück.
    Eigentlich hätte er ihrer dort sicher sein sollen, möchte man meinen. Der Herzog unternahm nun eine ausgedehnte Inspektionsreise seiner nördlichen Befestigungen von Gorken bis zur Mündung des Flusses Andakilsa. Ein Jahr hielt diese Reise ihn fern. Als Searlas nach Sigholt zurückkehrte, traf er Bornheld an, der ein Jahr alt und zu einem stämmigen Kerlchen herangewachsen war … und seine Gemahlin, die im achten Monat schwanger auf der Burg Hof hielt. Könnt Ihr Euch den ungeheuren Skandal vorstellen? Selbst die Stallburschen wußten bereits vor dem Herzog, daß die Herrin schwanger war.«
    Faradays Neugier war geweckt, und so ließ ihr die nächste Frage keine Ruhe. »Und wer war der Vater?«
    Deveras Augen blitzten, und ein boshafter Zug legte sich auf ihre Lippen. Sie schüttelte die Locken, und der üppige Busen im engen Korsett bebte. »Das weiß niemand, meine Liebe. Rivkah weigerte sich standhaft, den Namen preiszugeben. Sie hatte Searlas nämlich nicht freien wollen, und viele munkelten, damit habe sie dieser Ehe ein vorzeitiges Ende bescheren wollen. Nun, der Herzog war, wie nicht anders zu erwarten, vor Zorn außer sich. Er hatte seine Gattin in Sigholt sicher gewähnt. Keine Festung im ganzen Reich wird besser bewacht. Sein Verdacht fiel daher gleich auf die Soldaten und die Diener. Angeblich soll er die halbe Besatzung gefoltert haben, ehe seine erste Wut verraucht war. Searlas ließ Rivkah weit in den Norden in die Zuflucht der Stadt Gorken schicken – in dem vergeblichen Bemühen, die schändliche Geburt geheimzuhalten. Vergeblich deswegen, weil die Nachricht von der Schwangerschaft Rivkahs bereits Karlon erreicht hatte. Mittlerweile wußte der gesamte Königshof, daß der Herzog nicht der Vater des neuen Kindes sein konnte. Dem damaligen König Karel, der ja Rivkahs Vater war, soll bei der Meldung alle Farbe aus dem Gesicht gewichen sein. Er teilte dem Herzog mit, daß er mit seiner treulosen Gattin verfahren könne, wie

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