Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
Der König hatte ihn kürzlich mit dem Titel Kriegsherr von Achar ausgezeichnet. Bei Hof und anderswo erzählte man sich hingegen hinter vorgehaltener Hand, das habe der König wohl eher getan, um Bornheld als Thronfolger zu bestätigen, als seine Feldherrnverdienste zu würdigen.
    Wenn Priam ihm nun also mehr oder weniger offen nahegelegt hatte, sich der Unterstützung Axis’ zu versichern, um der Bedrohung im frostigen Ödland nördlich von Gorken Herr zu werden, war damit Salz in offene Wunden gestreut worden. Die Axtschwinger folgten ihrem Anführer mit einer Treue, Hingabe und Operbereitschaft, die den Herzog abstieß, die er sich zugleich aber von seinen eigenen Soldaten wünschte. Bornheld hätte nichts lieber gesehen, als daß die Truppe der Axtschwinger aufgelöst und ihre Mitglieder seinem Befehl unterstellt worden wären. Aber ihm waren in dieser Hinsicht leider die Hände gebunden.
    So blieb ihm nichts anderes übrig, als tatenlos zuzusehen, wie der Ruhm der Axtschwinger sich unter ihrem Anführer stetig mehrte. Und da sie schon mehrfach im Reich Koroleas gefochten hatten, hatten sie in fünf Jahren mehr Kampferfahrung gesammelt als der Herzog in vierzehn. Da konnte es ihn natürlich erst recht nicht beruhigen, daß er zwar selbst durchaus stattlich und gut aussah, Axis aber eher die Schönheit seiner Mutter (und vielleicht auch die des Vaters) nebst ihrer vornehmen Art geerbt hatte.
    Doch am allermeisten haßte Bornheld den Halbbruder dafür, mit ihm dieselbe Mutter teilen zu müssen. Dafür lehnte er Axis aus tiefstem Herzen ab. Mochte Rivkah auch ihren Mann und ihren ältesten Sohn auf das schändlichste betrogen haben, indem sie sich ihrem Geliebten hingegeben und sein Kind geboren hatte, so bewahrte er sie doch immer noch in liebendem Angedenken. Axis hatte sie getötet. Axis hatte sie ihm weggenommen. So verging kein Tag, da Bornheld den Halbbruder nicht dafür verfluchte, die Mutter umgebracht zu haben. Eines Tages, so schwor sich der Herzog grimmig, würde er seinem Bastardbruder im Kampf gegenüberstehen, und dann würden sie ein für alle Mal klären, wer von ihnen der Bessere war. Artor selbst würde sein Urteil sprechen und den Würdigeren überleben lassen. Der Stiel seines goldenen Kelchs knickte ein, das Gefäß entglitt seiner Hand und polterte zu Boden.
    Ein Diener eilte herbei, um ihm einen neuen Trank vorzusetzen und die Weinlache aufzuwischen. In diesem Moment trafen sich – vorbei an Priam und Judith – die Blicke der beiden Brüder. Der Haß zwischen ihnen wurde für jeden offenbar.
    Jayme legte seinem Krieger freundlich eine Hand auf den Arm und lenkte ihn so von Bornheld ab. Dann sprach er so leise, daß niemand in der Nähe ihn verstehen konnte.
    »Mein Sohn, ich bin erleichtert und froh, daß du so rasch von Koroleas zurückkehren konntest. Kaum hatte ich zu hoffen gewagt, dich so rasch wiederzusehen.«
    Axis lächelte seinen Mentor an, und sein Haß auf den Halbbruder verflog angesichts von Jaymes sanftem Lächeln. »Wir befanden uns nicht weit vom koroleanischen Sund, Vater, als deine Nachricht mich erreichte.« Er redete den Bruderführer nicht nur aus Respekt so an, sondern auch deshalb, weil er ihm zu tiefem Dank verpflichtet war. Abgesehen von den ihm treu ergebenen Axtschwingern wurde Axis nur in der Bruderschaft anerkannt und mit Achtung behandelt. »Wir hatten keine großen Schwierigkeiten, uns abzusetzen und nach Achar einzuschiffen.« Die Koroleaner hatten den Abzug der Axtschwinger voller Mißmut betrachtet, denn noch war die Gefahr der Sommerpiraten längst nicht gebannt gewesen. Doch dank Axis’ diplomatischen Bemühungen hatte ihr Ärger sich wieder gelegt.
    »Mein Sohn«, fuhr der Alte fort, »heute abend kommen wir wohl kaum dazu, etwas zu klären. Hier können wir nicht reden, und du bist von der Reise erschöpft. Komm morgen früh bei Sonnenaufgang in meine Räumlichkeiten im Ostflügel des Palastes. Dort beten wir gemeinsam und besprechen alles. Ich schätze, wir werden etwas später vor den König gerufen.«
    Der Axtherr dachte kurz nach. »Dann geht es also um den Norden?«
    Jayme lächelte seinen Schützling an. Selbst in Koroleas hatte der junge Mann es verstanden, sich mit Nachrichten aus der Heimat zu versorgen. »Ganz recht, Axis. Aber wir wollen uns jetzt nicht im Flüsterton darüber auslassen. Warten wir damit bis morgen früh.«
    »Davon abgesehen«, sagte der junge Mann laut genug, um von allen an der Königstafel verstanden zu werden, »sollte

Weitere Kostenlose Bücher