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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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rechte Plage erwiesen. Diese Mission diente mehreren Zwecken. Zum einen ließen sich damit die diplomatischen Bande zwischen Achar und Koroleas fester knüpfen. Zum anderen, und dies war Axis’ Hauptanliegen, konnten seine Axtschwinger dort wertvolle Kampferfahrungen sammeln. Er war mittlerweile bereits siebenmal mit seinen Soldaten in den Süden gezogen und hatte die Koroleaner gegen Seeräuber unterstützt und auch dabei geholfen, Aufstände niederzuschlagen. Seine Erfolge hatten maßgeblich dazu beigetragen, daß er sich in nur fünf Jahren den Ruf eines hervorragenden Befehlshabers erworben hatte.
    Doch vor acht Tagen hatte Axis eine dringende Botschaft von Jayme erhalten, in der er aufgefordert wurde, sich unverzüglich mit seinen Axtschwingern zurück nach Achar zu begeben. Einen Grund für diese Eile hatte der Bruderführer nicht angegeben, und Axis hatte während der fünf Tage, die es gedauert hatte, seine Truppe von Koroleas bis zum Hafen Nordmuth in Achar zu bringen, ununterbrochen darüber nachgesonnen, was geschehen sein mochte. Im Hafen hatte er die Axtschwinger verlassen – sie sollten allein und in gewöhnlicher Marschgeschwindigkeit nachfolgen – und war selbst ohne Pause zum Turm des Seneschalls geritten. Am Ende seiner Kräfte, war er heute nachmittag dort angelangt, nur um feststellen zu müssen, daß Jayme nach Karlon auf der anderen Seite des Gralsees gereist war, um am Hofbankett zum Namenstag des Königs teilzunehmen. Axis hatte geflucht, wieviel Zeit es ihn kostete, auch noch über den See zu setzen. Er hoffte, daß der Bruderführer ihn nicht nur aus dem Grund zurückbefohlen hatte, Priam seine Glückwünsche zum Namenstag zu übermitteln.
    »Ich bin nur den Befehlen des Bruderführers gefolgt, Herr.« Die offene Antwort war darauf angelegt, den König zu reizen. Seit Jahrhunderten schon verdroß es die Herrscher von Achar, daß die Axtschwinger als Bestandteil der Bruderschaft des Seneschalls dem Oberbefehl des Bruderführers unterstanden – und nicht dem des Königs. Axis warf einen verstohlenen Blick zu Bornheld hinüber. Sein Halbbruder schäumte innerlich, ihn hier sehen zu müssen. Er umklammerte den Stiel seines Kelchs so hart, daß Axis befürchtete, das Gefäß könne sich jeden Moment verbiegen oder zerreißen. Zwischen ihm und Bornheld bestand nichts als bitterste Feindschaft.
    Der Axtherr wandte seine Aufmerksamkeit wieder Priam zu und fand, daß dieser mit seinen Löckchen weibisch und schwächlich aussah. »Herr, darf ich mir die Freiheit nehmen, Euch zu versichern, daß die letzten Jahre Eure Eleganz und Majestät noch weiter vervollkommnet haben? Gestattet mir auch, Euch zu Euren Namenstagsfeierlichkeiten auf das allerherzlichste zu beglückwünschen. Ich bin mir sicher, daß es Euch mit großem Behagen erfüllen muß, Euch zu diesem freudigen Anlaß von Eurer ganzen Familie umgeben zu sehen.« Axis hielt kurz inne, sah Priam an und freute sich insgeheim darüber, wie bleich alle an der Tafel geworden waren, als er von der ›ganzen‹ Familie gesprochen hatte. »Erlaubt mir nun bitte, mich entfernen zu dürfen, damit ich mich mit dem Bruderführer bereden kann, Herr.«
    Der König starrte ihn an, und sein ganzer Körper schien zu versteinern. Doch dann atmete er tief aus und entließ den Axtherrn mit einer gnädigen Handbewegung.
    Axis verbeugte sich wieder. »Furche weit, Furche tief, Herr.«
    »Weit und tief«, konnte der König nur hervorpressen, während sein Gegenüber sich entfernte und zu Jayme begab.
    Bornheld atmete schnaubend aus und wandte sich an seinen Onkel. »Warum in Artors Namen mußte der Bruderführer ihn zurückrufen?«
    Priam legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn zu beruhigen. Als er ihm leise antwortete, mußte er seinen eigenen Zorn über Axis’ anmaßende Worte bezähmen. »Denk dir nichts dabei, Neffe. Vielleicht ist es sogar besser so, daß er wieder im Lande weilt. Die jüngsten Nachrichten aus dem Norden geben zur Sorge Anlaß, und bei Artor, wir könnten uns gezwungen sehen, uns auf seine Feldherrnkunst und die Kampfkraft seiner Axtschwinger verlassen zu müssen.«
    Keine Auskunft, mit der der Herzog sich beruhigen ließ. Priam führte zwar den Oberbefehl über die reguläre Armee des Reiches, tatsächlich aber galt der Herzog als der Heerführer. Bornheld hatte sein Leben dem Schwert gewidmet und sich einen ausgezeichneten Ruf als theoretischer Stratege erworben. An praktischer Erfahrung als Feldherr konnte er hingegen wenig vorweisen.

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