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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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es ihm beliebe. Aber am Ende mußte Searlas gar nichts unternehmen, denn Rivkah starb im Kindbett.«
    Ein Schleier legte sich vor Faradays Augen, und sie nestelte an ihrer Serviette. »Oh, wie tragisch!«
    »Von wegen«, gab Devera zurück, »so ist es wirklich für alle am besten gekommen. Nun ja, nicht ganz, denn dazu hätte auch dieser Bastardsohn bei der Geburt sterben müssen. Aber so ist es nun einmal nicht geschehen. Searlas weigerte sich, ihn als Sohn anzuerkennen. König Karel hat den Namen seiner Tochter nie mehr ausgesprochen, und sein Nachfolger Priam hat es ebenso gehalten. Selbstredend wird der uneheliche Sohn von der Familie nicht zu den Ihren gezählt.«
    »Aber wer hat den Säugling dann aufgezogen? Wie ist es ihm überhaupt ergangen?«
    »Bruderführer Jayme, der damals noch am Königshof diente, hielt sich gerade zu der Zeit, als der Knabe das Licht der Welt erblickte, in der Zuflucht Gorken auf. Er nahm den Kleinen als seinen Schützling mit in den Turm des Seneschalls und hoffte wohl, der Junge werde später in den Orden eintreten. Dann hätte man ihn in irgendeine entlegene Zuflucht Achars schicken können, auf daß er dort ein zurückgezogenes Leben führe. Diese Lösung kam allen Seiten als die beste vor. Jedenfalls sahen sich der König wie auch der Herzog von einem peinlichen Problem befreit. Aber Axis zeigte keine Neigung für das Ordensleben; dafür zog es ihn um so mehr zu Schwert und Axt. Nachdem er am Hof eines Fürsten einige Jahre lang in den Waffenkünsten ausgebildet worden war, kehrte er mit siebzehn in den Turm zurück und trat bei den Axtschwingern des Seneschalls ein. Als Jayme dann vor fünf Jahren zum Bruderführer gewählt worden war, ernannte er seinen Schützling zum Axtherrn. Der neue Kirchenführer tat so, als bemerke er die entsetzten Blicke bei Hof nicht, und erklärte, daß Axis trotz seiner Jugend der beste Mann für dieses Amt sei. Und das hat der Axtherr seitdem auch hinreichend bewiesen. So muß der Hof nun mit dem königlichen Bastard leben. Statt daß er, wie alle hofften, in Vergessenheit geriet, bekleidet er heute eines der wichtigsten Ämter im Reich und steht einer Elitetruppe vor. Rivkahs Schande klebt hartnäckig an dieser Familie.«
    Das Mädchen betrachtete nun den Bruderführer. »Ich habe bereits gehört, daß es sich bei Bruder Jayme um einen gütigen und freundlichen Mann handeln soll, und diese Geschichte beweist dies zur Genüge. Artor segne ihn dafür, einen Säugling, den niemand bei sich haben wollte, aufgenommen und ihm Heim und Familie gegeben zu haben.«
    Axis bemerkte beim Weitergehen die junge Frau, die ihn so unentwegt anstarrte, dachte sich aber nicht viel dabei, sondern schritt hinauf aufs Podium. Die Anspannung war ihm nicht entgangen, die sich seit seiner Ankunft über die Gäste an der Königstafel gelegt hatte. Er schlug sich mit der Rechten genau oberhalb der gekreuzten goldenen Äxte an die Brust – dies war der traditionelle Gruß der Axtschwinger – und verbeugte sich tief vor Priam.
    »Mein König, möge Artor über Euch wachen.« »Ebenso wie über Euch, Axtherr«, entgegnete der Herrscher kurz.
    Axis richtete sich wieder auf und sah dem König ins Gesicht. Die Höflichkeit hätte es Priam nun geboten, den Gast an seine Tafel zu laden und ihm Speise und Trank anzubieten. Immerhin gehörte Axis als Axtherr zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Reiches. Aber der junge Mann bemerkte mit grimmiger Heiterkeit, daß der Herrscher wohl seine guten Manieren vergaß, sobald der uneheliche Sohn seiner Schwester vor ihm stand. Königin Judith nestelte an einer Quaste an ihrem Ärmel und starrte standhaft am Führer der Axtschwinger vorbei. Der zweite Sohn ihrer toten Schwägerin erinnerte sie auf schmerzliche und geradezu tadelnde Weise an ihre eigene Unfruchtbarkeit.
    »Euer Erscheinen trifft uns unerwartet«, bemerkte Priam, faltete seine Serviette zusammen und betupfte sich die Mundwinkel.
    Axis’ Lippen zuckten, als wolle er grinsen. »Das ist offensichtlich, Herr, denn wie ich erkennen muß, habt Ihr das Mahl bereits ohne mich begonnen.«
    Der König erstarrte und legte das Mundtuch langsam auf den Tisch zurück. »Und was hat Euch so vorzeitig von Koroleas in die Heimat zurückgeführt, Axtherr?«
    Axis war vor mehr als zwei Monaten mit sechs Kohorten Axtschwingern nach Süden ins Nachbarreich von Koroleas gezogen, um den Menschen dort gegen die Sommerpiraten aus den östlichen Meeren beizustehen, die sich seit jeher als

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