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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Raum, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen.
    Dabei wäre der Mönch fast in Axis hineingelaufen, der unmittelbar vor der Tür stehengeblieben war und auf das Bild starrte, das sich ihm bot. Gilbert, Arne und Timozel waren bereits aufgesessen, und Embeths Sohn hielt Belaguez’ Zügel. Der junge Mönch fühlte sich ungerecht behandelt und schaute empört drein, während die beiden Offiziere die Blicke überallhin schweifen ließen, nur nicht in die Richtung ihres Befehlshabers.
    Doch der Axtherr beobachtete nicht etwa seine Begleiter, sondern Veremund, der sich mit zwei wohlgenährten und langohrigen Eseln zu der Gruppe gesellt hatte. Beide trugen übergroße Sättel und waren über und über mit vollgestopften Taschen bepackt.
    »Ihr beide glaubt doch wohl nicht, daß Ihr mit diesen Eseln mit uns Schritt halten könnt«, entfuhr es dem Krieger ungläubig.
    Ogden eilte an ihm vorbei und ergriff die Zügel seines Esels, die der Hagere ihm reichte. »Sie werden schon mithalten, Axtherr, denn sie entstammen einer ausgezeichneten Zucht.« Damit wandte er sich an seinen Mitbruder. »Wenn du bitte so freundlich wärst, Veremund!«
    Der Dicke stellte einen Fuß in den Steigbügel und packte den Sattel mit beiden Händen. Veremund trat mit ausdrucksloser Miene hinzu, legte die Hände unter Ogdens ausladendes Hinterteil und versetzte ihm einen Stoß, worauf sein Mitbruder fast auf der anderen Seite des Esels hinuntergefallen wäre.
    Nach einem bangen Moment hatte der Dicke sich jedoch gefangen und saß sicher auf dem Rücken seines Reittiers. Das Haar stand ihm ab, und die Kutte war verrutscht, doch nichts konnte seiner Würde etwas anhaben. »Habt Ihr gesehen?« rief er den anderen triumphierend zu. »Das gelingt doch noch so mühelos wie bei einem Jungen. Mit mir werdet Ihr gewiß keine Last haben.«
    Axis stöhnte und verbarg das Gesicht hinter den Händen. Timozel konnte nicht länger an sich halten und brach in schallendes Gelächter aus. Selbst Arnes Mundwinkel zuckten, obwohl er sonst nicht mit übermäßigem Humor gesegnet war. Nur Gilbert zeigte sich nicht im mindesten belustigt.
    »Mit Euch werden wir also keine Last haben?« brummte der Krieger. »Ohne Zweifel hat man Euch deshalb auch an diesen abgelegenen Ort geschickt, Bruder Ogden. Denn in den letzten dreiundneunzig Jahren seid Ihr niemandem zur Last gefallen.« Er schwang sich auf Belaguez’ Rücken, warf einen Blick über die Schulter zurück, um festzustellen, ob Veremund ebenfalls im Sattel saß, und gab das Zeichen zum Aufbruch.

17 Die alten Grabhügel
    Irgendwann am Nachmittag hatten sie den Wald hinter sich gelassen und wurden im freien Gelände von dem zutiefst erleichterten Belial und einer Gruppe Axtschwinger begrüßt. Der Offizier machte große Augen, als er die beiden Alten erblickte, die auf ihren Eseln angeritten kamen. Aber Axis bequemte sich zu keiner Erklärung. Endlich wieder die Weiten der tarantaisischen Ebene vor sich zu sehen, versetzte ihn in solche Hochstimmung, daß er Belaguez zu einem gestreckten Galopp antrieb. Arne klatschte Gilberts Roß aufs Hinterteil, und zusammen mit Timozel brachte er den jungen Mönch in ebenso raschem Ritt zum Lager zurück. Belial und seiner Abteilung blieb nichts anderes übrig, als hinter ihnen herzupreschen. Nur die beiden Alten trotteten gemächlich weiter und schienen überhaupt nicht zu begreifen, was diese Hast sollte.
    Auf dem Weg zum Lager trafen sie den gutgelaunten Schweinehirten, grüßten ihn und wechselten ein paar Worte mit ihm. Der Mann trieb seine Tiere am Rand des Walds entlang nach Osten.
    Faraday war so erleichtert, den Axtherrn wohlbehalten zurückkehren zu sehen, daß ihr Tränen in die Augen stiegen. Als er an ihr vorbeiritt, wandte sie rasch das Gesicht ab, und so bemerkte sie nicht, wie er ihr zunickte und sie anlächelte. In der Nacht zuvor hatte sie unentdeckt in ihr Zelt zurückgefunden, dort aber die restliche Nacht wachgelegen. Mit Yr im Arm hatte sie immer wieder die alptraumhafte Vision vor Augen gehabt, die die Bäume ihr gezeigt hatten. Die Hitze derselben, das Klirren des Stahls und der Anblick von Axis, wie er blutüberströmt die Hand nach ihr ausstreckte, hatte sie so klar und deutlich wahrgenommen wie einige Zeit zuvor bei der Berührung des Stamms. Und dabei hatte sie stets das Blut gefühlt, das ihr zwischen den Brüsten hinabgeronnen war.
    Als Faraday endlich aufgestanden war, hatte sie sich vierzig Minuten lang mit eiskaltem Wasser abgeschrubbt, bis ihre Haut

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