Unter dem Weltenbaum - 01
beschlossen, mit Euch zu reisen «, antwortete Ogden, als handle es sich dabei um eine Selbstverständlichkeit.
»Um Artors willen!« fluchte der Krieger verärgert. Nicht nur Weiber sollte er auf seiner Reise mitnehmen, sondern auch noch klapprige alte Mönche! Nein, nun reichte es ihm endgültig. »Ich weiß nicht, wer Euch diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Außerdem reiten wir viel zu hart und zu rasch, da könntet Ihr kaum mithalten. Helfen könnt Ihr uns sowieso nicht. Ich möchte von Euch nur erfahren, was Ihr über die Unaussprechlichen und den sogenannten Zerstörer wißt.«
Veremund erhob sich und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er überragte Axis um eine Handspanne und sah ihn mit einer Miene an, auf der sich Empörung über die Zurückweisung mit einem listigen Lächeln paarte, so als habe er noch ein As im Ärmel. »Wenn wir Euch unser ganzes Wissen ausbreiten sollen, Axtherr, müßtet Ihr ein Menschenalter bei uns bleiben, und soviel Zeit steht Euch bestimmt nicht zur Verfügung. Deswegen wäre es doch günstiger, wir kämen mit Euch und stünden Euch während der Reise mit Rat, Tat und einigen unserer wichtigsten Bücher zur Verfügung.« Er warf Ogden einen giftigen Blick zu. »So könnten wir Euch unterwegs auf alle Fragen eine Antwort geben. Denn was jetzt und hier wissenswert für Euch ist, reicht vielleicht nicht mehr aus, wenn Ihr erst in der Festung Gorken eingetroffen seid.«
Der Mönch faltete die Hände über dem rundlichen Bauch und strahlte den Krieger zufrieden an. Sein Habit wirkte im Morgenlicht noch schmutziger. In einigen Falten schien sich sogar Schimmel eingenistet zu haben. »Für uns ist die Zeit gekommen, Axtherr, unserer Burg Lebewohl zu sagen. Ich glaube fest daran, daß Jayme unseren Entschluß guthieße, erführe er davon.«
»Wir haben aber keine Ersatzpferde, auf denen Ihr den Wald verlassen könntet.«
»Das ist nicht weiter schlimm, Axtherr, wir haben eigene Reittiere im Stall. Und nun wollen wir nicht länger säumen.« Ogden rieb sich freudig die Hände und wandte sich an seinen Mitbruder. »Veremund, wir müssen dieses Werk einfach mitnehmen. Es enthält wichtiges und umfangreiches Wissen über die Ursprünge der Awaren und ihren Glauben.«
Axis blieb unschlüssig stehen. Die Selbstverständlichkeit, mit der die beiden sich seiner Reisegruppe anschlossen, verdroß ihn.
Aber schließlich schüttelte er den Kopf. Vielleicht hatte Veremund ja recht. Wer konnte schon wissen, welche Fragen sich ihm in sechs Wochen stellen würden? Und wenn den beiden die Reise doch zu rasch und beschwerlich verlaufen sollte, konnte er sie immer noch in Arken bei Faraday und ihrer Mutter zurücklassen.
Der Krieger eilte nach draußen. Sollten die beiden sich doch ohne ihn darüber streiten, welche Bücher mitzunehmen seien. Wolken bedeckten den Himmel, aber bis zum Regenguß würde wohl noch eine Weile vergehen. Axis betrachtete den goldenen See. Nicht die kleinste Welle kräuselte die glatte Oberfläche. Stirnrunzelnd kauerte er sich ans Ufer und tauchte eine Hand in das Gewässer. Es fühlte sich überhaupt nicht naß an. Als Axis die Hand wieder herauszog, war sie tatsächlich völlig trocken. Erschrocken wich er vor dem Wasser zurück und malte das Zeichen des Pflugs in die Luft, um bösen Zauber abzuwehren. Nur rasch fort von diesem Ort!
Als der Krieger in die Burg zurückkehrte, hatten sich Timozel, Arne und Gilbert bereits zu den beiden Alten gesellt. Der junge Mönch stand trotzig vor dem Feuer, während Ogden und Veremund ihn finster und erbost anstarrten. Arne hatte sich unmerklich zwischen die drei geschoben, während Timozel sich von der Gruppe entfernt hatte und offensichtlich nichts mit ihrem Streit zu tun haben wollte – worum es dabei auch immer gehen mochte.
Der Hagere fuhr herum, als Axis durch die Tür trat. Man konnte dem Alten deutlich ansehen, daß er vor Zorn kochte. »Dieser … diese Schlange hat gerade versucht, die Burg in Brand zu stecken!«
Gilbert schob das Kinn vor und bedachte den Axtherrn mit einem selbstgerechten Blick.
Arne trat vor. »Ich fürchte, das entspricht der Wahrheit, Herr, denn ich selbst habe ihn in einem der höher gelegenen Stockwerke erwischt. In einer alten Kammer, in der man vor verstaubten alten Büchern kaum atmen konnte. Gilbert hatte ein paar Seiten herausgerissen und wollte sie gerade mit Zunder anstecken.«
»Für dieses niederträchtige Unterfangen hat er einen der wertvollsten Bände auseinandergerissen, über
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