Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Ich bin schläfrig. Wie spät ist es? Bestimmt schon spät.
Nein. Geh weiter. Alex. Alex.
Die Musik wird lauter. Zum Tanzen ist sie zu langsam. Auch gut. Ich bin zu schläfrig, um zu tanzen. Ich sollte mich hinlegen.
Nein. Alex.
Es ist sowieso egal. Mir ist alles egal.
Der Schnee ist weich. Ich werde mich jetzt hinlegen.
Was ist das für Musik? Ich kenne das Lied. Ich höre es jeden Abend.
Was ist das für ein Licht? Es ist ein Ufo. Ich hatte doch recht. Die Außerirdischen sind hier. Ich werde mich jetzt hinlegen.
Ich liege im Schnee. Er ist so weich.
Die Außerirdischen sind jetzt da. Ihre Maschinen landen neben mir. Auf jeder Seite eine. Die Außerirdischen sehen auf mich herab. Ein großes Auge mitten in ihren Köpfen.
Willkommen auf Planet Erde. Ich hoffe, es gefällt Ihnen hier. Das weiße Zeug nennen wir Schnee. Es ist sehr weich. Perfekt, um drauf zu liegen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich werde ein wenig schlafen.
Kapitel 20
Ich verbrachte noch einmal zwei Tage im Krankenhaus, in demselben Krankenhaus, in das man mich eingeliefert hatte, nachdem Bruckman – korrekter: der verstorbene Lonnie Bruckman – und seine Leute mich durch die Mangel gedreht hatten. Derselbe Arzt leuchtete mir mit einer Lampe in die Augen und fragte mich, was denn zum Teufel mit mir los sei. Ich hätte doch das letzte Mal brav nach Hause gehen und ein paar Tage ausspannen sollen.
»Mir hat das Essen hier gefehlt.«
»Sie haben Glück, daß Sie noch leben«, sagte er. »Und verdammtes Glück, daß Ihre Finger und Ihre Zehen noch dran sind.«
Zwei Schneemobilfahrer hatten mich gefunden, ein Mann mit seinem Sohn. Der Mann war Pfadfinderführer und bei der Freiwilligen Feuerwehr, einer von den Typen, die allzeit bereit zu allem sind. Er hatte die erforderlichen Wärmekompressen für den Notfall dabei. Er hatte die Handwärmer dabei, die an die Schneemobilbatterie angeschlossen werden konnten. Er hatte sogar die Matte auf seinem Sitz, die einem beim Fahren den Arsch wärmt.
»Diese Schneemobile sind schon erstaunliche Dinger«, sagte der Arzt. »Besitzen Sie eins?«
»Nein«, sagte ich. »Momentan nicht.«
»Sie sollten sich eins anschaffen«, sagte er. »Man kann viel Spaß damit haben.«
Als die Schneemobilfahrer Paradise erreicht hatten, riefen sie den Sheriff an. Ein Krankenwagen wurde geschickt, um mich ins Krankenhaus zu bringen. Meine Körpertemperatur betrug einunddreißig Grad, etwa zwei Grad weniger als bei schwerer Unterkühlung. Sie hatten Hals, Achseln und Hüften schon auf dem Weg ins Krankenhaus mit Wärme behandelt. Dort erhielt ich dann eine komplette Wärmepackung. Meine Temperatur stieg wieder, etwa um ein Grad in der Stunde.
»Sechsunddreißig Grad«, sagte der Arzt, während er auf das Thermometer sah. »Wie fühlen Sie sich?«
»Mir ist immer noch kalt«, sagte ich.
»Bald wird es Ihnen besser gehen. Die Vasokonstriktion hat sie dehydriert.«
»Die Vasokonstriktion«, sagte ich. »Na klar.«
»Das viele Blut hat uns natürlich Sorge gemacht.«
»Das Blut …«, sagte ich.
»Sie waren vielleicht zugerichtet. Dabei hatten Sie gar keine blutenden Wunden. Das war gar nicht Ihr Blut, oder?«
»Nein, das war es nicht«, sagte ich. »Aber das ist eine lange Geschichte.«
»Das Blut von einem anderen«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Tun Sie mir einen Gefallen. Wenn Sie so weit sind, daß Sie die Geschichte jemandem erzählen, möchte ich gern dabeisein. Das muß ich einfach hören.«
Ich habe die Geschichte dann Sheriff Brandow erzählt, und ich habe dafür gesorgt, daß der Doktor dabei war. Brandow hörte sich alles an, schrieb wortlos mit und schickte dann seine Männer auf die Suche nach der Eishütte.
»Sie werden da zwei tote Männer in Unterwäsche finden«, sagte ich. »Was Bruckman angeht, habe ich keine Ahnung, was ihr da machen könnt.«
»Was mich angeht«, sagte er, »können wir gern bis zum Frühjahr warten. Wenn Champagne und Urbanic ihn jetzt schon wollen, können sie ihn auch selber suchen.«
Genau das richtete ich auch den beiden Agenten aus, als sie mich besuchten. Sie waren gar nicht erfreut.
»Um das mal klarzustellen«, sagte Champagne. »Wir haben zwei von Molinovs Leuten. Tot. Wir haben Bruckman. Tot, irgendwo unterm Eis. Wir haben keinen lebendig. Wir haben keinen Beutel.«
»Ihr habt immer noch euch beide«, sagte ich.
»Wie gut, daß Sie im Krankenhaus sind«, sagte er. »Gleich brauchen Sie nämlich ’ne Bluttransfusion.«
Ich fing
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