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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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machen, Holz oder sonst was verbrennen. Ich stieß auf eine Holzdose, zog die Handschuhe aus und öffnete sie. Ein Angelhaken bohrte sich in meinen Finger. Nur eine Dose mit Angelgerät.
    Angeln ist ja sowieso ein total schlapper Sport! Mitten auf einem zugefrorenen See in einem kleinen Schuppen hocken und eine Angel in der Hand halten.
    Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich, daß etwas Licht durch das rückwärtige Fenster fiel. Es war das schwächste Licht, das man sich vorstellen konnte, gerade um eine Schattierung heller als Schwarz, aber es genügte, um mir eine Vorstellung von der generellen Form des Raumes zu ermöglichen. Ich richtete mich auf und sah aus dem Fenster. Es gab genügend diffuses Licht vom Mond, wo auch immer der sich versteckt halten mochte, um eine endlose Weite aus Schnee und sonst nichts zu sehen.
    Schon klar, du wirst es tun müssen. Dir bleibt keine Wahl.
    Die beiden Toten waren bloße Schatten auf dem Boden. Wieder ließ ich mich auf Hände und Knie nieder und kroch zu ihnen hinüber. Ich berührte eine Hand und wich entsetzt zurück.
    Du mußt es tun, Alex. Denk nicht nach. Tu es einfach.
    Wieder langte ich hin, berührte den Arm und tastete mich bis zur Brust vor. Ich begann das Hemd aufzuknöpfen. Ich fühlte das Blut. Es war noch warm.
    Blut. Das hat mir gerade noch gefehlt.
    Ich zwang mich, einige Male ein- und auszuatmen. Dann fuhr ich fort, das Hemd der Leiche aufzuknöpfen. Als das geschehen war, kämpfte ich damit, den toten Körper anzuheben. Ich mußte irgendwie das Hemd von ihm runter bekommen. Seine Arme ließen sich nicht beugen. Es ist eine Gliederpuppe, dachte ich. Eine große schwere Gliederpuppe, mit ein wenig Blut dran.
    Als ich ihm endlich das Hemd ausgezogen hatte, dachte ich nach, was jetzt zu tun sei. Mein nasses Hemd aus- und dies hier anziehen? Das neue war keinen Deut besser, sobald das Blut gefrieren würde. Ich versuchte, das Hemd über meines zu ziehen. Es roch nach Zigaretten.
    Die Basistemperatur. Das hatte im Artikel gestanden. Der gebührt allererste Priorität. Die Basistemperatur hoch halten. Wenn sie zu sinken beginnt, kriegt man große Probleme. Sie hatten sogar eine Tabelle mit den verschiedenen Temperaturen gehabt, welche Symptome man zeigt, wenn die Temperatur niedriger und niedriger wird. Wenn du zitterst, wenn die Hände fühllos werden, das ist leichte Unterkühlung, stimmt’s? So ging es mir jetzt. Den Anfang hatte ich schon mal hinter mir.
    Ich begab mich zur zweiten Leiche. Diesmal war es schwerer, das Hemd aufzuknöpfen. Meine Hände wurden immer unbeholfener. Kein gutes Zeichen. Er war der Schwerere von den beiden, und so mußte ich mich anstrengen, als ich ihm das Hemd vom Körper streifte. Ich zog es über die anderen.
    Okay, Alex, jetzt bist du ausgerüstet. Du hast jetzt drei Hemden an, eines naß vom Wasser, die beiden anderen naß vor Blut. Jetzt bist du bereit zu erfrieren.
    Soll ich auch ihre Hosen nehmen? Ich könnte sie unter die Hemden stopfen.
    Ja, Alex, das mußt du.
    »Ich hoffe, die Herren nehmen mir nicht übel, was ich jetzt tun werde«, sagte ich. Ich zog beiden die Schuhe aus, öffnete die Reißverschlüsse und zog ihnen die Hosen aus. Eine Hose stopfte ich mir unters Hemd, zwischen das gefrorene Gewebe und meine Haut. Die andere Hose wickelte ich mir um den Hals.
    Das ist schon viel besser. Jetzt könnte ich glatt noch eine Stunde leben.
    Wieder dieser Geruch. Zigaretten. Die Hemden, die Hosen. Alles riecht nach Zigaretten. Und wenn du Zigaretten rauchst, hast du auch Streichhölzer. Oder ein Feuerzeug.
    Ich tastete die Hose um meinen Nacken ab, suchte die Taschen. Ich nahm eine Brieftasche heraus, warf sie zur Seite und suchte weiter. Nichts.
    Ich zog die Hose wieder unter meinem Hemd hervor und tastete die Taschen ab. Noch eine Brieftasche. Und noch etwas. Mit klammen Fingern griff ich hinein.
    Ein Feuerzeug. Eins von diesen kleinen Gasfeuerzeugen, die man überall sieht. Gott segne dich.
    Ich kann die Bank zertrümmern, vielleicht ein paar Bretter von den Wänden reißen, wenn das nötig sein sollte. Nur ein paar Minuten ein Feuer, mehr brauche ich nicht.
    Erst mal sehen, ob es funktioniert. Ich legte den Daumen an das kleine Rad und versuchte es zu drehen. Nichts. Verdammt noch mal, ich spüre ja kaum, was ich da mache.
    Ich blies warmen Atem auf meine rechte Hand. Na los, Daumen, laß mich jetzt nicht im Stich.
    Ich versuchte es noch einmal. Nichts.
    Noch ein Versuch. Nichts.
    Ich hauchte

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