Unter dem Zwillingsstern
erkannte ihr Lächeln; es gehörte ni c ht zu Car m illa, sondern zu Amalie, an dem Abend, als sie zum ersten Mal in den Räubern auf der Bühne gestanden hatten.
Als er sich auf der anschließenden Feier endlich zu ihr durchgekä m p f t hatte, gab es kein W ort, das einen solchen Tribut gez o llt h ä tte wie ihre Geste ihm gegenüber an jenem Abend. Also nahm er ihre Hand, küßte sie und erwiderte den lei c hten Biß, den sie ihm da m als versetzt hatte. Erst danach be m er k te er, wer schräg hinter ihr stand.
»Guten Abend, Herr Bach m aier«, sagte Robert, unterdrückte den I m puls zu grinsen, und bat Carla um den ersten T anz.
»Und«, fragte er, während sie sich auf die Tanzfläche zube w egten,
»wie f ühlst du dich, Ca r m illa?«
»Unbeschreiblich, das w eißt du doc h .« Sie erwi d erte sein L ä cheln und legte einen A r m um seine Schulter, während ihre Hände einander festhielten. Das Orchester spielte gerade einen W alzer, was sich als Glück erwies, denn in dem Rei f r ock waren einige der modernen Tänze un m öglich, und Carla wollte unbedingt tanzen. W enn si e noch länger still stehen und Glückwünsc h e hätte entgegenneh m en müssen, wäre sie erstickt.
»Verrate das nur nicht Genevieve, aber ich werde m i r den Film nie m ehr ansehen«, sagte sie zu Robert. »Es wäre nie m ehr so wie heute, und außerdem ist es m ir unhei m lich m ich selbst zu sehen, m eine ich. Erinnerst du dich, als sie im Rundfunk ein m al eine Plattenaufnah m e von Griseldis ge m acht und uns dann vorgespielt haben? So ähnlich ist das, nur noch schlim m er. Ich glaube, ich verstehe jetzt die Indianer, die nicht photographiert werden wollen.«
»Sprich für dich selbst ich höre m i ch ausgesprochen gerne«, antwortete Robert m it seiner tief s ten P redigerstim m e, und sie bog den Kopf zurü c k und lachte. Sie ließ sich von der Musik und dem Triu m ph und dem Glück tragen, bei dem einzigen Menschen zu sein, der genau verstand, wie sie sich fühlte.
»Erzähl m i r noch ein bißchen m ehr davon, wie unbeschreiblich ich bin«, sagte sie. »Alliterierend.«
»Unbeschreiblich, unhei m lich, das hatten wir schon, ungeheuer, unüberwindlich, unbezwingbar…«
»Unschlagbar ? «
»Unbelehrbar.«
Sie begriff sofort, was er m einte. Ein Schatten glitt über ihr Gesicht.
»Versteh m i ch nicht falsch«, erk l ärte Robert. »Ich habe m i r schon gedacht, daß es so kommt. D e m Mann kann m an alles mögliche nachsagen, aber nicht mangelnde H a rtnäckigkeit. Aber er ist nun m al die Idealbesetzung für den großen bösen W olf, und er wird nicht Ruhe geben, bis er dich m i t Haut und Haaren gefressen hat.«
»Aber ich bin nicht die Idealbesetzung für Rotkäppchen, das habe ich ihm auch gesagt, und außerdem unverdaulich.«
»Unverdaulich, ungenießbar, unver s peisbar, unzerstörbar«, stim m te Robert zu und gab den Versuch auf, an diesem Abend ernst sein zu wollen. Aus den Augenwinkeln erkannte er Hugo, der ihm zuwinkte.
» W ieder bereit für Glückwünsche von ergebenen Bewunderern ? «
»Im m er, w e nn ich dabei tanzen kann«, entgegnete Carla wahrheitsge m äß.
Das Sitzen und Stehen in diesem Kleid war beklemmend g e wesen; die Glückwünsche, genau wie der Applaus vorhin, belebten sie wie reine Energie. Es unterschied sich von einer Theatervorstellung, wo sie hi n t er h er in der Regel zu er s chöpft war, um Beifall oder Bewunderung in E i nzelheiten zu registr i eren. Als der Walzer vorbei war, hatte Hugo sie erreicht und löste R obert ab. Robert m achte sich auf die Suche nach dem Büffet und traf dort auf G e nevieve, die sich ihrerseits gerade erst von einem Schwarm Bewunderer frei g ekä m pft hatte.
»Es war grandios«, sagte Robert ehrlich.
»Danke, Kid. Es war vor allem viel Arbeit, zu m al in B a mberg, wo kein Mensch Englisch konnte und die Statisten einen Dialekt draufhatten, der un m öglich Deutsch gewesen sein kann. Jetzt geht’s wieder zurück nach A m eri k a, aber im E i lte m po.«
»Dann wollen Sie nicht m ehr hier in Europa filmen ? «
Genevieve b ugsierte s ich m it ihr e m üppigen Busen durch die Traube Hungriger, welche die Lachsbrötchen u m standen.
»Ein Film im Ausland i st Prestig e , Darling, aber m ehrere bedeuten heutzutage in Hollywood, daß m an es daheim nicht m ehr schafft. Außerdem traue ich dem Frieden hier nic h t. Paul erzä h lt mir zwar, ich solle m i r keine Sor g en m achen, aber ein i ge von den Leuten, die wir angehe u ert h a tten,
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