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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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h aben m ittendrin die A r beit h inges c h m issen und etwas von artfre m d und degenerie r t geschwatzt. Und das bei der Arbeit s losi g keit h i erz u l a nde.«
    Robert runzelte die Stirn. » D avon hat Carla nichts erzählt.«
    »Junge, m e i nst du, ich lasse m eine Schauspieler so etwas merken? Laß dir eins raten: Regieführen k a nn ruhig auch m al grob ausfallen, m anche Schauspieler brauchen das, um ihre besten Leistungen zu bringen, aber laß sie nie, nie m als merken, daß das ganze P r ojekt in Gefahr ist, sonst packen sie ein.«
    Einer der Kellner bot ihr ein Tab l ett voller Sektgläser dar. Durch ein W i nken m it d e m Lachsbrötchen in ihrer Rechten bedeutete sie Robert, sich ebenfalls zu bedienen.
    »Cheers.«
    Nach einem Schluck kommentierte s i e: »Eu e r Sekt i s t ja in Ordnung, aber sind die Portionen auf deutschen Em pfängen e i gentlich im m er so spärlic h ? «
    Robert erkannte eine Seelenver w andte und grinste. »Meistens.«
    Er wollte hinzufügen, daß es ihm deswegen so gut in der S chweiz gefallen habe, doch Genevieve sprach je m anden über seine S chulter hinweg an.
    »Oh, hi, Phil, da sind Sie ja wieder. W enn Sie noch was von d e m Lachs kriegen wollen, müssen Sie sich beeilen.«
    »Ich wette«, b e m erkte Robert beiläufig, drehte sich um und nickte Philipp zu, »Phil hat h e ute keinen Appetit… a uf Lachs. Als ich ihm das letzte m al begegnet bin, erwähnte er g era d e, d aß er e i n e D i ät m achen wollte . «
    Genevieve schnaubte. »Diäten sind Zeitversch w endung. Hören Sie auf m ich, und lassen Sie sich’s gutgehen, solange Sie’s können, m agere Zeiten kom m en sowieso. Apropo s , ich habe Paul versprochen, den dürren Typen von der Fil m prüfstelle da etwas einzuseifen, also entschuldigt m i ch, Jungs. Bob, P h il, wir sehen uns. Cheerio.«
    Beide Männer schauten ihr nach, während sie sich auf den W eg zu dem Fi l m prüfer m achte, der ein wenig zurück w i ch und dadurch einem mageren Ziegenbock angesichts einer behäbigen Löwin ähnelte.
    »Herr König«, sagte Philipp, »verraten Sie m i r doch etwas. Legen Sie gesteigerten W ert darauf, m ich zu provozieren, oder entspricht Ihr Verhalten einer Art Dauer a doleszenz und gilt jeder m ann ? «
    »Letzteres, Herr Bachmaier, letzt e res«, erwiderte Robert vergnügt und vertilgte den letzten Rest seines Lachsbrötchens, während er sich wieder der Tanzfläche zuwandte, w o Carla und Hugo versuchten, das Beste aus einem Foxtrott zu m ach e n. »Heute bin ich viel zu gutg e launt, um Sie noch provozieren zu müssen… Phil. Ich bin sogar so gutgelaunt, daß ich Ihnen einen guten Ratschlag gebe, ganz u m sonst.«
    Philipp folgte seinem Blick, und in seiner Miene veränderte sich etwas. Es erinnerte Robert an das erste Mal, als er dem Mann begegnet war, in einem d ä m m r i gen Kino. Z u seiner Überraschung spürte er einen Funken Mitleid in sich aufflackern.
    »Ich weiß, Sie halten n icht v iel von unserem Beruf«, sagte Robert leise, »also können Sie sich nicht vorstellen, was das heute für Carla bedeutet. Verderben S i e ihr den Abend nicht. Sie könnten sogar über Ihren Schatten springen und sie um Verzeihung bitten, dann gibt sie Ihnen vielleicht, was Sie wollen.«
    Die feindselige Abwehr kehrte in P hilipps Sti mm e zurück, als er harsch entgegnete: » I ch weiß nicht, wovon Sie sprechen, Herr König.«
    Robert leerte den Rest seines Sektglases. »Sicher. Tun Sie, was Sie nicht lassen können, dann m acht sie endlich S chluß m it Ihnen.« Er hielt zwei Finger nebeneinander. » S ie steht so dicht davor.«
    Der andere Mann m usterte ihn, u n d Robert erwiderte den Blick. Dann hörte das Orchester auf zu spielen. Philipp zuckte die Achseln und ging auf die Tanzfläche zu. Kurze Zeit später tauchte H ugo ein wenig ate m los bei Robert auf.
    »Ist das der große Unbekannte ? « erkundigte er sich. Robert nickte und fragte, o b der Mann ausfällig ge worden war.
    »Nein, er hat ganz normal um den nächsten Tanz gebeten. Mensch, ist das heiß hier. W i r haben doch Oktober. Kannst du m i r verraten, wo die Samariter m it den Getränken sind ? «
    Robert wies ihm die R i chtung zum nächsten K ellner und fuhr m i t der Beobachtung von Carla und Philipp fort. Carla wir k te gelöst, nicht verblüfft oder gekränkt, was wohl bedeute t e, daß Philipp sich zur Zeit weder an einer Entschuldigung noch an einem W ortgefecht versuchte. Eigentlich gaben sie d a s ab, was m an »ein schönes Paar« nannte.

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