Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
auf ein e r der noch unbenutzten S ervietten zu noti e ren. Dabei m einte sie spitzbübisch: »Und ich wäre wirklich dankbar für einen Tip wegen des Make-up. W i r werden die Auferstehungsszene ganz am Schluß fil m en, und m i ch beunruhigt die Art, wie sich Mr. Pierce jet z t schon die H ände reibt.«
    Die bei d en älteren Sc ha uspieler stöhnten einverneh m lich. »Bei m i r hat es acht S t unden gedauert, bis er f ertig war«, sagte Karloff. »Dann wurde bis zwei Uhr m o rgens gefil m t, zwei Stunden waren nötig, um das ganze Z eug zu entfernen, und a l s ich um fünf Uhr m o r gens im Bett lag, w o llte ich J ack u m bringen. Seien Sie g ewarnt, Ca rl a, t r inken Sie nichts, essen S i e nichts, d e nn wenn Sie unterbrechen müssen, dann folgt noch ein m al s o ein Tag. Und«, er lächelte, »noch hat unsere Gewerkschaft nicht dur c hgesetzt, daß Achtzehn-Stunden-Arbeitstage nicht zu m utbar sind. Verstehen S ie jetzt, warum Sie beitreten m üssen ? «
    »Sie haben m i ch überzeugt… sobald ich das Kleingedruckte gelesen habe.«
     
    Nefertiri, Prinzessin von Ägypten, war die erste Rolle in Amerika, in der für Carla eigene Kostü m e g e schneidert wurden; für die seria l s und die Kurzauftritte hatte m an sie aus dem Kostümfundus versorgt. Ihre Erleichterung darüber, daß Nefertiri nur am Anfang und a m Schluß des Fil m s als leibhaftige M u m i e zu s e h en sein würde, war, m it Karlo ff s W orten, beträc h tlich. B i sher waren er s t die R ü ckblenden ge f il m t worden, die Ne f erti r i in ihrem sterblichen Leben zeigten, ehe sie z u r Mu m i e wu r de, was für Carla lediglich eine sc hw arze Perücke, eine dunklere Hautfarbe, pseudoägyptischen Schmuck und eine in der Hitze des Studios sehr angeneh m e Tunika bedeutete. Karloffs schwarze, kuttenartige Gewänder, die er in Die Schwarze Katze als Hohepriester eines Satansku l ts trug, waren sowohl ungewöhnlicher als a u ch unbequemer, doch n i e m and schenkte dem Beachtung, als die Schauspieler ge m eins a m d i e Kantine verließen; auf dem Studiogelände war m an einiges m ehr gewohnt. Deswegen wunderte es Carla, als sie von je m a ndem gerufen wurde, kurz nachdem sie sich von Lugosi und Karloff verabschiedet hatte.
    »Hallo! W a tt! W arten Sie!«
    Die dunkelhaarige, zierliche Frau, die ihr nachlief, kam ihr vage bekannt vor, die Mischung aus e n glischen und deutschen W orten, beide m it starkem spanischen Akzent ges p roc h en, ebenfalls. Als das energi s che kleine Pers ö nchen s i e einholte, wußte Carla wieder, um wen es sich handelte.
    »Carla«, sagte Lupita Kohner, Paul Kohners m exikanische Entdeckung und Ehefrau, strahlend und ein wenig ate m los, »habe ich S i e doch erkannt, Querida. S o lange ist es her!«
    Wann hatte sie Lupita das letzt e m al gesehen? Das m ußte bei der Pre m iere von Carmilla gewesen sein. Rückblickend schien es ihr, als ob dieser A bend den Wendepunkt dar s tellte, den Gipfel, nach dem alles bergab ging. Lupitas Anwesenheit bedeutete wohl, daß Paul Kohner Europa endgültig aufgegeben hatte und nach Amerika zurückgekehrt war. Sie m ußte Nancy d a nach fragen. Es war u ngerec h t, aber Lupitas Herzlich k eit fand kein Echo in ihr und füllte sie im Gegenteil m it Ressenti m ent. W enn Paul Kohner vor einem Jahr dagewesen wäre, um all die Versprechungen zu halten, die er ihr im Na m en von Universal ge m acht h a tte… Jetzt, wo sie die seri a l s endlich überwunden hatte, brauchte sie ihn nicht m ehr. Also schenkte sie Lupita ihr unverbindlichstes Läc h eln und gab einige Floskeln m it Variationen des The m as » W ie nett, S ie zu sehen« von sich.
    Wenn Lupita ihre Distanziertheit be m erkte, so ignorierte sie sie. Sie bestand sogar darauf, Carla zu einem Besuch einz u l aden, gab i h r die Adresse und begleitete sie bis zu dem Set von Sie ke h rt zurück. Der gelan g weilte John Landis m achte Anstalten vorausz u eilen, bis er entdec k te, u m wen es sich bei Lupita handelte. Dann zeigte er alle Anzeichen eines Man n es, der sich in einem ernstha f ten Dilemma befand. Er wirkte dabei, dachte Carla m it der Boshaftigkeit, die ihr Leinwandpartner unglücklicherweise in ihr wachrief, wesentlich überzeugender als in der S zene, wo er als A m enophis zwi s chen Nefertiri und Machat zu wählen hatte. Als Lupita verschwand, at m ete er erl e ichtert a u f .
    »Ein Glück, daß Dick sie nicht ges e hen hat. Er würde es sofort Junior stecken.«
    Auf Carlas fragend erhobene Augenbraue hin

Weitere Kostenlose Bücher