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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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dicklic h er, dunkelblonder junger Mann und blickte andächtig auf den Kuchen in der Mitte des Tisches.
    »Carla«, sagte Paul Kohner m it einem Lächeln, »darf ich Ihnen m einen Freund Gottfried Reinhardt vorstellen. Gottfried, das ist m eine Entdeckung, Carla Fehr«, er nickte zu Nancy, »und eine unserer engagiertesten D a m en a us der Öff e ntlichkeitsarbeit, Miss Nak a m ura.«
    Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war erkennbar, aber dem jungen Reinhardt fehlte die Aus s trahlung des Professors und, i m Mo m ent jedenfalls, auch sein Char m e. Er stand auf, sagte m it einer gezwungenen Höflichkeit: »Miss Naka m ura, es freut m ich, Sie kennenzulernen«, und schaute dann anklagend zu Carla.
    »Sie haben in diesem Film m itgespielt!«
    »Ja«, m einte der Gastgeber, ob der Reaktion verwirrt und leicht gekränkt, »sie war die H auptdarstell e rin, a b er ich dachte, du s eist m it m i r einig, daß Carmilla ein Meisterwerk…«
    »Ich m eine doch nicht Carmilla!« explodierte Gottfried R einhardt und wechselte ins Deutsche über, w ährend er in einer kindlich wirkenden Geste m it d e m F i nger auf Carla wies.
    »Sie haben in dieser a n tise m itisc h en Verhöhnung m eines Vaters m itgewirkt! Können Sie sich vorstellen, wie d e mütigend das für uns alle war? W as es für meine Mutter und Frau T hi m ig bedeutet hat? Und Eleonore angeblich waren Sie doch m it Eleonore befreundet! W i e konnten Sie nur…«
    Carla befahl sich, ruhig zu bleib e n. Aus seiner Sicht hatte er ein Recht darauf, gekränkt zu sein.
    »Es handelt sich um keinen antis em itischen Fil m «, antwortete s i e beschwichtigend, »und…«
    »Ach nei n ? Mit e i nem Tit e l wie I ffl a nd der Theaterjude?«
    »… und ganz gewiß hatte nie m and die Absicht, Ihre Fa m ilie zu d e mütigen. Außer den Z ensoren, d i e diesen Tit e l gegen den W illen aller Mitwirkenden eingeführt haben. Es stim m t , Ihr Vater war eines der Vorbilder für die H auptfigur, doch gerade weil ich m i tgespielt habe, kann ich Ihnen versichern, d a ß er nicht d as einzige war. Das Endergebnis ähnelt Robert König m e hr als Ihr e m Vater, für den ich im m er nur Respekt…«
    »Respekt, ha«, schnaubte Gottfried Reinhar d t, aber er s chien seinen Zorn aufgebraucht zu haben. In dem verlegenen Schweigen, das nach sei n en Worten eintrat, setzte er sich wieder.
    Lupita, die kaum ein Wort verst a nden hatte, m achte sich daran, den Kaffee einzugießen. Nancy warf Car l a einen fragenden Blick zu; der Ton zu m i ndest brauchte keine Übersetzung. Doch sie war zu geübt in solchen Situationen, um nicht professionell zu reagieren.
    »Mrs. Kohner, wir bekommen i m m e r noch Brie f e für Sie, von Ihren Verehrern jenseits der Grenze. Sind Sie sicher, daß Sie nicht wieder spielen wollen? Gerade j e tzt, wo die europäische Pr oduktion eingeschränkt ist, gewinnt der s ü da m erikanische Markt an Bedeutung.«
    »Nun«, entgegnete Paul Kohner, der als einziger den vollen U m fang der Auseinandersetzung v e rstanden hatte und Nancy dankbar w ar, an Lup it as S t e ll e, »d aß j e d er, d er Lupi e e i nm al g ese h en h a t , s ie wiederse h en will, ve r st e he ich nat ü rlich am best e n. Aber ich f ürchte, ich bin zu s elbsts ü chtig, um sie je w i eder d er Ö ff entlichk e it zu überlassen.«
    Es war nicht nur das Eingehen auf ein Ablenkungs m anöver; er schaute genauso hingerissen zu seiner jungen F r au, wie er es vor Jahren in Berlin getan hatte, und Carla e m pfand eine eigenartige Mischung aus Belustigung und Neid.
    »Pauls Frau zu s e in, da s i s t a ll e s, was ich an Rollen noch spi e len möchte«, b e stätigte Lu pi ta.
    »So was soll’s geben«, kom m entier t e Gottfried Reinhardt m it einem gewissen Zynis m us und im m er noch auf deutsch. Bei sich dachte Carla ein m al m ehr an Renate Beuren und ihren Rat, niemals einen Intenda n t en zu heiraten. Diese Regel sollte m an auch auf Produzenten ausdehnen. Sei nicht so ge m ein, er m ahnte sie sich. W enn es sie glücklich macht…
    Im weiteren Verlauf des Nach m ittags ta u t e der junge Rei n hardt auf, auch wenn er es ve r m ied, Carla dire k t anz u sprechen. E s stellte sich heraus, daß er für MGM arbei t ete, und er steuerte einen Satz L.B. Mayer-Geschichten zu Paul Kohners Erzählungen über Carl Laem m le bei.
    »Nachdem Irving Thal b erg wieder im Land war, m achte er sich daran, L.B. zu zeigen, wie sehr er noch in Ka m p ffo r m ist, und leite t e die Produktion von Die

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