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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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kulinarisches Heimweh konnte sie nachvollzi e hen. Sie erinnerte sich an d e n Schweinebraten m it Klößen und Wir s ing, den sie während der so mm erlichen Drehar b eiten in Ba m berg im Biergarten eines W i rtshauses na m ens Englischer Garten gegessen hatte, und hätte sich um ein Haar Lugosis andächtigem S e ufzer anges c hlossen. Es kam ihr in den Sinn, daß ihr Partner in Sie kehrt z u rück, John Landis, der einzige A m erikaner am Tisch war. Er blickte denn auch irritiert auf. »Gulasc h ?«
    Lugosi nickte. »Und Stierblut.«
    Mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen fragte Landis:
    »Das ist doch ein W itz, oder? Ich m e ine, Sie trinken doch nicht wirklich… Blut, oder, Bela ? «
    »Ich trinke nie m als… Wein«, e n tgegnete Lugosi m it unbewegtem Gesicht; es war eine der berüh m testen Stellen aus Dracula, und der ar m e Landis schaute noch ein paar Sekunden länger konsterniert drein, bis sich Carla seiner erb a rmte und erklärte, bei »Stierblut« handele es sich um einen ungarischen W ein. Lugosi zwinkerte Carla zu und zitierte auf deutsch aus Faust: » B lut ist ein ganz besonderer Saft.«
    »Das ist ein Saft, der ei lig tru n ken macht«, konterte sie m it einer anderen Stelle, und er lachte, bis Karloff, der wieder zur Sache kom m en wollte und außerdem kein Deutsch verstand, sich räusperte.
    » W ir haben bereits eine beträchtl i c h e Anzahl an Mit g lieder n . Aber m i r kom m t es darauf an, daß m ögli c hst a lle Ha u ptdar s teller beitrete n , sonst werden wir nie Druck auf die Produzenten ausüben können.«
    »Nun, ich fühle m ich gesch m eichelt, daß S ie m ich unter die Hauptdarsteller rechnen, wo ich gerade erst von den serials weg bin«, sagte Carla, »und Ihre Argume n te leuchten m ir ein. A ber m an kann m ich genauso schnell wieder zu den serials z u rück v ersetzen, und dann nützt Ihnen m e in Beitritt wenig.«
    Karloff schüttelte den Kopf. »Nicht doch. Jedes Mitglied ist wichtig.«
    »Ung e m ein tröstlich, aber nicht sehr hilfreich, um seinen Lebensunterhalt zu bestreit e n, Boris«, warf Lugosi sarkastisch ein. »Eine Stunde im Mu m i enspielen und darin, wie m an Jacks Make-up überlebt, wäre nützlicher. N och besser, eine Lektion darin, wie m an Ja c k überlebt. Man hat m i r Frankenstein seinerzeit angeboten, aber die Aussicht auf vier Stun d en in Jack Pierces Kla u e n …«
    Er schauderte und wandte sich dann an Carla. »Aber das ist wirklich etwas, das Sie von Boris lernen können. Die Kunst, m it den Leuten zurechtzukom m en. D a s hilft selbst bei Produzenten, die einen entlassen wollen, unge m ein.«
    Mit einer entschiedenen Geste leg t e Karloff sein Besteck nieder.
    »Es besteht kein Grund, bitter zu werden. W ie du sagtest… du hast Frankenstein abgelehnt.«
    Das Schweigen, das daraufhin einkehrte, hing bedrückend in der Luft, bis John Landis nervös lacht e . »Na, zum Glück ich m eine, können Sie sich das vorstellen? G r af Dracula als Frankensteins Monster? Ich m eine…«
    Carla, die ihm gegenüber saß, trat ihm auf den Fuß, und e r verstum m t e, nicht ohne ihr einen vo r wurfsvollen Blick zuzuwerfen. Ver m utlich würde er nach der Rückkehr zum Set wieder d a m it anfangen, dem Regisseur in den Ohr e n zu liegen, daß die K a m eraeinstellungen ihn als den Helden bevo r zugen sollten und nicht sie als die Schurkin. L ugosi schaute weder zu Landis noch zu Karloff, sondern auf seine Hände, während er m u r m elte: »Ja, sehr ko m i sch.«
    Beim Anblick der sehr langen, wei ß en Finger, die unruhig auf d e m Tisch trom m elten, fiel Carla plöt z lich ein, an wen sie Lugosis Körpersprache ge m ahnte: an Eleonore. Eleonore, kurz bevor sie sich zurückzog, um sich etwas Morphium zu spritzen. Das war nicht unbedingt ein Indiz, das genügte, um Lugosi zu verdächtigen, ebenfalls süchtig zu s ein, ab e r e r tat ihr l ei d, also beschloß sie zu versuchen, die At m osphäre bei Tisch etwas zu verändern.
    »Hat Ihre Gewerkschaft schon…«, begann Carla, tat so, als ließe sie ihr Englisch im Stich, und wandte sich an Lugosi m it der Bitte, ihr auszuhelfen. »Ein Program m ? Eine Charta? Ich würde si e ger n e lesen, bevor ich entsc h eide, ob ich beitrete.«
    Karloff nickte, erleichtert, daß der unangenehme Mo m ent verflogen und sie wieder beim The m a w a ren. »Gewiß. Geben Sie m ir Ihre Adresse, dann lasse ich es Ihnen schicken.«
    Eine allge m eine Suche nach Z etteln begann, bis Carla sich entschloß, ihre Anschrift

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