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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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angelangt, m it d e m er sich duzte. Im m er noch blieben die dunklen, leeren Augen auf Robert gerichtet, als er in einem ka m eradscha f tlichen, f ast herzlichen Ton f all, der seine öster r eichische Herkunft stärker als sonst durchklingen ließ, sagte:
    »Egon, m ir ist da etwas zu Ohren gekommen, in Zusam m e nhang m it der Aufräu m aktion gestern. Euch sind in Berlin zwei von der Bande entgangen. Die Na m en lauten Burle und Egenrieder, und sie halten sich in einer W ohnung in der Leuvenallee 32 versteckt.«
    Seit seinem Sprung von der Treppe bei der Pre m iere von Jud Süß hatte Robert nichts Derartiges m ehr i m provisieren m üssen, so wie jetzt, als er nach dem Schock der E rkennt n is a u s seiner gelassenen Haltung hochschnellte, sich auf P h ilipp stürzte und ihm den Telefonapparat aus der Hand riß, zu spät, um den entscheidenden Satz noch zu verhindern.
    »Sie können natürlich versuchen, Ihre Freunde ebenfalls telefonisch zu warnen«, sagte Philipp ungerührt. »Es w äre sicher be sser für Sie, wenn sie vor Ihrer Wohnung und nicht d a rin verhaftet werden. Vielleicht geschieht sogar ein W under, und sie können noch rechtzeitig f lie h en.«
    Bis zu diesem Augenblick hatte er Philipp nicht wirklich gehaßt; selbst die Machtde m onstration bei der Pre m iere von Iffland hatte nicht dieses würgende, weißglühende Gefühl ausgelöst, das ihn jetzt schüttelte. Er stand nahe genug bei Philipp, um seinen Atem zu spüren, doch er widerstand mühs a m der Versuchung, auf den Mann einzuschla g en; das er s te M al, daß e r so etwas tun wollte. Es g ab W ichtig e res.
    Er hatte den Hörer auf die Gabel g esch m ettert. Jet z t nahm er ihn auf und nannte der Telefonistin v o m A m t seine Berliner Num m er. Philipp b e o bacht e te ih n , während R obert darauf wartete, daß je m and in Berlin an den App a rat ging. Er wartete vergeblich; ver m utlich waren die b eiden zu ä n gstlich, um auf diese Art je m andem ihren Aufenthaltsort zu verraten. Nach dem vierzehnten Läuten kam ihm ein ande r er Ein f all. Di e s m al ließ er sich m it Astrid v erbi n den, der Her m iade, die sei n er Adresse am nächsten wohnte. Angesichts ihrer eigenen Erfahrungen m it Verhaftungen war es viel verlangt, aber ihm kam kein anderer Ausweg in den Sinn.
    »Astrid, h i er ist Robert. Bitte g eh s o fort zu m einer W ohnung, oder schick deinen Mann. H a ns und ein Freund sind dort, und gleich auch die Polizei. Sag ihnen, sie sollen verschwinden, so schnell sie können, je m and hat sie angezei g t … Ja… Ja… Ich weiß… Vertrau s t du… Gut… Ja. Ja, das w erde ich.«
    Das m onotone Dröhnen in seinem O h r klang eine W eile weiter, bis er registrierte, daß sie a u f gelegt h a tte. Der Hö re r e n tglitt s e inen ta u ben Fingern. W enn sie nicht rechtzeitig ka m , waren zwei Menschen verloren, nur weil Robert König sich soviel auf seine Menschenkenntnis einbildete. Er schaute zu P hilipp und hatte das Gefühl, ihm werde schlecht.
    »Das«, sagte Philipp leise und heftig, »war eine W arnung m einerseits. Sie sind tatsächlich fast so klug, wie Sie glauben, und vielleicht stim m t jedes W ort von de m , was Sie behauptet haben. Aber Sie haben etwas übersehen. Vielleicht bra u che ich Sie, um m ich für lebendig zu halten, doch Ihren ganzen Anhang brauche ich ganz gewiß nicht. W enn Sie das nächste m al versuchen, m ich für Ihre Zwecke einzuspannen, sollten Sie vorher Ihre Liste entbehrlicher Freunde durchgehen.«
     
    Lieber Halef entschuldige, wenn ich Deinen Brief nur sehr kurz beantworte. Zwei meiner Freunde (einen kennst Du: Hans von der Tontechnik) sind verhaftet worden; s i e befinden sich nicht in einem regulären Gefängnis, sondern in einem Lager in der Nähe v on Dachau. Es ist meine Schuld. Mit g r oßzügiger B eihilfe durch Deinen König Pluto. Die Details erfährst D u, wenn ich es fertigbringe, sie aufzuschreiben. Ich war noch nie so froh, Dich meilenweit weg zu wissen, und gleichzeitig bringt die Leere mich manchmal fast um, besonders jetzt, wo ich m i ch selbst kaum ertrage.
    Was Deine Frage angeht: Wir werden immer unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob man mit Freunden schlafen sollte, mein Schatz. Du brauchst Dir nicht sicher zu sein, daß Du sie liebst, es genügt, daß es Dich glücklich macht, mit ihr zusammenzusein. Auf alle Fälle erscheint es mir ve r nünftiger, mit Freunden ins Bett zu gehen als mit Feinden… Entschuld i ge, das ging unter die Gürtellinie. Was Deine

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