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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Befürchtungen betrifft: Du bist nicht ihre Ärztin, und ein Versuch macht einen n och nicht zu einer in s t a bilen Pers ö nlich k eit, die ständig am Abgrund steht, zumal Du sie sonst als ausgesprochen selbständig beschreibst. Also n i mm, was das Leben Dir bietet, oder will s t Du für den Rest D e iner Tage im Zölibat leb e n?
    Nein, ich habe Rappaccinis Toc h ter nicht gelesen. Umgekehrt brauchst D u Deinen F ontane auch nicht mehr aufzufrischen, die UFA hat m i r den Film ruiniert, und sollte er je den Weg nach Amerika finden, verbiete ich Dir, ihn anzuschauen… zumindest die letzten zehn Minuten. Versprich mir, daß D u vor dem Schluß gehst. Aber dieses The m a ist auch einen eigenen Brief wert, den ich gerade jetzt nicht schreiben kann. Wenn ich G l ück habe, träume ich heute nur von schneidwütigen Produzenten und nicht von Hans und Walther. Sam
     
    Tennis zu s pielen war e twas, das Carla e rst in A m erika le r nte, ursprünglich von einem der Stuntl e ute, weil sie in einem der serials als mordende Lady m ehrere Tennisszenen hatte. Sie fand heraus, daß es ihr Spaß machte, und begann nach Sie keh r t zurück, Unterricht zu neh m en. In einem Sportgeschäft war sie Fra n ces Marion wiederbegegnet, der Drehbuchautorin, die sie nach Genevieves Beerdigung eingeladen hatte, und m ittlerweile tra f en sie s i ch ein m al in der W oche auf dem Tennisplatz. F r ances war durch jahrelange Übung bei weitem die bessere Spielerin, und als sie bei einem dieser Treffen Ball um Ball verschlug, wußte Carla, daß etwas nicht stimmen konnte.
    »Entschuldigung«, sagte die ältere Frau, nachdem sie ein weiteres Mal e i nen e i n f achen B a ll ins Netz geschlagen hatte. »Ich bin heute einfach nicht in der richtigen Ver f assung. Es liegt an diesem entsetzlichen F i as k o m it der Guten Erde.«
    Carla hatte sich da m it abgefunden, die Gelegenheit verpaßt zu haben, in diesem Fi l m m i tzuspiele n , und sie war auch sehr zufrieden m i t Rappa c cinis Tochter. Der Film hatte zw a r kaum mehr m it Nathaniel Hawthornes Kurzgeschichte zu tun als die Schwarze Katze m it der von Edgar Allan Poe, aber es handelte sich in dem üblichen unhei m lichen Rah m en um eine faszinierende Dreiecksgeschichte zwischen V ater, Tochter und deren Verehrer, und sie konnte bei einem m in i m a len Make-up, ein Detail, das ihr nach der Tortur m it der Mu m i e besonders am Herzen lag, ihre eigenen Kräfte be m ü hen, um sich zu verwandeln. Überdies erw i es sich Bela Lugosi als eine i mm ense sch a uspielerische Herausfor d erung; er gehörte zu den Leuten, die anderen m it einigen Gesten oder nur einem Blick die Szene stehlen konnten, und obwohl er ihr nicht d i e gleiche Ehrfurcht einflößte, wie W erner Krauß oder Max Reinhardt es getan hatten, war sie zutiefst beein d ruckt. Anders als Krau ß , lernte sie ihn auch privat kennen. Es stellte sich heraus, daß seine Frau an dem Tag, als er sie während der langen Maske abgelenkt hatte, die S cheidung eingereicht hatt e ; kurz vorher war ihm m itget e ilt worden, daß Karlo ff s Na m e und nicht seiner bei Die Schwarze Katze über d e m Titel genannt werden würde. »Kurzum«, sagte er, als er Carla wieder ein m al zu einem Drink einlud, »wir brauchten an d e m Tag beide etwas, das uns auf andere Gedanken brachte.«
    Sie m ochte Lugosi m it seinem zynischen Hu m or und den gelegentlichen Te m p era m entsau s brüchen und nahm die Zusam m enarbeit m it ihm als die Sahne auf der erfre u lic h en Torte, di e Rappaccinis Tochter für sie d arstellte. Ja, sie war g l ü cklich m it Rappacci n i u nd sei n er Tochter aber von der Guten Erde zu hören interessie r te sie trotzdem auf die gleiche Art, wie sie sich fra g te, was eigentlich aus dem Kleid geworden war, das Philipp ihr hatte schenken wollen und das sie zurückgewiesen hatte.
    Frances brauchte eine Zuhörerin, und es dauerte nicht lange, bis Carla die G eschic h te a u s ihr her a usholte. Frances Marion war m ehrfach verheiratet gewesen, ein m al verwitwet und zwei m al geschieden, und m it ihrem dritten Mann, dem Regisseur George Hill, besta n d nach wie vor ein freundschaftlic h es Verhältnis. Er war Alkoholiker über das Quantum hinaus, das Holly w ood bereit war zu akzeptieren, und um ihm zu helfen, hatte Frances ihren Ein f luß bei Irving Thalberg genutzt, um ihm die Regie für Die Gute Erde zu verschaffen.
    »Es half«, sagte Frances. »Er begei s terte s i ch s o für das Projekt, vom ersten Mo m ent an, als ich

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