Unter dem Zwillingsstern
Schulter tippte. Sie zuckte zusa mm en.
»Ich bin’s.«
»Lucy«, sagte Carla erleichtert zu ihrer hei m lichen Favoritin unter den Nakamura-Kindern, »du weißt doch, daß du an der Haustür läuten und nicht über die Terrasse kom m en sollst. Was m einst du, wo z u es Klingeln gibt ? «
»Für die Zeugen Jehovas. Außerdem war off e n. Du mußt absperren, wenn du nicht willst, daß je m and über die T errasse reinkom m t«, sagte Lucy sachlich, dann versc h ränkte sie die Ar m e und musterte Carla e n ttä u scht.
»Ziehst du da s a n ?«
Carla lachte und schaute auf ihr ausgewaschenes Kleid hinunter.
»Nein, das trage ich nur, solange ich noch Stühle verrücke und Getränkekisten aus dem K e ller hochhi e ve. W eißt du was, du kannst m ir dabei helfen!«
»Ich habe dir schon beim U m z ug geholfen«, meinte das Mädchen listig, »dies m al helfe ich dir nur, w enn du Ma m a überredest, daß ich bis zum Schluß auf deiner Party bleiben darf!«
»Ah, Erpressung. Aber warum bist du hier, wenn nicht, um m ir zu helfen ? «
Lucy schlug sich an die Stirn.
»Oh, das hatte ich vergessen. Es ist ein Brief für dich angeko mm en.«
Aus der Vordertasche ihres Kitt e ls zog sie eines der beigen Kuverts, wie si e Jea n -Pierre verwendete, um Rob e rts Briefe w eiterzuschicken. C arla fiel ein Stein vom Herzen, wie im m er, w e nn Post eintraf. Es war eine greifbare, sichtbare Bestätigung, daß es ihm gutging.
»Ach, und Nancy m eint, sie könne heute abend nicht kommen.«
» W as?«
»Sie hat Kopfweh. Ich habe ihr gesagt, daß sie ganz schön d u mm ist, wo du doch Graf D r acula und F rankensteins Monster eingeladen hast, aber…«
Carla warf einen Blick auf die Uhr, die in der K üche stand, ein riesiges Modell in Rosarot, das sie a m üsierte, weil es ihr so se h r a m erikanisch erschien.
»Lucy, vergiß das m it den Kisten, die sind nicht so schwer. Aber du m ußt m i r einen Riesengefallen t u n.« Sie lief zu dem Tisch, wo sie ihr Schr e ib p apier u n ter g ebrac h t hatte, legte Roberts Brief zu den anderen in eine Schublade, nahm e i n Blatt heraus und schrieb hastig: Bitte komm. Du bist der wichtigste Gast, und ich muß mit Dir sprechen.
»Sei ein Schatz, und bring Nancy das, so schnell du kannst.«
Sie hatte da m it gerechnet, daß die Naka m uras als erste kä m en, also war sie überrascht, um kurz vor sieben Lugosi vor der Haustür zu finden.
»Ein Star kom m t i m m e r zu spät«, sagte der Ungar, »also versteck m ich bitte, d a m it die L e ute k e inen f alschen Ei n druck bek o mmen, bis zu m ein e m stil g e m äßen Auftreten u m neun.«
Er reichte ihr eine Orchidee. »Für die Gastgeberin.«
Sie wußte, daß er an d iesem Tag ebenfalls ni cht im Studio gebraucht wurde, und vermutete, daß er sich in seinem leeren Haus einsam fühlte. Es war seine drit t e oder vierte Scheidung, soweit sie wußte, aber das m achte es sicher nicht leichter.
»Danke, Bela.«
Sie schwatzten eine W eile über den Fil m , und er klagte über den Regisseur, U l m er, m it dem er häuf i ger aneinandergeriet.
»Mein Akzent, im m er hackt er auf m einem Akzent heru m ! Er hört sich auch nicht wie ein Yankee a n. Ein teutonischer Diktator, das trifft es sch o n eher. In de r Schwarzen Katze hatten wir einige ungarische Statisten, und natürlich habe i c h kein Englisch m it ihnen geredet. Das hat ihn wohl gestört, j e de nf alls m acht er e in Gesi c ht wie drei Tage R egenwetter und schi m pft dann: ›Ihr verdam m ten Ungarn, wir sind hier in A m erika, also sprecht deutsch‹.«
Carla grin st e, doch noch ehe sie dazu ka m , ihrerseits ei n e U l m er-Anekdote beizusteuern, läutete es erneut. Dies m al standen die Naka m uras vor der Tür, vollzählig. Bis auf Nancy.
»Es tut m ir sehr leid«, erklärte Mr. N aka m ura, »aber m eine Tochter Reiko leidet unter Kopfsch m erzen, die i h r Ers c heinen n i cht zula s sen.«
Der Abend verlor etwas von seinem Glanz, während sie Gast um Gast begrüßte und feststellte, daß sie wütend war. Nicht traurig oder schuldbewußt, sondern wüt e nd. Sicher, sie war Nancy monatelang ausgewichen… aber trotzdem war sie wütend. Nach einer W eile stellte sie fest, waru m . Sie haßte es, zurückgewiesen zu werden, und sie hatte fest da m it gerechnet, d a ß Nancy begeistert auf jede Ouvertüre ihrerseits eingehen würde. Plö t zlich erinnerte sie s i ch an Roberts Gesicht im Schein der Straße n laterne, als sie seinen Heiratsa n trag abgelehnt
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