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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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nachdenklich. Ich m öchte nicht, daß du deine Seele verlierst, Robert, bitte, tu m i r das nicht an.«
    »Nein, Martin, du m öch t est, daß ich ein Held bin«, entgegnete Robert, und D r . Gold m ann registrierte den Gebrauch des V orna m ens ohne Überraschung, denn es wurde ihm klar, daß sie zum ersten Mal in ihrem Leben ein Gespräch als gleichberechtigte Erwachsene führten, nicht als W underkind und B e wunderer, Vo r m und und Mündel oder Vater und Sohn. »Ich bin kei n er. Schurkenrollen haben m ir i mm er m ehr gelegen.« E r be m erkte endlich, daß seine Tochter ihn am Ä r m el zupfte, und seufzte.
    »Aber ich werde wohl mein Möglichstes tun m üssen, nicht wahr ? « Martina begriff nicht viel von dem Gesprächsinhalt, sie erkannte nur am Ton, daß der schlim m e Moment vorbei war. Um ganz sicherzugehen, bat sie ihren Vater, Dada Gold m ann nicht zum Weinen zu bringen, und war nicht w eiter überrascht, als er lachte. So re a gierte er auf die m eisten ihr e r Bitten. Er versicherte ihr, k eine der a rti g en Absichten zu h aben, reic ht e sie an D a da weiter und fing da m it an, Radieschen und Brotkrü m el aus ihr e n Ohren und ihrer Nase zu zaubern, etwas, das sie im m er ä r gerte, d e nn sie haßte die Vorstellung, voller Brotkrü m el und Radieschen zu s t ecken. Aber dies m al krüm m te und wandte sie sich nur ein bißchen, w e il es die Traurig k eit aus Dada Gold m anns Gesicht vertrieb. Dann hörten sie Ma m a zurückkom m en, und sie m achte sich erleichtert los, um ihr entgegenzurennen.
    Man sah Monika an, daß sie die Gunst der Stunde und das seltene Angebot ihres Mannes, Martina zu beaufsichtigen, genutzt hatte, um zum Friseur zu gehen. Ihre frisch o ndulierten Haare fielen in sanften Wellen zurück, und ihre Nägel verrieten, daß auch eine Maniküre tätig gewesen war. Sie hatte in den letzten Jahren etwas Gewicht verloren, was ihr stand. Trotz d e r m angelnden W är m e ihr gegenüber hatte Dr. Gold m ann sie stets für eine schöne Frau gehalten, und von einem rein ästhetischen Standpunkt gefiel ihm der Anblick, den sie bot. Hatte sie vor, Robert heute abe n d ins Theater zu begleiten? Offenbar nicht, denn sie machte kei n e Anstalten, ihren Mann zu begrüßen, obwohl sie Dr. Gold m ann höf l ich zunickte. Sie ließ sich von Martina erzählen, daß Papa schon wieder Din g e aus ihrer Nase geholt hatte, säuberte dem Mädch e n das Gesicht und die Hände und beauftragte es, ihre Handtasche n a ch oben in ihr Schlafzimmer zu bringen. E r st dann, als das Kind v e rschwunden war, wandte sie sich an Robert.
    »Ich habe vorhin eine deiner Verehrerinnen getroffen«, sagte sie, weder besonders feindselig noch a ngriffslustig, nur m it einem Unterton von Zynis m us. » W ie es scheint, haben sie und ich jetzt dieselbe Friseuse. Ich soll dir ausrichten, du möchtest sie bitte unbedingt besuchen, sie brauche dringend deine Hilfe. Ganz ehrlich, Robert, das stellt selbst für dich einen n e uen Höhepunkt an Vulgarität dar.«
    »Darf ich fragen, um wen es sich handelt?« gab Robert unbeeindruckt zurück. Monika m achte eine verächtliche Handbewegung.
    »Dieses blasse Ding, das deine Freundin Carla nachah m t, Elfi Bach m aier.«
    Dr. Gold m a nn hatte Anstalten ge m acht, s i ch di skret zurüc k zuziehen und Martina abzufangen, bevor sie von ihrem kleinen Botengang zurückkehrte, doch nun blieb er überrascht in der Küchentür stehen. Er war sich zie m lich sicher, daß Robert seit einiger Zeit ein Verhältnis m it Astrid hatte, der Mitarbeiterin, die zu Beginn des Dritten Reichs einige Zeit im Gefängnis gewesen war, nun m it ihm an dem im m er wieder den Gegebenhei t en anzupassenden Drehbuch für Endlos feilte und im übrigen als seine A g entin fungierte. Er hegte auch den Verdacht, daß Robert und sei n e derzeitige Bühnenpartnerin ein oder zwei Nächte m itei n ander ver b racht hatten. Aber obwohl er der derzeiti g en Ehefrau von Philipp Bach m aier n i e b egegnet war, hielt er es für m ehr als unwahrschei n lich, daß Robert sie überhaupt näher kannte, geschweige denn auf die inti m e W eise, die Monika unterstellte. Anscheinend w aren das für Robert ebenfalls Neuigkeiten. Einige Sekunden lang schaute er aufrichtig verblüfft drein. Dann verschloß sich sein Gesicht wieder. Für je m anden, der ihn so gut kannte wie Martin Gold m ann, war es o ffensichtlich, daß er überlegte, ob sich ein Protest, er habe keine A ffäre m it Elfi Bach m aier, lohnte, und sich dann

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