Unter dem Zwillingsstern
m u r m elte eine Reihe nichtssagender Phrasen wie »Es wird ja wi e der gut«. S c hlie ß lich s c hniefte s i e u nd löste s i ch wieder von ih m .
»Es i s t m i r s o pei n lich«, sagte sie und biß sich auf die Lippen. »Aber ich schaffe es nicht m ehr, ich h a lte es nicht m ehr aus, i c h werde noch verrückt, und Sie sind der einzige, der m i r helfen kann. Ich bring’s noch nicht ein m al über m i ch, m einer besten Freundin davon zu erzählen. Und Philipp hat keine Freunde, keine echten, keine, die ihn so kennen wie Sie.«
»Ich weiß, bei unserer ersten Begegnung habe ich einen anderen Eindruck erweckt«, antwortete Rob e rt behutsam, »aber inzwischen müßten Sie doch wisse n , daß Philipp und ich nicht befreundet sind.«
Sie war wirklich erwachsener gew o rden; statt zu protestieren oder gekränkt über die ursprüngliche Täuschung zu sein, gab sie zurück:
»Ja, aber Sie kennen ihn.«
Sie wandte sich ab. Auf der Fensterbank stand ein niedriges, aber breites Intarsienkästchen. W ährend sie es aufsperrte und etwas herausholte, stellte Robert f est, daß sich in dem Raum wenig verändert hatte, wie überhaupt in dem ganzen Haus. W enn er h i er leben m üßte, würde er es völlig neu e inrichten, a b er El f i war dazu wohl zu scheu und Philipp zu fixiert a u f das Bestehende.
Sie drehte s i ch wieder u m . W as s i e in den Händen hielt, hatte er noch nie gesehen, nicht auf diese Weise, nur ein m al kurz auf die Leinwand p r oji z ie r t, in ei nem Fil m , der inzwisch e n auf beiden Seiten des Atla n tik nicht m ehr gez e igt w e rden durfte. Trotz d em begriff er sofort, worum es sich handelte. Es war die Toten m aske, die Genevieve Beresford von Carla hatte anfertigen lassen.
»Und Sie kennen sie«, sagte Elfi Bach m aier. » W arum haben Sie m i ch nicht gewarnt? Irgend je m and hätte m i ch warnen müssen. Ich bin nicht besonders klug, ich weiß das, aber so dumm war ich selbst da m als nicht, daß ich ihn geheiratet hätte, wenn m i r jemand die W ahrheit er zählt h ätte.«
Robert entschied, daß etwas Nüchte r nheit vielleicht m ehr half als Mitgefühl.
»Vielleicht. Aber ro m antisc h e Mä d chen sehen so etwas e h er a ls Herausforderung an. Im übrigen habe ich Sie erst kennengelernt, als Sie bereits verheiratet w aren, und die übrigen L eute, die davon wußten, hielten es wohl für eine Affäre unter vielen.«
Es war, gelinde gesagt, verstör e nd, Carlas Konterfei und diese junge Frau, die eben f alls n ach ihrem Vorbild m o dellie r t wo r den war, gleic h zeitig zu sehen. In gewissem Sinn hatte Monika recht. An der ganzen Angelegenheit w ar etwas Krankhaftes.
»Anfangs dachte ich auch, es sei ro m antisch«, erwiderte Elfi traurig. »Da glaubte ich nä m lich noch, es sei die Schwester, se ine er s t e Frau. Die tote Liebe, die er nie vergessen kann. Dann hat m i r je m and Marian n e a u f einem Photo gezeigt, u nd ich wußte, das hier ist Carla. Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie das ist, so tun zu müssen, als sei m an ein anderer Mensch ? «
Es war ganz und gar nicht ko m i sch, aber Roberts perverser Sinn für Hu m or m achte es ihm schwer, die plötzliche E rheiterung niederzukä m p fen.
»Gewissermaßen. Es ist m ein Beruf, wissen Sie.«
»Ja, natürlich.« Einen Mo m ent lang wirkte sie verlegen, dann ärgerlich. »Aber Sie m üssen es nicht die ganze Z eit tun. Nicht ständig. Sie können nach Hause gehen, Sie haben noch etwas, das echt ist. Ich habe nichts m ehr, gar nichts m ehr. Ich trage Kleider wie sie, trage m eine Haare wie sie, trage ihr Parfü m , und…« Sie kä m pfte m it sich. Sie schaute auf die Maske, und Robert fragte sich, warum sie das zerbrechlic h e Ding n i cht einfach zerstörte. Er an ih r er S telle hätte e s getan. Aber wenn sie die Art von Frau wäre, die es sich nicht gefallen ließ, als leben d iges Gegenstück zu einer Maske heru m z ulaufen, hätte s i e sich schon län g st wieder v o n Philipp scheiden la s sen. Nicht, daß er der Richtige w a r, um Ratschläge in b ez ug auf f ällige Scheidungen zu erteilen.
»Ich verstehe schon«, sagte er, um ihr die letzte Erklärung zu ersparen. Anders als Carla und er w a r sie intime Geständnisse nicht gewohnt.
»Aber ich verstehe es nicht! W enn er von ihr redet, dann klingt es überhaupt nicht so, als ob er sie liebte. Eigentlich verkörpert sie doch genau das, was er haßt. Aber wis s en Sie, darum geht es gar nicht m ehr. Eigentlich ist es m ir gleich, waru m , ich
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