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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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em Theater, noch seine eigene Variation d i eser Szene drohte. Nic h t, daß er sich je Sor g en um Monikas Leben s willen g e m a cht h ä tte. Aber es w a r bedeutend leichter, m i t anderer Leute unglücklichen Ehefrauen zurechtzukom m en, als m i t der eigenen, gegen die m an, selbst wenn m an ihr Unglück ver s tand, einen i mm ensen Groll he g te. Als Philipp schließlich etwas sa g t e, zuckte er zusam m en, nicht weil der Mann überhaupt redete, sondern weil er genau das aussprach, was Robert gerade dachte.
    »Die Hölle, das sind i mm er die anderen.«
    » W i e bitt e? «
    »Das sagte ein m al ein junger Franzose zu m i r, der sich für einen Philosophen hielt. Ich glaube, er hatte recht. Sie nicht ? «
    »Teilweise. W i r haben auf jeden F a ll ein Talent dazu, uns unsere eigene Hölle zu erschaffen.«
    Zwei Sätze ohne versteckte Bel e idigung hintereinander. War es möglich, daß Philipp Bach m aier versuchte, m i t ihm so e t was wie eine Unterhaltung zu führen?
    » W as«, fragte Philipp, und sei n e Stimme klang rauh, »tun Sie dagegen? Gegen Ihre Hölle ? «
    Der dritte S atz, und all m ählich begaben sie sich auf gefährliches Territoriu m . Kurzfristig zog Robert in Erwägung, dem G a nzen m i t einer spöttischen Be m erkung ein E nde zu bereiten. E t was von seinem Innenleben zu zeigen, und nun gar diesem M ann, gehörte definitiv n i cht zu de m , was er gepla n t h a tte. Aber er w ar zu neugierig, wie weit Philipp das Gespräch noch führen würde und ob der Mann tatsächlich i m stande war, sich läng e re Z eit wie ein Mensch zu geben.
    »Ich verteile sie an andere Personen weiter, das ist ein Berufsvorteil, könnte m an sagen. Ein Landsmann von Ihnen soll ja behaupten, daß Schizophrenie und Kreativität den gleichen W urzeln entspringen; ich habe das Buch nicht gel e s e n, ich ziti er e nur je m anden, der ihn ziti e rte.«
    » W er?«
    »Freud«, erwiderte Robert und war t ete auf einen Kom m en t ar über die »jüdische W i ssenschaft der P s ychoanalyse«, wie sie von den Organen der NSDAP genannt wurde. Philipp sagte jedoch nichts, und nach einer kleinen W eile fügte Robert hinzu:
    »Einer der Gründe, warum m i ch die Regie noch m ehr als das Schauspi e l e n aus f üllt, i s t, daß ich dieser spe z iellen Hölle dabei gänzlich entkom m e. Etwas zu schaffen, das über das eigene Ich hinausgeht. Gleichzeitig alle anderen zu Gliedern der eigenen Phantasie zu m achen und dabei ihre Phantasien zu nutzen. Sie können sich nicht vorstellen, was das für ein Gefühl ist.«
    »Vielleicht. Ich bilde m ir ein, an et w as t e ilzune h m en, etwas m it in die W ege geleitet zu haben, das ü b er m ein eigenes Ich hinausgeht und Bestand haben wird.«
    Jähe Ernüchterung über f iel Robert g l eic h zeitig m it der a lt e n Abneigung. Man verlasse sich auf P h ilipp Bach m a i er, die Beschreibung von Regie auf seine gütige Mithil f e am Dritten Reich u m zuwandeln. Das Schli mm ste war, mu t m aßlich hatte er nicht ganz unrecht, doch um diese Phantasie auszuagieren, starben Menschen.
    »Aber es ge nügt nic h t«, fuhr Philipp fort, »und manch m al frage ich m i ch… ich frage m i ch…« Er brach ab. »Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.«
    » W ie Sie meinen.«
    Inzwischen waren sie bei der M a xi m ilianstraße angelangt. Robert erwog, Philipp zu bitten, ihn in die Hildegardstraße vor den Künstlereingang zu fahren, aber er ließ es sein. Die Lust an weiteren Nadelstichen w ar ihm vergangen; er hoffte nur, dem L a mm n i cht m ehr geschadet als genutzt zu haben.
    Kurz ehe P hilipp anhielt, fragte er plötzlich, nicht herausfordernd, sondern beinahe ver s tört: » W arum wollten Sie wirklich m it m ir spreche n ?«
    »Um Ihrer F r au zu helfen«, erwiderte Robert. Das Licht des Theaterfoyers m e ngte sich m it dem der Straßenlaternen und erhellte Philipps Gesicht, und plötzlich begriff er etwas.
    »Sie sind es nicht gewohnt, m it je m a ndem zu reden, der nichts von Ihnen will, nicht wahr? Philipp, P h ilipp, S i e sind schon ein bedauernswerter S chweinehund.«
    Er öffnete die Beifahrertür, lief um das Auto herum und fand sich von einigen Bewunderern u m ringt, d ie ihn he u te abend sehen wollten und sofort erkannten. Der Mercedes blieb noch eine W eile am Rand des Bürgersteigs stehen, doch als Robert sich von den Autogram m jägern befreit hatte und endlich das Theater betrat, war der W a gen verschwunden.
     
    Hedda Hopper gehörte nicht zu der Handvoll weiblicher

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