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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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will nur, d a ß es endlich aufhört, und dabei müssen Sie m i r helfen.«
    Ein Teil v o n ihm kom m entierte, da ß ihn nichts, wirklich nichts verpflic h tete, ausgerech n et für dieses Paar den Eheberater zu spiele n , doch er sprach es nicht laut aus. Sie erinnerte i h n an ein Tier in der Falle. Den g leic h en gehetzten Ge s ic h tsausdr u ck h atte Maria n ne auch gehabt. Der gute Philipp verwendete vielleic h t nicht die gleic h en Methoden w ie sein Schwiegervater, doch auf seine Ehefrauen wirkte er offenbar nicht weniger zerstöre r isch. Außerdem wußte Robert, wie er sich gefühlt hatte, wenn ihn sein Vater und Dada Gold m ann als wandelndes Ver m ächtnis seiner Mutter behandelten, und das alles brachte ihn dazu zu bleiben, statt sich m it einer m ehr oder weniger taktvollen E ntschuldigung zu verdrücken.
    »Sie sollten sich selb e r hel f en. Das ist m ein voll e r Ernst. Lassen Sie sich scheiden, oder verlassen S i e ihn einfach. Das wäre das Beste für Sie beide.«
    Sie legte ihre freie Hand auf den B a uch und begann wieder zu weinen.
    »Ich kann nicht.«
    Zu allem Überfluß erin n erte s ie ihn jetzt auch n o ch an sei n e eigene Frau, die wesentlich i n telligent e r, a ber auf ihre W eise nicht weniger gefangen war. Innerlich fluchte R obert; Schuldgefühle waren das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
    »Sie müssen m it ihm reden.«
    »Mein liebes Kind«, sagte er auf seine beste überlegene P ädagogenart, die er sich bei Jean-Pierre ausgeborgt h a tte, »er hört nicht auf m i ch. Um e s ganz klar auszudrücken, er verabscheut m ich, und ich bringe ihm die gleichen herzlich e n Gefühle entgegen. Die Gespräche, die wir gelegentlich führen, dienen der Bestätigung dieser funda m entalen Tatsache.«
    Noch m ehr Tränen; es war ungerecht, bodenlos ungerecht, daß die Frauen eine Waffe hatten, m it der sie einen derart erpressen konnten, selbst wenn m an sie kaum kannte. Er scha u t e auf seine U hr. Noch zwei Stunden, dann m ußte er sich bei den K a m m e rspielen einfinden.
    » W ann kom m t er nach Hause ? « fragte Robert resigniert.
     
    Der Merce d es sa m t Chauffeur und Philipp h atte kaum Zeit anzuhalten, denn Robert hatte es m ittle rw eile wir k lich eilig. Als der W agen vorfuhr, wartete er, bis der Chauffeur ausgestiegen war, schob ihn beiseite und ließ sich auf den Fahrersitz fallen.
    »Heil Hitler«, sagte er, während er den Motor wieder a n li e ß. » W ie geht es Ih n en, Philip p ? Irgendwelche neuen Denunziationen? W i rd es bald wieder ein paar von die s en wundervollen neuen Gesetzen gebe n ? Ich will doch h offen, daß m an Mäzene wie Sie im voraus unterrichtet.«
    » W as zum Teufel tun Sie hier ? «
    » W onach sieht es au s ? Ich entführe Sie, um m i ch an Ihnen zu rächen. Meine Freunde im Untergrund warten schon, sie hatten schon lange nicht m ehr die Chance, einen Kotzbrocken Ihrer Klasse zu foltern.«
    Er konnte im Rückspiegel erkennen, daß Philipp keine Miene verzog.
    »Nein, um die W ahrheit zu sagen, ich bin hier, um Ihnen einen Gefallen zu erweisen, aber ich habe es eilig, ich w arte schon ewig auf Sie, und das wenigste, was Sie Ihrerseits für m ich tun können, ist, m ir Ihren Mercedes zu leihen, da m it ich rechtzeitig im Theater aufkreuze, bevor der ar m e Udo einen Herzinfarkt bekom m t.«
    Er begann, Spaß an der Angelegenheit zu haben. Die Autos, m it denen er sich auskannte, waren kleiner und älter und ließen sich m i t diesem eleganten Vehi k el nic h t v e rgleichen. Es wäre eine Schande, die höheren Gänge nicht auszuprobieren, solange der Verkehr es noch zuließ; in der Innenstadt g ab es k e i ne Mö g l i c hk e i t d azu.
    » W er Ihrer Bekannten s teckt d ies m al in Schwierigkeite n ?« fragte Philipp und legte die Aktentasche, die er in der Erwartung, gleich auszusteigen, in die Hand genommen hatte, wieder n eben sich auf den Rücksitz.
    »Sie glauben doch nicht ernstha f t«, sagte Robert kalt, »daß ich Sie noch ein m al um Hilfe bitte, wenn es um einen Freund geht. Das spare ich m ir a uf , wenn ich je m anden loswerden will . «
    Der Gedanke an die beiden Mensch e n, die sich seinetwegen jetzt in der nationalsozialistischen Variante eines Straflagers befanden und dort weder für Post noch für Anwälte erreichbar waren, so daß er nicht wußte, ob sie überhaupt noch lebten, stieg wie ein Brechanfall in ihm hoch, und er bemühte sich, ihn niederzukä m p fen. Sp ät er. Später. Für alles würde die Zeit kommen.

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